Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead
wissen sollten.«
»Ach ja?«
»Ich hatte kürzlich ein paarmal eine Auseinandersetzung mit dem Verstorbenen.«
McManus warf ihm einen flüchtigen Blick zu. »Tatsächlich?«
»Ich habe an dem Cyril-Colliar-Fall gearbeitet.«
»Immer noch nur die zwei weiteren Opfer?«
Rebus nickte. »Tench hatte Verbindung zu einem von ihnen – der Bursche arbeitete in einem Tagespflegeheim nicht weit von hier. Tench hatte ihm die Stelle besorgt.«
»Aha.«
»Sie werden die Witwe vernehmen... sie wird Ihnen vermutlich sagen, dass das CID sie besucht hat.«
»Und das waren Sie?«
»Ich und eine Kollegin, ja.«
Sie bogen nach links in einen angrenzenden Flur ab, wo Rebus McManus ins CID-Büro folgte, in dem gerade das Team eintraf.
»Noch etwas, was ich Ihrer Meinung nach wissen müsste?«
Rebus versuchte so auszusehen, als zermarterte er sich das Gehirn. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Das wär’s schon«, sagte er.
»War Tench ein Verdächtiger?«
»Eigentlich nicht.« Rebus zögerte. »Wir waren etwas beunruhigt wegen seiner Beziehung zu einem jungen Krawallmacher namens Keith Carberry.«
»Ich kenne Keith«, sagte McManus.
»Er musste vor Gericht, angeklagt wegen Landfriedensbruchs in der Princes Street. Als er herauskam, wurde er von Stadtrat Tench erwartet. Sie gingen recht vertraut miteinander um. Dann zeigten Überwachungskameras, wie Carberry eine unbeteiligte Zuschauerin schlug. Sah aus, als säße er tiefer im Schlamassel, als ursprünglich gedacht. Heute Mittag war ich zufällig im Rathaus, um mit Stadtrat Tench zu sprechen. Auf dem Heimweg bemerkte ich, dass Carberry ihn von der gegenüberliegenden Straßenseite aus beobachtete …« Rebus beendete seine Schilderung mit einem Achselzucken, wie um anzudeuten, dass er keine Ahnung hatte, was das alles bedeuten könnte. McManus musterte ihn eindringlich.
»Hat Carberry Sie beide zusammen gesehen?« Rebus nickte. »Und das war um die Mittagszeit?«
»Ich hatte den Eindruck, dass er den Stadtrat beschattete.«
»Sie sind aber nicht stehen geblieben, um ihn zu fragen?«
»Da war ich schon im Auto … sah ihn nur flüchtig im Rückspiegel.«
McManus kaute auf seiner Unterlippe. »Hier brauche ich ein schnelles Ergebnis«, sagte er, mehr zu sich selbst. »Tench war ausgesprochen beliebt, hat diesem Viertel unheimlich gutgetan. Es wird einige sehr wütende Reaktionen geben.«
»Zweifellos. Kannten Sie den Stadtrat?«
»Ein Freund meines Onkels … waren schon zusammen in der Schule.«
»Sie sind hier aus der Gegend«, bemerkte Rebus.
»Im Schatten des Craigmillar Castle aufgewachsen.«
»Sie kannten Stadtrat Tench also schon eine Weile?«
»Seit Jahren.«
Rebus bemühte sich, seine nächste Frage beiläufig klingen zu lassen. »Haben Sie je Gerüchte über ihn gehört?«
»Was für Gerüchte?«
»Keine Ahnung … das Übliche eben – außereheliche Affären, Geld, das aus dem Stadtsäckel verschwindet …«
»Der Mann ist doch noch nicht mal kalt«, erwiderte McManus ungehalten.
»Man macht sich halt so seine Gedanken«, entschuldigte sich Rebus. »Ich will überhaupt nichts andeuten.«
McManus richtete den Blick jetzt auf sein Team – sieben Mitarbeiter, darunter zwei Frauen. Sie gaben sich den Anschein, nicht zu lauschen. McManus löste sich von Rebus und trat vor sie hin.
»Wir fahren zu seinem Haus, informieren die Familie. Ich brauche jemanden für die offizielle Identifizierung.« Er drehte den Kopf ein wenig zu Rebus. »Danach knöpfen wir uns Keith Carberry vor. Habe ein paar Fragen an ihn.«
»Nach dem Motto: ›Wo ist das Messer, Keith?‹«, warf einer vom Team ein.
McManus ließ den Witz durchgehen. »Ich weiß, diese Woche haben wir Bush und Blair und Bono hier gehabt, aber in Craigmillar ist Gareth Tench der König. Deshalb müssen wir selbst die Initiative ergreifen. Je mehr Kästchen wir heute Abend ankreuzen können, desto besser.«
Hier und da ein Aufstöhnen, aber nicht besonders laut. Rebus hatte den Eindruck, dass McManus recht beliebt war. Seine Mitarbeiter würden die zusätzliche Stunde für ihn auf sich nehmen.
»Gibt es Überstunden?«, fragte einer von ihnen.
»Hat dir der G8 noch nicht gereicht, Ben?«, gab McManus zurück. Rebus blieb einen Moment stehen, im Begriff, so etwas wie »danke« oder »viel Glück« zu sagen, aber McManus hatte seine ganze Aufmerksamkeit bereits auf diesen neuen Fall gerichtet und schon angefangen, Aufgaben zu verteilen.
»Ray, Barbara … ihr überprüft, ob es von der
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