Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead
sind«, half Rebus seinem Gedächtnis auf die Sprünge. »Übrigens … Denise lässt grüßen.«
Tench warf einen ängstlichen Blick zu seiner Ehefrau, die wieder in ihrem Sessel saß und in den auf lautlos gestellten Fernseher starrte. »Was ist denn mit diesen Fotos?«, fragte er, lauter als notwendig.
»Sie werden bemerken, dass er diese Frau mit einem hölzernen Stock attackiert«, fuhr Siobhan fort. Rebus hielt die Augen offen – und die Ohren gespitzt. »Auf dem nächsten Foto hier versucht er, in der Menge unterzutauchen. Sie werden mir aber zustimmen, dass er gerade eine unbeteiligte Zuschauerin angegriffen hat.«
Tench wirkte misstrauisch, sein Blick huschte zwischen den beiden Fotos hin und her. »Digital, oder?«, fragte er. »Kinderleicht zu manipulieren.«
»Es sind nicht die Fotos, die hier manipuliert werden, Mr. Tench«, hielt Rebus es für seine Pflicht zu bemerken.
»Was soll das heißen?«
»Wir wollen seinen Namen«, antwortete Siobhan. »Wir können ihn auch morgen früh vom Gericht bekommen, aber wir hätten ihn lieber jetzt von Ihnen.«
Er kniff die Augen zusammen. »Und warum, bitte schön?«
»Weil wir …«, Siobhan hielt kurz inne, »… weil ich wissen möchte, was für eine Verbindung das ist. In der Zeltstadt sind Sie zweimal zufällig als letzte Rettung aufgetaucht …«, sie tippte mit einem Finger auf eins der Fotos, »… vor ihm. Als Nächstes warten Sie auf ihn, als er aus dem Polizeigewahrsam kommt. Und jetzt das hier.«
»Er ist eben auch so ein Kind aus dem falschen Viertel der Stadt«, sagte Tench, wobei er die Stimme gesenkt hielt, aber jedes Wort betonte. »Falsche Eltern, falsche Schule, falsche Entscheidung an jeder Weggabelung. Aber er lebt in meinem Wahlbezirk, und das bedeutet, dass ich mich um ihn kümmere, wie ich es mit jedem anderen Typen in seiner Lage tun würde. Falls das ein Verbrechen ist, DS Clark, bin ich bereit, auf der Anklagebank zu sitzen und meine Sache zu vertreten.« Ein Speicheltropfen traf Siobhan an der Wange. Sie wischte ihn mit einer Fingerspitze weg.
»Sein Name«, wiederholte sie.
»Er ist bereits angeklagt worden.«
Louisa Tench saß immer noch in ihrem Sessel, die Beine übereinandergeschlagen, den Blick auf den tonlosen Fernseher gerichtet.
»Gareth«, sagte sie mit Nachdruck, »Emmerdale.«
»Sie wollen doch nicht, dass Ihre Frau die Serie verpasst, Mr. Tench, oder?«, schob Rebus nach. Der Vorspann flimmerte bereits über den Bildschirm. Sie hatte die Fernbedienung in der Hand, ein Finger schwebte über dem Lautstärkeknopf. Drei Augenpaare bohrten sich in Gareth Tench, und Rebus sprach noch einmal lautlos den Namen Denise aus.
»Carberry«, sagte Tench. »Keith Carberry.«
Plötzlich dröhnte Musik aus dem Fernseher. Tench steckte die Hände in die Taschen und stolzierte aus dem Raum. Rebus und Siobhan warteten einen Moment und verabschiedeten sich dann von der Frau, die die Beine unter ihren Sessel zog. In ihrer eigenen Welt gefangen, ignorierte sie die beiden. Die Haustür stand einen Spalt offen, draußen wartete Tench auf sie, die Arme vor der Brust verschränkt, die Beine leicht gespreizt.
»Von einer Verleumdungskampagne hat niemand etwas«, sagte er zu ihnen.
»Wir tun nur unsere Arbeit, Sir.«
»Ich bin in der Nähe eines Bauernhofs aufgewachsen, DS Clarke«, sagte er. »Ich erkenne den Geruch von Scheiße sofort.«
Siobhan musterte ihn von oben bis unten. »Und ich erkenne einen Clown, sogar ohne Kostüm.« Sie ging auf den Bürgersteig zu, während Rebus vor Tench stehen blieb.
»Die Frau, der Ihr Knabe eins übergezogen hat, ist ihre Mutter. Das heißt, das hier wird nicht im Leeren verlaufen, verstehen Sie? Nicht, bevor wir nicht ein Ergebnis haben, mit dem wir zufrieden sind.« Er nickte, um die Botschaft zu unterstreichen. »Ihre Frau weiß wohl nichts von Denise?«, fügte er hinzu.
»So haben Sie mich also mit Ozyman in Verbindung gebracht«, sagte Tench. »Ellen Wylie hat es Ihnen erzählt.«
»Fremdzugehen war nicht besonders schlau von Ihnen, Councillor. Das hier ist eher ein Dorf als eine Stadt, früher oder später musste es -«
»Herrje, Rebus, es war nicht so!«, zischte Tench.
»Nicht an mir, das zu beurteilen, Sir.«
»Das werden Sie jetzt vermutlich Ihrem Dienstherrn erzählen. Soll er tun, was er für richtig hält – ich habe nicht die Absicht, mich Leuten wie ihm oder Ihnen zu beugen.« Tench setzte eine trotzige Miene auf. Rebus hielt seinem Blick stand, dann lächelte er und folgte
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