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Im Morgengrauen

Im Morgengrauen

Titel: Im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Béchar
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der Küche beschäftigt war, lehnte jegliche Hilfe ab.
    „ Wie geht es Manuel?“, fragte ich.
    „ Gut! Ich glaube, er hat sich beruhigt. Er steht unter der Dusche. Der Arme hat viel Staub geschluckt ... Du solltest auch unter die Dusche … Du riechst … nach Liebe“, rümpfte sie die Nase.
    Sie hatte gezögert, den Satz zu beenden, und schon wurde ich rot. „Lauf ihm besser nicht über den Weg. Ich bin mir sicher, dass er eine feine Nase hat. Und ich habe keine weiteren Aufräumarbeiten für ihn, damit er sich abreagieren kann.“
    Ich flitzte hoch und legte mich auf die Lauer. Als die Tür seines Zimmers ins Schloss fiel, schlich ich unter die Dusche. Frisch und wohlriechend ging ich im karierten Hemd meiner Mutter zurück auf mein Zimmer. Geneigt, die getragenen Kleider in die Wäsche zu tun, schnupperte ich an meinem T-Shirt und roch ihn. Ich saugte den Duft tief in mich ein, ehe ich das Kleidungsstück unter mein Kopfkissen vergrub. Während ich meine Beine eincremte, klopfte es an der Tür. Manuel steckte seinen Kopf durch den Spalt: „Darf ich hereinkommen?“
    „ Klar.“
    „ Entschuldigung wegen vorhin. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, das war albern. Kannst du mir verzeihen?“
    „ Schenk mir dein schönstes Lächeln, dem kann ich nicht widerstehen.“
    „ Wenn das bloß wahr wäre.“
    „ Körperlotion? Ich habe jede Menge zu verschenken“, lenkte ich ihn ab.
    Bevor er überhaupt antworten konnte, hatte ich überschüssige Creme auf seine Nase und auf seine Arme geschmiert.
    „ Du kleines Luder!“
    Manuel bückte sich, um Körpermilch von meinem Schenkel abzustreifen. Die landete in meinem Gesicht. Ich schabte die restliche Lotion von meinem Bein ab, konnte ihn jedoch nicht damit erwischen, denn er hatte meine Handgelenke gepackt und schaute mir tief in die Augen … bis meine Großmutter rief: „Kinder, wir essen!“
    Er küsste meine Stirn und meinte: „Du riechst gut.“
    „ Du auch“, rief ich stolz, als ich seine Wange erwischte, kaum dass er meine Hände freigelassen hatte.
    „ Du bist ein richtiges Biest!“
    Lachend rieb er sich die Lotion in die Haut ein und verließ gut gelaunt das Zimmer. Ich beeilte mich, etwas anzuziehen, und folgte ihm in die Küche.
     

    Nach dem Essen gingen wir zur Felswand zurück, ausgerüstet mit einer Decke, Sonnencreme, Büchern, Wasser und Keksen. Nicht zu vergessen die Kreide, die ich Marie geklaut hatte. Etwas Besseres hatte ich ja nicht, ich besaß weder Chalk noch Magnesia.
    „ Willst du dort übernachten?“, fragte Manuel neckisch, als er auf die Decke zeigte.
    „ Ich möchte mir die Beine bräunen lassen. Es wäre schön, wenn sie ein bisschen Farbe bekommen würden, bevor wir nach Spanien fahren, und ich mag es gar nicht, wenn mir das Gras an den Waden kitzelt.“
    „ Und ich dachte schon, dass du heute Nacht in meinen Armen unter freiem Himmel schlafen wolltest.“
    „ Träum du nur weiter. Da!“, ich reichte ihm den Rucksack mit der Decke obendrauf.
    „ War ja klar, dass ich den ganzen Kram tragen darf.“
    „ Na ja, wenn man schon einen starken Mann zur Hand hat, sollte man es ausnutzen.“
    „ Weiber!“
    „ Ich kann ja auch mit dem Mofa fahren und du kommst zu Fuß nach.“
    „ Nein, nein. Nichts erfreut mich mehr, als den Packesel für dich zu spielen.“
    An meiner Lieblingsstelle angekommen, breitete ich die Decke aus, trank einen Schluck Wasser und zerbröselte eine Kreide in meiner Hand.
    „ Willst du jetzt klettern?“, fragte Manuel halb überrascht, halb entsetzt.
    „ Ja klar, JETZT. Sicher nicht, nachdem ich mich eingecremt habe.“
    „ Aber du willst doch nicht da hoch?“ Er zeigte auf den Vorsprung im Fels, von dem Yannick uns beobachtet hatte. Dieser befand sich zirka sechs Meter über uns.
    „ Ich weiß noch nicht. Vielleicht. Yannick meint, die ersten Meter sind die schwierigsten.“
    „ Er hat aber auch von einem Seil gesprochen.“
    „ Okay, keine Bange! Ich gehe nicht bis ganz nach oben. Zufrieden?“
    „ Nein, das wäre ich erst, wenn du das mit deinem Yannick machen würdest.“
    „ Habe ich da richtig gehört? Du wärst glücklich, wenn ich etwas mit ihm zusammen unternehmen würde?“
    „ Hör auf, Salz in die Wunde zu streuen. Du weißt ganz genau, wie ich das meine. Wenn ich könnte, würde ich ihn zum Teufel jagen.“
    „ Okay, du hast Recht, entschuldige. Es ist aber kein Grund, ständig solche Sprüche von dir zu geben. So, ich gehe jetzt und ich verspreche dir, vorsichtig zu

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