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Im Namen der Engel

Im Namen der Engel

Titel: Im Namen der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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irgendeine noble Anwaltskanzlei, die schon seit dem Bürgerkrieg in Savannah tätig ist?
    Und was wollen Sie eigentlich?
    Sie warf einen Blick auf die Uhr über dem Kaminsims; neun Uhr dreißig. Zu spät, um Professor Cianquino anzurufen, wenn auch offenbar nicht zu spät für Mr. Skinner. Sie erinnerte sich an einen Artikel über ihn, den sie mal in einer Zeitschrift gelesen hatte. Abgesehen davon, dass er auf pathologische Weise kamerascheu war, galt er als Nachteule, und es hieß, dass er nachts mit zwei bis drei Stunden Schlaf auskam. »Nicht dass ich das auch nur eine Sekunde lang glaube«, murmelte Bree vor sich hin. Das verriet ihr lediglich, dass der Mann eine PR-Firma hatte, die es schaffte, auch noch dem hartgesottensten Journalisten etwas vorzumachen. Sie setzte sich an den Tisch, schlitzte mit der Spitze ihres Fingernagels die Zellophanhülle auf und öffnete den kleinen Karton. Dann hielt sie verwundert inne und biss sich auf die Unterlippe.
    Die Bestandteile des Handys waren einzeln verpackt.
    Das Ladegerät steckte in einem verschlossenen Plastikbeutel. Desgleichen das Telefon. Und die Batterie.
    Wie war der Anruf dann durchgekommen? Und warum hatte sie die automatische Ansage gehört?
    Durch den Plastikbeutel hindurch drückte sie auf den Send-Button. Das Display blieb dunkel. Das Telefon selbst war stumm. Von Neugier gepackt, setzte Bree den Apparat zusammen und schaltete ihn ein. Das Display leuchtete auf und zeigte die Nachricht »Ein verpasster Anruf«. Bree drückte erneut auf den Send-Button, worauf eine Telefonnummer und der Name Skinner auf dem kleinen Bildschirm erschienen. Wieder drückte sie auf Send. Nachdem es drei Mal geklingelt hatte, wurde am anderen Ende abgenommen, und die Stimme eines jungen Mannes fragte: »Wer ist da?«
    »Hier ist Brianna Beaufort«, erwiderte Bree ziemlich verärgert. »Ich bin Rechtsanwältin. Wer spricht dort?«
    »Meine Güte«, gab die Stimme in angewidertem Ton zurück, um hinterher jemandem neben sich mitzuteilen: »Die Geier kreisen bereits.« Dann sprach die Stimme wieder ins Telefon. »Rufen Sie morgen früh wieder an. Noch besser wäre es allerdings, wenn Sie überhaupt nicht anriefen.«
    Bree biss sich heftig auf die Unterlippe, was ihr half, höflich zu bleiben. »Es tut mir leid, wenn ich Sie belästige, Sir. Ich reagiere nur auf einen Anruf, der auf meinem Handy eingegangen ist, von einem Mann, der sich als Benjamin Skinner vorgestellt hat. Könnte ich bitte mit ihm sprechen?«
    »Hier ist Grainger Skinner, sein Sohn. Mr. Skinner ist nicht zu sprechen«, sagte er barsch. »Wenn Sie etwas von der Familie wollen, schlage ich vor, dass Sie bis morgen warten.«
    »Mr. Skinner wollte aber unverzüglich mit mir sprechen«, erwiderte Bree in höflichem Ton. »Würden Sie ihm bitte ausrichten, dass ich ihn, so schnell es ging, zurückgerufen habe?«
    »Es war aber nicht schnell genug, Ms. Beaufort. Schalten Sie mal die Nachrichten an. Mr. Skinner ist heute Nachmittag in seinem Haus auf Tybee Island gestorben.«
    Vor Verlegenheit wurde Bree tiefrot. Skinners Anruf war ein Scherz. Ein Streich, den ihr jemand gespielt hatte. Am liebsten hätte sie sich unter dem Tisch verkrochen und neben Sascha gelegt. Sie schaffte es jedoch, tief durchzuatmen und zu stottern: »Sir, ich bedaure unendlich , dass ich sie bel …« Weiter kam sie nicht, weil der zu Recht irritierte Skinner junior auflegte.
    Es würde heißen, Salz in die Wunde zu streuen, wenn sie die Zehn-Uhr-Nachrichten einschaltete, um nähere Einzelheiten über Benjamin Skinners Tod zu erfahren. Nachdem sie sich ein Glas Wein eingeschenkt hatte, setzte sie sich aufs Sofa, um gewissermaßen zur Buße fernzusehen.
    Alle Sender brachten die Geschichte an erster Stelle. Die Tatsachen standen außer Frage. Der vierundachtzigjährige Benjamin Skinner war infolge eines Herzanfalls über Bord gefallen, als er mit seinem Sohn und seiner Schwiegertochter eine Segeltour gemacht hatte – und war im Atlantik ertrunken. Sie hatten ihn in die Villa zurückgebracht, die er sich auf Tybee Island hatte bauen lassen, doch wie die muntere Nachrichtensprecherin voller Nachdruck feststellte: »Alle Versuche, ihn wiederzubeleben, schlugen fehl.«
    Inzwischen war genügend Zeit vergangen, sodass die Reporter es geschafft hatten, ein paar Interviews mit Leuten aus Skinners Umkreis unter Dach und Fach zu bringen. Sein Tod hatte in keiner Weise bewirkt, dass man in der Geschäftswelt eine bessere Meinung über ihn bekam. Douglas

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