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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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heraufdämmerte.
    »Haben Sie eine Klinge?«, fragte er mit trockenem Mund. Er zeigte ihnen sein Handgelenk. Es war geschwollen, Handfläche und Knöchel sahen verfärbt aus. Der Constable zog ein Taschenmesser aus der Tasche.
    »Wie sind Sie hier reingekommen?«, fragte er mit zitternder Stimme.
    »Zehn Uhr gestern Abend, wer hatte da Dienst?«
    »Es kam ein Notruf rein«, erwiderte der Constable, »und bevor wir losgefahren sind, haben wir hier zugeschlossen.«
    Rebus hatte keinen Grund, die Geschichte nicht zu glauben. »Was war das für ein Notruf?«
    »Falscher Alarm. Es tut mir wirklich leid … Warum haben Sie nicht gerufen oder so was?«
    »Ich nehme an, es steht nichts davon in Ihrem Gewahrsamsbuch?« Die Plastikhandschellen fielen zu Boden. Rebus machte sich daran, wieder Leben in seine Finger zu reiben.
    »Nichts. Und wenn die Zellen leer sind, kontrollieren wir sie nicht.«
    »Wussten Sie, dass sie leer waren?«
    »Wir haben sie leer gelassen, um Platz für Randalierer zu haben.«
    Macrae betrachtete Rebus’ linke Hand. »Müssen Sie jemanden draufschauen lassen?«
    »Das wird schon.« Rebus zog eine Grimasse. »Wie haben Sie mich gefunden?«
    »SMS. Mein Handy lag zum Laden im Arbeitszimmer. Das Piepen hat meine Frau geweckt.«
    »Kann ich die SMS sehen?«
    Macrae reichte ihm das Handy. Oben auf dem Display stand die Nummer des Anrufers und darunter eine Nachricht in Großbuchstaben – REBUS IN DRYLAW-ZELLE. Rebus drückte die Rückruftaste, aber als die Verbindung hergestellt war, hörte er nur eine Maschinenstimme, die ihm sagte, die Nummer sei abgeschaltet. Er gab Macrae das Handy zurück.
    »Auf dem Display steht, dass die Nachricht um Mitternacht gesendet wurde.«
    Macrae mied Rebus’ Blick. »Wir haben es erst nach einer Weile gehört«, sagte er ruhig. Aber dann besann er sich darauf, wer er war, und richtete sich kerzengerade auf. »Würden Sie mir erklären, was hier passiert ist?«
    »Ein paar von den Kerlen haben sich einen Scherz erlaubt«, improvisierte Rebus. Er beugte weiterhin sein linkes Handgelenk und versuchte zu verbergen, wie weh es tat.
    »Namen?«
    »Keine Namen, keine volle Montur, Sir.«
    »Und wenn ich denen nun ihre kleine Nachricht zurückschicken würde …?«
    »Die Nummer wurde bereits abgeschaltet, Sir.«
    Macrae musterte Rebus eingehend. »Paar Drinks gestern Abend, was?«
    »Ein paar.« Er wandte sich wieder dem Uniformierten zu. »Vorne an der Theke hat nicht zufällig jemand ein Handy liegen lassen?«
    Der junge Beamte schüttelte den Kopf. Rebus beugte sich zu ihm vor. »So was spricht sich rum … über mich wird man sich bestimmt auch ein bisschen lustig machen, aber die eigentliche Zielscheibe des Spotts werdet ihr hier sein. Zellen nicht kontrolliert, Revier nicht besetzt, Eingangstür unverschlossen …«
    »Die Tür war verschlossen«, widersprach der Constable.
    »Sieht trotzdem nicht gut aus für euch, oder?«
    Macrae klopfte dem Polizisten auf die Schulter. »Deshalb behalten wir das für uns, okay? Jetzt kommen Sie, Rebus, ich setze Sie zu Hause ab, bevor die Barrikaden wieder errichtet werden.«
    Draußen hielt Macrae inne, bevor er seinen Rover aufschloss. »Ich verstehe, warum Sie den Ball tief halten möchten, aber Sie können versichert sein – wenn ich die Schuldigen finde, gibt es einen Riesenärger.«
    »Ja, Sir«, sagte Rebus zustimmend. »Tut mir leid, dass ich der Anlass war.«
    »Nicht Ihre Schuld, John. Jetzt steigen Sie ein.«
    Schweigend fuhren sie in südliche Richtung durch die Stadt. Im Osten fing es an zu dämmern. Unterwegs sahen sie ein paar Lieferwagen und verschlafene Fußgänger, aber kaum einen Hinweis darauf, was der Tag bringen könnte. Montag bedeutete »Carnival of Full Enjoyment«. Die Polizei wusste, dass das eine Umschreibung für Aufruhr war. Man ging davon aus, dass in diesem Rahmen die Clowns-Armee, die Wombles und der Black Bloc in Aktion treten würden. Sie würden versuchen, die Stadt lahmzulegen. Macrae hatte gerade auf einen lokalen Radiosender umgeschaltet, als eine Kurzmeldung von dem Versuch berichtete, die Zapfsäulen einer Tankstelle in der Queensferry Road mit Vorhängeschlössern zu verriegeln.
    »Das Wochenende war für Anfänger«, bemerkte Macrae, als er in der Arden Street anhielt. »Ich hoffe, Sie haben es genossen.«
    »Nett und entspannend, Sir«, entgegnete Rebus, während er die Tür öffnete. »Danke fürs Mitnehmen.« Er schlug mit der flachen Hand auf das Autodach und sah zu, wie Macrae

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