Im Namen der Heiligen
des Prinzen verständigen.«
Bened hatte die ganze Zeit mit düsterer Miene auf die Leiche gestarrt, auf das Blut, das die Wunde umgab, den Schaft mit den gestutzten Federn. Langsam sagte er: »Ich kenne diesen Pfeil. Ich kenne auch seinen Besitzer - oder zumindest den Mann, dessen Zeichen der Schaft trägt. Wenn mehrere junge Männer in einem Haus zusammenleben, markieren sie ihre Pfeile, so daß kein Streit darum aufkommen kann. Seht ihr die Spitzen der Federn auf der einen Seite? Sie sind blau gefärbt.« Einige Dorfbewohner traten näher und hielten den Atem an - denn sie erkannten das Zeichen ebenso wie vorher Bened. »Es ist Engelards Pfeil...«, fuhr der Schmied fort, dann brachten ihn vier oder fünf gedämpfte Stimmen zum Schweigen.
Sioned hob den Kopf. Ihr Gesicht war wie erstarrt vor Entsetzen - dann verzerrten sich ihre Züge in plötzlichem Zorn. Ihr Vater war tot, sie konnte nichts anderes für ihn tun als trauern und auf Rache sinnen. Aber Engelard lebte und war so verletzlich - ein Ausländer, für den sich keine Verwandtschaft einsetzte... Sie sprang auf und schaute mit blitzenden Augen in die Runde. »Engelard ist der vertrauenswürdigste von den Männern, die meinem Vater gedient haben. Eher würde er sich die rechte Hand abhacken, als sie in mörderischer Absicht gegen meinen Vater zu erheben. Wer wagt zu behaupten, daß dies sein Werk ist?«
»Das habe ich ja gar nicht gesagt«, wandte Bened begütigend ein. »Ich habe nur festgestellt, daß dies sein Pfeil ist. Und Engelard ist der beste Bogenschütze weit und breit.«
Nun meldete sich eine andere Stimme zu Wort, keineswegs anklagend, sondern ganz sachlich. »Wir wissen, daß Engelard oft mit Rhisiart gestritten hat - wegen einer gewissen Sache.«
»Meinetwegen!«, rief Sioned erbost. »Sprich nur aus, was du denkst! Ich kenne die Wahrheit besser als ihr alle! Ja, es kam oft zu Auseinandersetzungen wegen dieser Angelegenheit - und nur deswegen! Trotzdem haben sie sich gut verstanden, und keiner wollte dem anderen etwas Böses. Wenn auch nur die geringste Gefahr bestanden hätte - glaubt ihr, der Zankapfel hätte das nicht rechtzeitig erkannt? Sicher, sie haben gestritten - aber sie haben einander mehr respektiert als irgendeinen von euch, und das mit gutem Grund!«
»Wer kann schon sagen, wie weit sich ein Mann um der Liebe willen von seinem Charakter entfernen kann?« fragte Peredur leise.
Verächtlich wandte sie sich zu ihm. »Ich dachte, du wärst sein Freund.«
»Das bin ich auch.« Peredur war blaß geworden, aber seine Stimme klang fest und unbeirrt. »Und was ich angedeutet habe, traue ich mir selbst genauso zu wie ihm.«
»Was ist mit diesem Engelard?« wollte Robert wissen. »Was haben sie gesagt?« Nachdem Cadfael den Wortwechsel wiedergegeben hatte, meinte der Prior im Vollgefühl seiner Autorität, auf die er hier keinen Anspruch hatte: »Nun, es sieht so aus, als müßte der junge Mann erklären, was er heute gemacht hat. Vielleicht waren andere mit ihm zusammen und können den Verdacht entkräften. Und wenn nicht... «
Bedrückt schaute Vater Huw in das trotzige Gesicht des Mädchens. »Er ist heute morgen mit deinem Vater weggegangen. Das hast du uns erzählt. Er hat Rhisiart über die Felder begleitet. Dann bog dein Vater in den Wald ab, und Engelard setzte seinen Weg zu den Kuhställen fort. Wir müssen die Leute befragen und herausfinden, ob irgend jemand deinen Vater sah, nachdem er sich von Engelard getrennt hatte. Ist jemand hier, der etwas dazu sagen kann?«
Niemand meldete sich. Die Schar auf der ovalen Lichtung wurde immer größer. Einige Leute, die sich auf ihrer Suche weiter entfernt hatten, waren erst jetzt eingetroffen und starrten erschrocken auf den Toten. Andere, die von Rhisiarts mysteriösem Verschwinden gehört hatten, waren vom Dorf heraufgeeilt. Vater Huws Abgesandter kam mit Jerome und Columbanus von der Kapelle zurück.
Keiner ergriff das Wort, um zu berichten, er hätte Rhisiart oder Engelard gesehen.
»Er muß verhört werden«, erklärte Prior Robert. »Und wenn er nicht zufriedenstellend antworten kann, muß man ihn festnehmen und dem Amtmann übergeben. Offenbar hatte dieser Bursche allen Grund, Rhisiart aus dem Weg zu räumen.«
»Allen Grund?« platzte Sioned heraus. Dann wurde sie feuerrot und sprach hastig auf walisisch weiter, obwohl sie schon zuvor verraten hatte, daß sie alles verstand, was hier auf englisch gesagt wurde - und obwohl die Ursache, um deretwillen sie ihr Geheimnis
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