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Im Morgengrauen

Im Morgengrauen

Titel: Im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Béchar
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meines Vaters abwarten wollen. Des Weiteren bat mich Oma, die Kleider meiner Mutter durchzusehen, und alles, was mir gefiel, aus dem Schrank zu nehmen. Sie wollte endlich Platz schaffen. Ich hoffte, sie würde keine Lücke entstehen lassen. Yannick, der zwei Kleidungsstücke meiner Mutter kannte und von beiden begeistert war, wollte unbedingt den Schrank mit mir nach vergrabenen Schätzen durchsuchen.
    Während ich mich später zum Reiten umzog, telefonierte Yannick im Garten. Er legte auf, als ich mich ihm näherte. Seinen leuchtenden Augen nach zu urteilen, hatte er ebenfalls eine gute Neuigkeit. Oh Mann! Wie er mich wieder anschaute! Der Kopf ein wenig zur Seite geneigt, ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen … Wäre ich nicht bereits in ihn verliebt gewesen, wäre ich ihm in dieser Sekunde verfallen.
    „ Habt ihr was vereinbart?“, wollte ich wissen.
    „ Vielleicht.“
    „ Hör auf, mich auf die Folter zu spannen.“
    „ Du hast die Frechheit, mir das zu sagen!“
    „ Komm schon!“
    „ Du zuerst. Du hast von drei Überraschungen gesprochen.“
    „ Okay! Ich fang schon mal mit dem Urlaub an. Es war eigentlich geplant, dass ich den ganzen August mit meinem Vater, Marie und Manuel in Spanien verbringe.“
    „ Manuel?“
    „ Ja, Papa hatte ihn gefragt, ob er uns begleiten wollte. Wahrscheinlich als Dankeschön dafür, dass er sich um Aquila gekümmert hat, als ich bei meiner Großmutter war. Ich habe nichts davon erzählt, weil ich schlicht versucht habe, es zu verdrängen. Die Tatsache, dass er Manuel eingeladen hatte, machte das Ganze auch nicht gerade leichter. Jetzt mit meiner Narbe kann ich auf keinen Fall dahin.“
    „ Sie kommt wie gerufen, was?“, meinte er sarkastisch. War er etwa verärgert? „Ich fragte mich schon, wann du davon sprechen würdest.“
    „ Du hast es gewusst?“
    „ Marie hat es mal erwähnt.“
    „ Und wieso hast du nichts gesagt?“
    „ Ich wollte es von dir hören. Wahrscheinlich habe ich befürchtet, du könntest etwas sagen, was mir nicht gefallen könnte.“
    „ Du dachtest doch nicht, ich würde ohne dich nach Spanien gehen?“
    „ Keine Ahnung, was ich dachte … Eigentlich habe ich versucht es zu verdrängen, genau wie du. Und dein Vater weiß schon Bescheid?“
    „ Nein, aber meine Großmutter kümmert sich darum, sobald wir in Paris sind. Sag mal, deine Begeisterung hält sich aber in Grenzen.“
    Ich schmiegte mich an ihn, streichelte seinen Rücken unter seinem T-Shirt.
    „ Was machst du da? Willst du mich etwa verzaubern?“
    „ Wenn das der einzige Weg ist, ja. Es scheint zu funktionieren. Alle Mittel sind recht, um dir ein Lächeln zu entlocken. Küss mich!“
    „ Hexe!“
    Er ließ mir keine Gelegenheit zu antworten.
    Nach seinem Kuss zog ich ihn an der Hand: „Komm! Aurelie und Manuel satteln bereits die Pferde. Jetzt bist du dran. Wann gehen wir nach Paris?“
    „ Was hältst du von morgen?“, wollte er wissen und stellte sich vor mich.
    „ Morgen?!“, wiederholte ich überrascht.
    „ Geht es dir zu schnell?“
    „ MIR nicht, ich dachte an meinen Vater.“
    Er würde keine Zeit haben, sich darauf vorzubereiten. Yannick wandte ein, dass er bereits seit zwei Tagen wusste, dass wir nach Paris wollten. In Anbetracht des Datums hielt er es dann doch für besser, noch einen weiteren Tag zu warten. Es sei denn, ich wollte mir die Parade vom 14. Juli angucken. Ich verzichtete. Die Vorstellung von Millionen Menschen, die am Nationalfeiertag in die Hauptstadt strömen, machte mir regelrecht Angst. Ich musste da nicht hin, Yannick auch nicht. Ich zog ihn wieder zum Zaun. Als ich zwischen zwei Brettern durchschlüpfte, fragte Yannick nach der dritten Neuigkeit.
    „ Ich habe die Beste für den Schluss aufbewahrt. Allerdings ist noch nichts sicher, aber es gibt einen Hoffnungsschimmer.“
    „ Sag schon!“
    „ Wir haben eine Lösung für …“
    „… Marie“, unterbrach er mich.
    „ Genau …“, fuhr ich verdutzt fort.
    „ Eliane“, fiel er mir ein weiteres Mal ins Wort.
    „ Woher weißt du das? Habt ihr darüber gesprochen?“
    „ Nein, aber ich habe sofort an deine Großmutter gedacht. Ich wollte nichts sagen, weil ich kein Recht dazu hatte. Es ist schließlich eine Familienangelegenheit. Im Grunde genommen hattest sogar du kein Recht, sie zu fragen. Der Entschluss musste von ihr kommen. Allerdings hatte ich mir vorgenommen, nach unserer Rückkehr ein wenig zu jammern, falls sich in der Zwischenzeit nichts in diese Richtung getan

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