Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
davonfuhr. Während er die zwei Treppen hochstieg, suchte er in seinen Taschen nach dem Schlüsselbund.
    Kein Schlüsselbund da.
    Natürlich nicht: Er hing im Schloss an seiner Tür. Er fluchte und öffnete die Tür, zog den Schlüssel heraus und umschloss den Schlüsselbund mit seiner rechten Faust. Ging auf Zehenspitzen in den Flur. Keine Geräusche oder Lichter. Tappte an den Türen von Küche und Schlafzimmer vorbei, ins Wohnzimmer hinein. Die Colliar-Akten waren nicht da, natürlich, die hatte er zu Siobhan mitgenommen. Aber das Material, das Mairie Henderson für ihn herausgesucht hatte – über Pennen Industries und den Abgeordneten Ben Webster -, lag überall verstreut. Er nahm sein Handy vom Tisch. Nett von ihnen, es zurückzubringen. Er fragte sich, wie sorgfältig sie es wohl auf ein- und ausgehende Anrufe, SMS und Texte durchsucht hatten. Das beunruhigte ihn aber eigentlich nicht: Wichtiges löschte er jeden Abend. Was allerdings nicht bedeutete, dass es nicht noch irgendwo auf dem Chip versteckt war … Außerdem hatten sie sicher das Recht, sich Verbindungsdaten von der Telefongesellschaft zu holen. Wenn man zum SO12 gehörte, konnte man fast alles machen.
    Er ging ins Badezimmer und drehte den Wasserhahn auf. Es dauerte immer eine Weile, bis das heiße Wasser kam. Er würde eine gute Viertelstunde unter der Dusche verbringen. Vorher sah er noch in der Küche und in beiden Schlafzimmern nach: Alles schien an der richtigen Stelle zu sein, was an sich aber noch nichts zu bedeuten hatte. Er füllte den Wasserkocher und schaltete ihn an. Ob die Wohnung wohl verwanzt war? Er hatte keine Möglichkeit, das herauszufinden; dazu musste man heutzutage sicher mehr tun, als nur den Telefonapparat aufzuschrauben. Die Papiere über Pennen lagen überall im Zimmer verstreut herum, waren aber nicht mitgenommen worden. Warum? Weil sie wussten, dass er sich die Informationen mühelos wieder beschaffen konnte. Schließlich waren sie allgemein zugänglich, nur einen oder zwei Mausklicks entfernt.
    Sie hatten sie dagelassen, weil sie bedeutungslos waren.
    Weil Rebus weit davon entfernt war, an das heranzukommen, was Steelforth zu schützen versuchte.
    Und sie hatten seine Schlüssel im Schloss stecken und sein Handy mitten auf dem Tisch liegen lassen, um zu der Verletzung auch noch die Beleidigung hinzuzufügen. Er beugte mehrmals seine linke Hand und fragte sich, woran man ein Blutgerinnsel oder eine Thrombose erkennen konnte. Dann nahm er den Tee mit ins Badezimmer, drehte den Wasserhahn am Waschbecken ab, zog sich aus und ging unter die Dusche. Er versuchte, seinen Kopf von den vorausgegangenen zweiundsiebzig Stunden freizubekommen. Fing stattdessen an, eine Liste der Songs zu erstellen, die er mit auf eine einsame Insel nehmen würde. Konnte sich nicht entscheiden, welchen Titel von Argus er wählen sollte. Er diskutierte immer noch mit sich, als er sich schon abtrocknete, merkte aber dann, dass er »Throw Down the Sword« summte.
    »Nie im Leben!«, verkündete er dem Spiegel.
    Er wollte unbedingt noch ein bisschen schlafen. Fünf unruhige Stunden, zusammengekrümmt auf einer Betonplatte, konnten wohl kaum als Schlaf bezeichnet werden. Aber erst musste er noch sein Handy aufladen. Doch zuvor wollte er nach neuen Nachrichten sehen. Eine SMS – derselbe anonyme Absender wie vorher.
SCHLIESSEN WIR EINEN WAFFENSTILLSTAND
    Vor nicht ganz einer halben Stunde abgeschickt. Was erstens bedeutete, dass sie wussten, dass er zu Hause war, und zweitens die »abgeschaltete« Nummer irgendwie wieder im Spiel war. Rebus fielen jede Menge Antworten ein, aber er beschloss, das Handy lieber wieder auszuschalten. Mit einer frischen Tasse Tee ging er ins Schlafzimmer.
    Panik auf den Straßen von Edinburgh.
    Siobhan hatte die Stadt noch nie so hysterisch erlebt. Nicht während des Lokalderbys Hibs gegen Hearts, nicht einmal während der Republikaner- und Oraniermärsche. Die Luft schien wie von elektrischem Strom zu knistern. Und nicht nur Edinburgh: In Stirling war ein Friedenscamp errichtet worden. Es hatte kurze, heftige Ausbrüche von Gewalt gegeben. Noch zwei Tage bis zur Eröffnung des G8-Gipfels, aber die Demonstranten wussten, dass eine Reihe von Delegationen bereits eingetroffen waren. Viele der Amerikaner waren in Dunblane Hydro, wenige Autominuten von Gleneagles entfernt, untergebracht. Einige ausländische Journalisten hatten sich wesentlich weiter weg in Hotels in Glasgow wiedergefunden. Viele der Zimmer im Edinburgher

Weitere Kostenlose Bücher