Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)
war die Gattin eines Maklers gewesen, der nun buchstäblich von der Bildfläche verschwunden war. Das letzte Mal wäre er im Hause Bilumé gesichtet worden, das er zum Verkauf stellen sollte. Die Adresse war angegeben. Das Haus der Bilumés erschien auf dem Zeitungsfoto unheimlich, hintergründig, geheimnisvoll. In einem Kommentar weiter unten erging sich ein Journalist über diesen merkwürdigen Sachverhalt von politischen Taten im Rotlichtmilieu.
Efraine und Kern sahen sich an. "Ob ich mal mit Janett sprechen sollte?", begann Kern. "Ob sie schon zu sprechen ist?", entgegnete Efraine.
"Ich versuche es", sagte Kern, und schon war er auf dem Flur. Gerade als er fünf Zimmer weitergegangen war, öffnete sich die Tür und eine Krankenschwester verließ den Raum. Kern konnte gerade einen Blick ins Krankenzimmer werfen und erkannte das dunkle Gesicht von Janett. Sie sah sehr mitgenommen aus. Ihre Schönheit war durch etliche Schwellungen beeinträchtigt. Auch die Verbände um den Kopf und den Oberkörper trugen nicht zur Verbesserung ihres Aussehens bei. Auf dem Foto in der Zeitung hatte sie weitaus fröhlicher ausgesehen. Aber das war Janett, ohne Zweifel. Dermatt suchte ein paar Türen weiter die Toilette auf. Dann war er wieder auf dem Flur, betrat geradezu lautlos Janetts Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
"Bitte erschrecken Sie nicht. Ich weiß, Sie haben eine Menge mitgemacht. Aber ich muss Ihnen ein paar Fragen zu Dermatt stellen." Kern sprach sie leise und rücksichtsvoll an.
Sie wandte sich ihm ganz langsam und vorsichtig zu. Es war offensichtlich, dass ihr jede Bewegung weh tat.
"Ich komme von Efraine. Sie liegt nur ein paar Zimmer weiter den Gang runter" ergänzte Kern.
"Hat das Schwein sie auch erwischt?" Janetts Stimme klang schwach und krächzend.
"Er hat sie ziemlich verletzt, aber sie ist wieder über den Berg."
"Gut", sagte Janett, und man hörte ihr ihre Erleichterung an. "Sie müssen ihn finden! Und machen Sie ihn fertig!", sagte sie eindringlich. Es wirkte ein bisschen gespenstisch, dass sie so verletzt, so wütend werden konnte. Janett erzählte ihm in wenigen Worten, was ihr passiert war. Sie erwähnte, wie der Angreifer ihren Revolver verdreht hatte. Sie erwähnte auch, dass Dermatt nur noch entfernt wie Dermatt aussah. Er war jetzt größer, schwerer, stärker und brutaler.
Aus einer Eingebung heraus fragte Kern: "Sagt Ihnen der Name: Bilumé etwas?"
Etwas verdutzt sah sie Kern an. "Bilumé", sagte sie nachdenklich. "Ja, so ein älterer, stattlicher Mann. Er war einige Male bei mir. Schien sehr wohlhabend zu sein. Er ging großzügig mit seinem Geld um. Habe schon länger nichts mehr von ihm gehört. Dermatt erwähnte einmal, er hätte sein Haus besichtigt."
"Irgendetwas ist mit diesem Haus", murmelte Kern.
"Wenn Sie sich trauen, gehen Sie doch mal hin!"
" Und wenn ich den Schwertträger da antreffe? Wissen Sie, als Kämpfer habe ich keine Chance gegen ihn. Wo ist seine Schwachstelle?", fragte er Janett.
"Ich fand, er verhielt sich sehr aufgeblasen. Vielleicht verleiten Sie ihn zu irgendetwas, in dem Sie besser sind? Vielleicht rühren Sie ihn mit irgendetwas an, gegen das er sich nicht wehren kann. Bei Dermatt musste ich ganz oft: ' Can you feel the love tonight' von Elton John auflegen. Er fing dann regelmäßig an zu heulen."
Kern versprach, sich das zu überlegen. "Ganz sicher werde ich dann wieder kommen und Ihnen berichten." Er verabschiedete sich. Janett nickte nur. Sie war erschöpft, und außerdem hatte sie solche Versprechungen schon oft gehört.
Kern ging den Gang entlang und betrat wieder Efraines Zimmer. "Und, wie geht es ihr?", fragte sie sofort. "Eher mäßig würde ich sagen. Aber sie wird es bestimmt überleben." Efraine atmete auf und ließ sich entspannt ins Kissen sinken. Sie bat ihn, das Radio anzumachen. Sie hörten schweigend Musik. Dann brachte der Sprecher die Nachricht, dass ein Priester in der Basilika ermordet worden war. Er erwähnte kaum Einzelheiten. Aber es war für Efraine und Kern mit Händen zu greifen, dass es sich bei dem Täter um den mutierten Dermatt handelte. Zunächst schwiegen sie betroffen. Dann erzählte Kern Efraine von dem Gespräch mit Janett. Er erzählte auch, dass Janett ihn sozusagen beauftragt hätte, das Haus der Bilumés aufzusuchen, um dort vielleicht irgendetwas zu finden, das ihn zu dem veränderten Dermatt führen könnte.
Efraine sah ihn festen Blickes an: "Trauen Sie sich?"
Kern umging die direkte Antwort, indem
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