Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead
Straftat ins Gefängnis, aber als er rauskommt …
Und wenig später springt der Abgeordnete Ben Webster über die Zinnen von Edinburgh Castle.
Ben Webster?
»Duncan!« Ein Schrei irgendwo hügelaufwärts.
»Debbie?«, rief Barclay. »Hier unten!« Er begann den Hügel hinaufzusteigen, und Rebus folgte ihm so gut es ging. Als er den Fahrweg erreichte, hielt Barclay Debbie im Arm.
»Ich wollte es dir sagen«, erklärte sie, die Stimme durch seine Jacke gedämpft, »aber niemand hat mich mitgenommen, und ich wusste, dass er nach mir suchen würde. Und dann bin ich so schnell ich konnte hierher -« Sie brach ab, als sie Rebus erblickte. Mit einem kleinen Aufschrei befreite sie sich aus Barclays Umarmung.
»Es ist alles in Ordnung«, beruhigte er sie. »Der Inspector und ich haben uns nur unterhalten, das ist alles.« Er warf Rebus über die Schulter einen Blick zu. »Und außerdem glaube ich, dass er mir auch noch zugehört hat.«
Rebus nickte zustimmend und schob die Hände in die Taschen. »Trotzdem brauche ich Sie in Edinburgh«, erklärte er. »Wär doch schön, wenn wir alles, was Sie gerade gesagt haben, zu Protokoll nähmen, finden Sie nicht?«
Barclay lächelte müde. »Nach all der Zeit wär mir das ein Vergnügen.«
Debbie hüpfte auf den Zehenspitzen, während sie einen Arm um Duncan Barclays Taille schlang. »Ich will auch mitkommen. Lass mich nicht hier.«
»Die Sache ist nur die«, erwiderte Barclay mit einem verschmitzten Blick auf Rebus, »der Inspector hält mich für einen Verdächtigen … und dann wärst du meine Komplizin.«
Sie sah entsetzt aus. »Duncan würde keinem Menschen was zuleide tun!«, kreischte sie und klammerte sich noch fester an ihn.
»Und erst recht keiner Waldameise, denke ich«, fügte Rebus hinzu.
»Der Wald hat auf mich aufgepasst«, meinte Barclay leise, den Blick auf Rebus geheftet. »Deshalb brach auch der Stock, den Sie aufgehoben haben, auseinander.« Er zwinkerte ihm spitzbübisch zu. Dann, an Debbie gewandt: »Bist du dir da sicher? Unsere erste Verabredung, auf einem Polizeirevier in Edinburgh?« Als Antwort stellte sie sich wieder auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf den Mund. Von einer plötzlichen, sanften Brise erfasst, begannen die Bäume zu rauschen.
»Auf zum Auto, Kinder«, befahl Rebus. Er war schon ein paar Schritte auf dem Fahrweg gegangen, als Barclay ihm zu verstehen gab, dass er die falsche Richtung eingeschlagen hatte.
Siobhan erkannte, dass sie den falschen Weg genommen hatte.
Vielleicht nicht ganz den falschen – es hing davon ab, welches Ziel sie im Kopf hatte, und genau das war das Problem: Sie konnte sich für keins entscheiden. Wahrscheinlich wäre es das Vernünftigste, nach Hause zu fahren, aber was sollte sie da? Als sie sich schon in der Silverknowes Road befand, lenkte sie den Wagen weiter bis zum Marine Drive und stellte sich dort an den Straßenrand, wo bereits andere Autos parkten. Am Wochenende war das hier, mit dem Blick über den Firth of Forth, ein beliebtes Ausflugsziel. Die Leute führten Hunde spazieren, verspeisten Sandwiches. Ein Hubschrauber, der seine Passagiere auf einen der regelmäßigen Rundflüge mitnahm, erhob sich geräuschvoll in die Luft und erinnerte sie an den Helikopter in Gleneagles. Siobhan hatte Rebus einmal einen Gutschein für einen solchen Flug zum Geburtstag geschenkt. Soweit sie wusste, hatte er ihn nie eingelöst.
Ihr war klar, dass er gern die Neuigkeiten über Denise und Gareth Tench erfahren würde. Ellen Wylie hatte versprochen, in Craigmillar anzurufen und dafür zu sorgen, dass jemand kam, um eine Aussage zu Protokoll zu nehmen, was Siobhan jedoch nicht daran gehindert hatte, selbst zu ihrem Handy zu greifen, kaum dass sie das Haus verlassen hatte. Am liebsten hätte sie von den Kollegen verlangt, dass sie beide Frauen verhafteten; ihr klang immer noch Wylies Lachen im Ohr … mit mehr als nur einer Spur von Hysterie. Unter diesen Umständen vielleicht normal, aber trotzdem … Jetzt nahm sie wieder ihr Handy, holte tief Luft und wählte Rebus’ Nummer. Die Frau am anderen Ende der Leitung hatte eine Automatenstimme: Ihr Anruf kann nicht entgegengenommen werden … bitte versuchen Sie es später noch einmal.
Während sie auf die LCD-Anzeige starrte, fiel ihr wieder ein, dass Eric Bain eine Nachricht hinterlassen hatte.
»Wennschon, dennschon«, murmelte sie vor sich hin und drückte eine neue Tastenkombination.
»Siobhan, hier ist Eric.« Die aufgenommene Stimme klang
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