Im Namen der Heiligen
verhandeln?«
»Ja«, erwiderte Cadfael, »aber er wird sich wohl kaum umstimmen lassen, denn er wurde zu schwer gekränkt. Doch er wird zum Essen kommen - und das ist immerhin etwas.«
»Die ganze Gemeinde wird es wissen, bevor ihr zur Pfarrei zurückgekehrt seid«, meinte Cai. »In dieser Gegend verbreiten sich die Neuigkeiten wie ein Lauffeuer. Sie stehen alle hinter Rhisiart. Wenn er den Plänen eures Priors zustimmt, werden die anderen auch einverstanden
sein. Nicht aufgrund eigener Überzeugungen, sondern weil sie ihm vertrauen. Er hat seinen Standpunkt vertreten, und sie wissen, daß er sich niemals anders besinnen würde, wenn er keinen stichhaltigen Grund hat. Redet ihm gut zu - dann wird er sich nicht mehr gegen eure Wünsche sträuben.«
»Meine Wünsche sind das nicht«, entgegnete Cadfael. »Ich werde nie und nimmer einsehen, warum ein Mann seine Lieblingsheilige nicht verehren kann, ohne ihre
Gebeine zu tätscheln. Aber heutzutage raufen sich die Klöster um solche Reliquien... Ein guter Met ist das, Cai.«
»Den hat unsere Annest gebraut«, verkündete Bened, sichtlich stolz auf seine Nichte, und strich liebevoll über ihre Schulter. »Und das ist nur eine von ihren Fähigkeiten. Der Mann, der sie mal heiratet, bekommt einen Schatz, und für mich wird das ein schwerer Verlust sein.«
»Vielleicht bringe ich dir einen tüchtigen Schmied ins Haus«, sagte das Mädchen lächelnd. »Das wäre doch kein Verlust für dich, oder?«
Inzwischen war es dunkler geworden, und die Geistlichen mußten aufbrechen, so gerne sie auch noch geblieben wären. Huw wurde immer unruhiger, weil er an Prior Roberts vermutlich rasch wachsende Ungeduld dachte und sich vorstellte, wie die hochgewachsene Gestalt im Garten auf und ab ging und nach den heimkehrenden Boten Ausschau hielt. »Wir sollten jetzt zurückreiten. Er wird schon auf uns warten. Kommt, Brüder, verabschiedet euch.«
Widerwillig aber pflichtbewußt erhob sich Bruder John. Der Reitknecht brachte die Pferde und das Maultier. Mit gefaßter Miene aber glänzenden Augen sagte John der kleinen Gesellschaft gute Nacht - mit sorgfältig prononcierten walisischen Worten.
Gelächter und gute Wünsche begleiteten die Reiter bis zum Hoftor. Deutlich war die helle, fröhliche Stimme des Mädchens herauszuhören, und Engelards englischer Gruß: »Gott mit euch!«
»Wer hat dir denn diese Grußformel beigebracht - zwischen dem Abend und der Nacht?« fragte Bruder Cadfael interessiert, als sie die dunkelgrünen Schatten zwischen den Bäumen erreicht hatten. »Bened oder Cai?«
»Keiner von beiden«, entgegnete Bruder John mit einem tiefen Seufzer der Zufriedenheit.
Es war wohl sinnlos, ihn zu fragen, wie sie das geschafft hatten, wo sie doch kein Englisch sprach und er nur ein paar Wörter Walisisch. Doch sie hatten sich wohl in einer Sprache unterhalten, die keiner Übersetzung bedurfte.
»Nun, man kann nicht behaupten, daß dieser Tag vergeudet war - wo du soviel Neues lernen konntest«, meinte Cadfael großmütig. »Hast du sonst noch etwas in Erfahrung gebracht?«
»Ja«, antwortete Bruder John versonnen. »Übermorgen ist Backtag bei Bened.«
»Geh schlafen, Prior Robert«, schlug Vater Huw vor und blickte auf die bleiche, gefurchte Stirn des großen Mannes, neben dem der ängstlich besorgte Unterprior Richard stand. »Rhisiart hat gesagt, daß er kommen und dich anhören wird. Er war sehr höflich und vernünftig.«
Prior Robert unterdrückte einen Seufzer der Erleichterung. Doch bevor er sie alle entließ, wollte er noch etwas wissen. »Hat er eingesehen, daß sein Widerstand nicht richtig ist? Wird er sich unseren Wünschen fügen?«
Die Brüder Jerome und Columbanus standen zitternd und hoffnungsvoll in einer Ecke des Raumes, die das schwache Kerzenlicht nicht erreichte. Solange die Situation noch zweifelhaft war, hatte man ihnen nicht erlaubt, in Cadwallons Haus zu gehen und sich zur Ruhe zu begeben.
Vater Huw zögerte. Auch er war müde und sehnte sich nach seinem Lager. »Er zeigte freundliches Interesse und hat versprochen, sich die Sache gründlich zu überlegen. Mehr habe ich nicht von ihm verlangt.«
»Jedenfalls mußt du deine ganze Überredungskunst einsetzen, Prior«, warf Cadfael ein. »Und du mußt ebenso aufrichtig sein wie er. Ich glaube nicht, daß er sich so leicht umstimmen lassen wird.« Er war es leid, verletzte Eitelkeiten zu hätscheln, und er sprach aus, was er dachte. »Du hast heute einen schweren Fehler begangen, Prior
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