Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
des Abgeordneten und beugte sich vor.
    »Ich hatte trotz des G8-Gipfels viel zu tun«, berichtigte Rebus sie. Er sah die beiden einen Blick wechseln und wusste, was sie dachten: ein verkaterter Polizist, aufgeputscht durch die ganzen Demos und das Chaos und jetzt noch die Bombenattentate. Beschädigte Ware, mit Vorsicht zu behandeln.
    »Kann das wirklich nicht bis morgen warten, Inspector?«, fragte Anderson leise.
    »Ich untersuche Ben Websters Tod«, erklärte Rebus. Seine Stimme klang nasal, sogar für seine eigenen Ohren. »Ich kann einfach keinen Grund finden, warum er sich das Leben hätte nehmen sollen.«
    »Sicher eher ein Unfall«, warf die Frau des Abgeordneten ein.
    »Oder jemand hat nachgeholfen«, meinte Rebus.
    »Was?« Anderson hatte aufgehört, das Besteck hin und her zu schieben.
    »Richard Pennen möchte die Entwicklungshilfe an Waffenverkäufe koppeln, stimmt’s? Wie soll das funktionieren – er spendet einen Haufen Geld im Tausch für laschere Kontrollen?«
    »Seien Sie nicht albern.« Der Abgeordnete gab sich gar nicht erst die Mühe, die Verärgerung in seiner Stimme zu kaschieren.
    »Befanden Sie sich in dieser Nacht auf dem Schloss?«
    »Ich hatte in Westminster zu tun.«
    »Kann es sein, dass Webster eine Auseinandersetzung mit Pennen hatte? Womöglich auf Ihre Anweisung hin?«
    »Was für eine Auseinandersetzung?«
    »Den Waffenhandel zurückschrauben … die ganzen Waffen in Pflugscharen verwandeln.«
    »Hören Sie, Sie können nicht einfach herumlaufen und Richard Pennen diffamieren. Falls es irgendwelche Beweise dafür gibt, würde ich sie gern sehen.«
    »Ich auch«, sagte Rebus.
    »Heißt das, es gibt keine? Und auf was genau stützen Sie Ihre Anschuldigungen, Inspector?«
    »Auf die Tatsache, dass der Special Branch möchte, dass ich mich raushalte oder wenigstens auf seiner Linie bleibe.«
    »Und ginge es nach Ihnen, würden Sie diese Linie lieber überschreiten?«
    »Die einzige Möglichkeit, überhaupt irgendwohin zu kommen.«
    »Ben Webster war ein herausragendes Mitglied des Parlaments und ein aufgehender Stern in seiner Partei …«
    »Und hätte Sie in jedem Führungsstreit absolut unterstützt«, fügte Rebus unwillkürlich hinzu.
    »Das grenzt jetzt aber an Verleumdung!«, knurrte Anderson.
    »War er einer von denen, die den Konzernchefs das Leben schwermachen?«, erkundigte sich Rebus. »Die sich nicht bestechen oder kaufen lassen?« Sein Hirn fühlte sich immer benebelter an.
    »Sie scheinen erschöpft, Officer«, sagte die Frau des Abgeordneten: Sie besaß eine angenehme Stimme. »Sind Sie wirklich sicher, dass das nicht warten kann?«
    Rebus schüttelte den Kopf, der ihm ziemlich schwer vorkam.
    »Liebling«, sagte Mrs. Anderson zu ihrem Mann, »da ist Rosie.«
    Eine nervös aussehende junge Frau quetschte sich zwischen den Tischen hindurch. Die Bedienung wirkte nicht gerade erfreut darüber, vier Personen an einen Tisch für zwei setzen zu müssen.
    »Ich habe Ihnen eine Nachricht nach der anderen hinterlassen«, erklärte Rosie, »und dann dachte ich, Sie bekämen sie vielleicht gar nicht.«
    »Kein Empfang«, brummte Anderson und klopfte auf sein Handy. »Das ist der Inspector.«
    Rebus war aufgestanden und bot Andersons Sekretärin seinen Platz an. Sie schüttelte den Kopf und vermied den Blickkontakt.
    »Der Inspector«, sagte sie zu dem Abgeordneten, »ist zur Zeit suspendiert, vorbehaltlich einer Untersuchung über sein Verhalten.« Jetzt erwiderte sie Rebus’ Blick. »Ich habe ein paar Anrufe gemacht.«
    Eine von Andersons buschigen Augenbrauen hatte sich gehoben.
    »Ich habe ja gesagt, dass ich nicht im Dienst bin«, erinnerte ihn Rebus.
    »Ganz so eindeutig war es, glaube ich, nicht. Ah … die Vorspeise.« Zwei Kellner warteten neben dem Tisch, der eine mit Räucherlachs, der andere mit einer orangefarbenen Suppe. »Sie gehen jetzt, Inspector.« Das klang eher nach einer Feststellung als einer Aufforderung.
    »Finden Sie nicht, dass Ben Webster eine gewisse Beachtung verdient?«
    Der Abgeordnete überging das und faltete seine Serviette auseinander. Seine Sekretärin hatte keine derartigen Skrupel.
    »Verschwinden Sie!«, knurrte sie.
    Rebus nickte und hatte sich schon halb umgewandt, als ihm noch etwas einfiel. »Die Bürgersteige in meiner Gegend sind in einem erbärmlichen Zustand«, informierte er seinen Abgeordneten. »Vielleicht könnten Sie hin und wieder etwas Zeit erübrigen, um Ihren Wahlkreis zu besuchen …«
    »Steigen Sie ein«, befahl die

Weitere Kostenlose Bücher