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Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Titel: Im Mondlicht (Phobos) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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er sagte: "Ich rätsele schon die ganze Zeit daran herum, wie ich seine kämpferische Überlegenheit, sein Übermaß an Kraft, Brutalität und Entschlossenheit wett machen könnte. Und die einzige Schwachstelle, die mir aufgefallen ist, ist seine Machoart."
    "Ich bin mir sicher, dass Sie das richtig sehen" antwortete Efraine. "Und Machos haben immer eine Schwäche, die man nutzen kann."
    Kern sagte: "Janett erwähnte etwas von diesem Elton John Song, der Dermatt immer die Tränen in die Augen trieb…"
    "Ja, genau, jetzt fällt es mir auch wieder ein: Can you feel the love tonight. Und immer wenn er dann heulte, war er ein böser Junge und ich musste ihn schlagen." Kern überlegte laut: "Und da wäre es doch spannend zu erfahren, wie das Dermatt-Monster auf diese Musik reagiert."
    "Wollen Sie ihn mit einem Ghettoblaster überraschen?", fragte Efraine amüsiert. "Viel besser! Viel besser!", murmelte Kern.
     
    *****
     
    Gegen Abend machte sich Kern auf den Weg von der Klinik an der Schlossstraße zum Burgplatz, an dessen Ende das Haus der Bilumés zu finden war. Er sprang nur noch eben in der Mertensgasse vorbei. Er hatte mit den Leuten in der Billardkneipe noch einiges zu besprechen.
    Eine knappe Stunde später stand er vor dem schmiedeeisernen Tor, hinter dem sich eine Art Park öffnete. Jedenfalls war das Grundstück, auf dem das Haus der Bilumés stand, erheblich größer, als ein normaler Garten. Das Haus war dunkel und wirkte verschlossen.
    Kern fröstelte. Aber dann fasste er sich doch ein Herz, öffnete das Tor und näherte sich der Eingangstür. Sah er das richtig? Sie stand einen Spalt breit offen. Kern drückte die Türe ganz auf, und schon im Flur empfingen ihn die ersten Waffen. Er persönlich stand auch nicht auf Hirschgeweihe, die Präsentation von Gewaltopfern. Aber Waffen wirkten auf ihn einfach noch etwas unangenehmer, aggressiver. Sie sind ja eine Art Drohgebärde potentieller Täter. Waffen in Bodenständern, in Vitrinen, an der Wand hängend. Er betrat den Empfangsraum. Ein riesiger Sessel stand dort an der gegenüberliegenden Wand. Aber er stand verkehrt herum, mit der Lehne zum Raum hin. Das Wesen, das ihm schon einmal so entsetzlich zugesetzt hatte, saß dort und starrte in den leeren Kamin. Kern konnte das Gesicht nicht sehen, erkannte aber sofort die dreieckige Kopfform.
    "Ein kleiner Augenblick der Ruhe vor dem nächsten Mord?", fragte Kern.
    Die Gestalt antwortete nicht und rührte sich nicht. Kern bewegte sich etwas seitwärts, zum Fenster hin. Er hielt auf jeden Fall respektvollen Abstand.
    Kern sah auf die Uhr. Es war fast 22.00 Uhr. Da klang ein Gong auf. Jemand war an der Türe.
    Die Gestalt im Sessel rührte sich nicht.
    Kern ging zur Tür und öffnete. Es war Ephraim, der Keyboarder, mit vollem Equipment. Dahinter sah Kern noch Germ, den Bassisten, den E-Bass auf dem Rücken und mit beiden Händen einen Bassverstärker schleppend. Am Tor tauchte jetzt Sigrid auf. Sie trug s chwer an dem Gitarrenverstärker, einem Koffer mit weiterem Equipment und ihrer E-Gitarre.
    "Nur herein in die gute Stube!", tönte Kern und versuchte mit aufgesetzter Fröhlichkeit seine Angst zu überdecken. Sie schleppten alles in den Empfangsraum.
    Die Gestalt im Sessel rührte sich nicht.
    Die Band baute alles auf, als ginge es um eine normale Probe.
    "Hallo, Herr Schwertträger!", sprach Kern das Wesen im Sessel an.
    Sigrid ließ die ersten Töne auf der Gitarre erklingen, Ephraim gab seinem Keyboard einen klaren Piano-Klang. Germ stimmt den Bass.
    Tatsächlich erhob sich die Gestalt aus dem Sessel, richtete sich zu voller Größe auf und wandte sich den Musikern zu.
    Kern schnappte sich das Mikrofon, das Sigrid ihm anreichte. Es gab eine hässliche Rückkopplung. Aber Sigrid pegelte mit dem kleinen Mischpult sofort die richtige Lautstärke ein. Kerns klare Stimme ertönte jetzt mit etwas Hall unterlegt: "Lieber Herr Dermatt! Von einer gemeinsamen Freundin habe ich erfahren, dass Sie Elton John so lieben."
    Eine Bewegung durchlief die riesige Gestalt, schwer einzuschätzen, was sie zu bedeuten hatte.
    "Wir haben uns gedacht, es würde Sie freuen, wenn wir Ihnen heute Nacht ein Ständchen bringen würden", fuhr Kern fort.
    Der Riese fasste hinter seinen Kopf und begann, das schon bekannte Schwert aus der Scheide zu ziehen.
    "Lass gehen!", wandte sich Kern an Ephraim. Der Keyboarder begann etwas unsicher mit dem Intro. Und dann begann Kern Elton Johns Lied: "Can you feel the love tonight" zu singen:
    "There's

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