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Im Namen der Heiligen

Im Namen der Heiligen

Titel: Im Namen der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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konnten also nicht behaupten, man hätte keine Geduld bewiesen.
    »Nun denn!« Der Prior erhob sich und schüttelte seine Kutte aus, als wollte er die letzten Zweifel und einen Inkubus beseitigen. »Er war zu feige, um mit mir zu sprechen. Jetzt wird sein Widerstand die anderen nicht mehr beeinflussen. Gehen wir!«
    Die Sonne schien immer noch auf die kleine Kirche herab, vor der sich einige Dorfbewohner eingefunden hatten, um an der Abendandacht teilzunehmen. Aus dem dunkelgrünen Schatten des Waldes trat nicht Rhisiart, aber seine Tochter, in einem grünen Kleid, das widerspenstige Haar sorgfältig geflochten und mit einem Leinentuch bedeckt. Peredur folgte ihr auf den Fersen, die Hand besitzergreifend um ihren Ellbogen gelegt, aber sie schien ihn kaum zu beachten. Sie beobachtete die schweigende Prozession der Mönche, die sich von Huws Gartentor entfernte. Sekundenlang ruhte ihr Blick auf Cadfael, dann wandte sie sich um und blickte mit gerunzelter Stirn in den Wald, als würde sie auf jemanden warten.
    »Wo ist mein Vater?« fragte sie - leicht verwundert, aber noch nicht besorgt. »Ist er nicht mehr bei euch? Habe ich ihn unterwegs verpaßt? Ich ritt zu Cadwallons Haus und ließ mein Pferd dort im Stall stehen. Er war zu Fuß - und wenn er vor etwa einer Stunde von hier aufgebrochen wäre, müßte er längst daheim sein... Ich wollte die Messe besuchen und dann mit ihm nach Hause gehen.«
    Prior Robert hob erstaunt und ein wenig unbehaglich die Brauen. »Was sagt sie da? Soll das heißen, daß Rhisiart seinen Hof verlassen hat, um uns zu besuchen?«
    »Natürlich!« rief Sioned verständnislos. »Zumindest hatte er das vor.«
    »Er ist aber nicht gekommen. Wir haben seit der Mittagsstunde auf ihn gewartet. Bruder Richard wollte ihm entgegengehen - leider vergeblich.«
    Das verstand sie ohne die Hilfe Cadfaels, des Dolmetschers. Ihr Blick wanderte von einem Gesicht zum anderen, mißtrauisch und ärgerlich. »Sagt ihr auch die Wahrheit? Oder habt ihr ihn eingesperrt, damit er euch nicht daran hindern kann, die heilige Winifred aus ihrem Grab zu holen und nach Shrewsbury zu bringen? Er war der einzige, der euch im Weg stand. Und - ihr habt ihm gedroht!«
    Bestürzt umklammerte Peredur ihren Arm und zog sie näher zu sich heran. »Sei still, so etwas darfst du nicht sagen! Diese Mönche belügen dich sicher nicht.«
    »Wann ist dein Vater heute morgen von zu Hause weggegangen, mein Kind?« fragte Cadfael.
    Sie sah ihn an, und ihr Mißtrauen begann zu schwinden. Die schweigenden Zuhörer traten näher und lauschten aufmerksam - bereit, Sioneds Partei zu ergreifen, falls sie Unterstützung brauchte.
    »Eine gute Stunde vor zwölf. Er ging auf die Felder, denn er wollte eine Abkürzung benutzen, die etwa eine Meile von der Lichtung entfernt auf den Hauptweg stößt. Engelard begleitete ihn ein Stück. Er hatte in den Ställen auf der anderen Seite des Hügels von Bym zu tun. Dort sind zwei trächtige Kühe. Wahrscheinlich haben sie heute gekalbt.«
    »Wir sagen dir die Wahrheit, mein Kind«, versicherte Vater Huw. »Wir haben auf ihn gewartet - und er ist nicht gekommen.«
    »Was kann ihm nur zugestoßen sein? Wo ist er?«
    »Zu Hause«, sagte Peredur ohne Überzeugungskraft. »Wahrscheinlich hat er den Weg wieder abgekürzt, und deshalb hast du ihn verpaßt. Komm, gehen wir zurück.«
    »Nein! Warum sollte er nach Hause zurückkehren - ohne mit dem Prior zu sprechen? Und falls er das doch getan hat - warum so spät? Er hätte schon längst da sein müssen, bevor ich angefangen habe, mein Haar zu flechten. Wenn er sich tatsächlich anders besonnen hat. Und das hat er sicher nicht getan.«
    »Ich denke, diese Sache betrifft die ganze Gemeinde«, sagte Vater Huw, »und wir sollten alles andere zunächst hintanstellen - sogar die Abendmesse, solange wir Rhisiart nicht gefunden und uns überzeugt haben, daß es ihm gutgeht. Vermutlich handelt es sich nur um eine Kette von Mißverständnissen - doch damit können wir uns später immer noch befassen. Wir wollen uns trennen und alle Wege und Straßen absuchen, die er benutzt haben könnte. Sioned wird uns die Abkürzung zeigen. In diesen Wäldern wird er wohl kaum einem gefährlichen wilden Tier begegnet sein - aber vielleicht ist er gestürzt und hat sich verletzt. Womöglich liegt er irgendwo hilflos am Wegrand. Wirst du uns begleiten, Prior Robert?«
    »Selbstverständlich. Auch die anderen Brüder werden mitkommen.«
    Die älteren Leute suchten den Waldrand ab, während

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