Im Morgengrauen
Nein, mit den Augen. Weißt du, dass du schöne Beine hast?“
Ja, Yannick hat es mir auch schon gesagt
, wäre es mir fast herausgerutscht, ich konnte mich gerade noch bremsen.
„ Wenn du weitermachst, ziehe ich meine Hose an und es wird das letzte gemeinsame Sonnenbad gewesen sein.“
„ Das glaube ich nicht“, sagte er schmunzelnd.
„ Wie? Das glaubst du nicht.“
Diese Selbstsicherheit, die für ihn so typisch war. Woher nahm er sie schon wieder?
„ Dein Vater hat mich gefragt, ob ich nächsten Monat mit euch nach Spanien möchte.“
„ Sieh mal an … und du hast natürlich ja gesagt.“
„ Natürlich, ich lasse mir sowas doch nicht entgehen. Wer weiß, vielleicht finde ich eine schöne rassige Spanierin … In der Hoffnung, dass sie nicht so kompliziert ist, wie eine bestimmte Französin.“
Ich wollte nicht an Spanien denken, und schon gar nicht mit meinem Vater und Manuel. Als sein Kopf dem meinen immer näher kam, wandte ich mich ab und versuchte weiterzulesen. Es dauerte nicht lange, bis ich ein Kitzeln am Arm spürte. Leicht genervt legte ich mein Buch beiseite.
„ Manuel, meinst du nicht, dass wir für Spielereien im Heu, mit Creme oder Gras ein bisschen zu alt sind?“
„ Nein, überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Wovor hast du Angst? Dass es dich erregt … dass du die Kontrolle verlierst?“
„ Vielleicht“, gab ich flüsternd zu, mehr für mich als für ihn.
„ Siehst du! Deshalb warte ich.“
Ich verdrehte nur die Augen und kramte die Packung Kekse aus der Tasche: „Iss was! So bist du wenigstens beschäftigt.“
Das Lesen gab ich allerdings auf, Manuel hätte mich ohnehin wieder gestört. Ohne ein Wort schauten wir uns lange an. Manchmal streichelte er meine Hand, manchmal lächelte er.
„ Woran denkst du?“, wollte ich wissen.
„ Du wirst wieder böse sein.“
„ Dann sag es lieber nicht.“ Langsam aber sicher fand ich seinen Blick aufdringlich. „Gut, dass Yannick nicht da ist. Heute hätte ER allen Grund, dich mit den Augen zu erschießen.“
„ Meine Augen ziehen dich nicht aus … ICH betrachte mir nur dein Gesicht.“
„ Als würde das einen Unterschied machen. Tatsache ist, dass du … Na ja, ich hätte gerne, dass du damit aufhörst.“
„ Wäre ich heute Morgen nicht da gewesen … hättest du seinen Blick genossen?“
„ Was soll das?!“
„ Antworte, bitte.“
„ Okay! Es hat mich nur gestört, weil du dabei warst. Zufrieden?“
„ Wie könnte ich das sein? Er darf … ich nicht.“
Es reichte mir, das Ganze führte zu nichts. Im Nu war ich auf den Beinen: „Komm, lass uns gehen! Es sei denn, du möchtest klettern.“
„ Nein, danke!“
„ Du solltest es versuchen. Ich bin mir sicher, es würde dir gefallen.“
„ Das bezweifle ich, ich bin weder eine Katze noch ein Affe.“
Da ich definitiv die Katze war, fragte ich mich, ob Yannick der Affe sein sollte.
„ Was hältst du davon, wenn wir morgen zu einem Wasserfall gehen? Da gibt es Felsen, die sogar DU ohne Mühe erklimmen kannst.“
„ Wenn du meinst.“
„ Wir gehen früh los und machen dort ein Picknick. Ich muss dich aber warnen, wir werden ein schönes Stück laufen müssen.“
„ Das macht mir keine Angst.“
Zu Hause angekommen, zog ich mich auf mein Zimmer zurück. Ich wollte einfach nur meine Ruhe haben und nahm mein Buch. Diesmal war es Yannick, der mich mit einem Anruf aus meiner Lektüre riss.
„ Lilly, bist du allein? Kannst du sprechen?“
„ Hi! Schön, deine Stimme zu hören! Ja, ich bin allein, was ist?“
„ Kannst du mir versprechen, mich bis zum Schluss anzuhören, ohne dich aufzuregen?“
„ Wieso sollte ich mich aufregen?“
„ Weil ich etwas sagen muss, was dir nicht gefallen wird.“
„ Dann sag es nicht.“
„ Es ist aber wichtig.“
„ Dann leg los! Ich höre.“
„ Mein Bruder hat dich verfolgen lassen.“
„ Was?!“
„ Ich habe es eben erfahren.“
„ Euer Gespräch von gestern Abend hat also nichts gebracht.“
„ Würde ich nicht so sehen. Er hat versprochen, dich in Ruhe zu lassen. Aber so schnell gibt er nicht auf: Er hofft nach wie vor, mich anwidern zu können. Ich habe eben Bilder von dir und Manuel empfangen.“
„ Und? ... Hat er’s geschafft?“
„ Was denn?“
„ Dich anzuwidern.“
„ Erzähle doch keinen Blödsinn!“
„ Wo ist dann das Problem?“
Mein Ton wurde immer schärfer, obwohl ich mich mehr über Jeremy als über Yannick ärgerte.
„ Könntet ihr das sein lassen?“
„
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