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Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Titel: Im Mondlicht (Phobos) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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dieses ETWAS wissen, dass er kürzlich noch hier gewesen war? Vielleicht war das alles nur ein Zufall, beruhigte Daniel sich selbst, aber er konnte sich nicht überzeugen.
    Er folgte Lin.
    Lin hatte kaum die Drehtüre durchschritten, als sie trotz der sparsamen Beleuchtung Herwig sah. Sie konnte es nicht fassen. Sollte er hinter alle dem stecken? Sie drängte sich durch die Menschenmenge zielstrebig auf Herwig zu. Sie wollte es jetzt wissen.
    Aber Herwigs erstaunter Blick, als er ihrer ansichtig wurde, überzeugte sie sofort davon, dass er nicht der Urheber dieses Treffens war.
    "Das ist ja ein Ding !", dröhnte er los. Er musste seine Stimme schon kräftig erschallen lassen, um die in seinen Ohren ätzende Rap-Musik zu übertönen. "Was machst du denn hier? Ich dachte schon, dich gäbe es gar nicht mehr."
    "Das könnte ich dich auch fragen", erwiderte Lin. "Aber wir sollten wirklich einiges besprechen. Es gibt da ein paar ganz rätselhafte Dinge."
    Eine unangenehm aufgedonnerte Frau fortgeschrittenen Alters rempelte Lin an. Sie drückte ihr einen säuberlichen Zettel, etwa in der Größe einer Visitenkarte in die Hand.
    Lin sah die Alte fragend an.
    "Das ist für Sie, ganz bestimmt, ich irre mich nicht", sagte die Frau.
    Lin blickte auf das kleine, weiße Viereck in ihrer Hand: "Zimmer 15 ist für Euch gemietet. Bitte, geht schon hinauf!"
    "Zimmer 15?", sagte Lin. Und: "Für Euch?", fragte sie sich selbst.
    Die Aufgedonnerte ergriff Lins Hand und zog sie in das Getümmel. Lin sah Herwig an, zuckte etwas hilflos die Schultern und bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung mitzukommen. Herwig folgte Lin ohne zu Zögern. Irgendwas ging ab heute Nacht und was es auch sein mochte, bestimmt war es besser als ein weiterer Streit mit seiner Frau. Als sie die Treppe hinaufstiegen, sah Lin auf der Tanzfläche fünf junge, mit silbernen Plastikstreifen bekleidete Frauen an ein riesiges Netz gefesselt, das schräg gegen die Decke gezogen war. Sie bemühten sich, aufreizend rhythmisch in ihren glänzenden Fesseln zu zucken. Männer mit Spinnenköpfen begannen die Seile des Netzes halsbrecherisch zu erklimmen. Der Saal war sehr voll.
    Die Frau zog Lin auf der Treppe weiter. Lin stolperte mehr, als dass sie stieg, weil der Lederrock wirklich sehr eng war und die hochhackigen Schuhe auch nicht gerade ihre Trittsicherheit erhöhten. Sie erreichten den oberen Flur. Eine unerwartete und unnatürliche Stille umgab sie.
     
    *****
     
    Daniel bewegte sich gerade durch die Drehtüre, als Lin und Herwig auf der Treppe waren. Er sah die beiden sofort. Auch Daniels erster Gedanke war, dass Herwig vielleicht hinter alledem stecken könnte. Aber wie zum Teufel hätte er davon erfahren können? Sollte ihm Lin vielleicht...
    Plötzlich wurde Daniel ganz kalt. Vielleicht hatte ihn Lin im Autokino doch erkannt. Und sie versuchte jetzt mit Herwig gemeinsam, den Spieß umzudrehen, ihm gewissermaßen das Spiel aus der Hand zu nehmen.
    Der winzige Augenblick des Mitleids, der letzte Funke Fürsorge für Lin zerstob in Nichts. Stattdessen begann blinder Hass in Daniel aufzuflammen.
    Die Aufgedonnerte kam wieder die Treppe herunter. Sie ging direkt - soweit das in diesem überfüllten Laden möglich war - auf Daniel zu. Er sah, dass sie abstoßend schlecht geschminkt war. Sie wirkte so aufgetakelt, dass es für eine Nebenrolle in Irma la Douce locker gereicht hätte. War das Absicht? War für andere das Abstoßende gerade anziehend?
    Daniel machte sich klar, dass die meisten seiner Kollegen auch nicht verstanden hätten, was er an diesem Laden anziehend fand. Er schüttelte den Kopf, um seine grüblerischen Gedanken zu verscheuchen.
    "Was willst du?" , fauchte er die Frau an.
    "Suchen Sie vielleicht eine junge, hübsche Frau in einem schwarzen Lederrock, gefolgt von einem großen, männlichen Mann, der aussieht, als könnte er mit einer Hand Parkuhren verbiegen?", fragte sie in einem unangenehmen, sarkastischen Ton.
    "Genau!", entfuhr es Daniel.
    "Ich habe etwas für Sie." Die Mundwinkel der Frau verzogen sich dermaßen, dass Daniel das Gefühl hatte, in dieser Bewegung alle Verachtung und allen Ekel, der ihre Erfahrungen mit Männern kennzeichnete, erkennen zu können. Die Stärke dieses Ekels traf Daniel wie ein Brett ins Gesicht. Welche Art von Männern schaffte es, mit einer Frau, die so voller Ekel steckte, Sex zu haben?
    Die Frau überreichte ihm ein schmales längliches Paket. Daniel sah die Frau überrascht an. Gehörte das mit zum Spiel? War es noch

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