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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Sheraton Hotel, gleich gegenüber dem Finanzdistrikt, waren von japanischen Regierungsbeamten belegt worden. Siobhan wollte den Hotelparkplatz benutzen, doch war dessen Einfahrt durch eine Kette versperrt. Ein uniformierter Beamter kam auf sie zu, als sie das Fenster herunterließ. Sie zeigte ihm ihre Dienstmarke.
    »Tut mir leid, Ma’am«, entschuldigte er sich mit höflicher, englisch klingender Stimme. »Keine Chance. Befehl von oben. Am besten, Sie kehren um.« Er deutete die Western Approach Road hinunter. »Da sitzen ein paar Idioten auf der Fahrbahn … wir versuchen, die meisten von ihnen in die Canning Street zu treiben. Ein Haufen Clowns, nach allem, was man hört.«
    Sie folgte der Anweisung und fand schließlich einen Platz in einem eingeschränkten Halteverbot vor dem Lyceum Theatre. An der Fußgängerampel überquerte sie die Straße, betrat aber nicht die Standard-Life-Hauptverwaltung, sondern beschloss, daran vorbei- und die Betonwege entlangzugehen, die die ganze Gegend wie ein Labyrinth durchzogen. Sie bog um eine Ecke in die Canning Street und stand vor einem Polizeikordon, auf dessen anderer Seite sich schwarz gekleidete Demonstranten unter Gestalten aus dem Zirkus gemischt hatten. Ein Haufen Clowns, im wahrsten Sinn des Wortes. Hier bekam Siobhan zum ersten Mal Mitglieder der Rebel Clown Army zu Gesicht. Über ihren weiß geschminkten Gesichtern trugen sie weiß-rote Perücken. Manche schwenkten Staubwedel, andere winkten mit Nelken. Auf einen der Schutzschilde hatte jemand einen Smiley gepinselt. Die ebenfalls schwarz gekleideten Polizisten waren mit Knie- und Ellbogenschützern, Stichschutzwesten und Helmen mit Visieren ausgerüstet. Einer der Demonstranten hatte irgendwie eine hohe Mauer überwunden und streckte den Polizisten unten sein nacktes Hinterteil entgegen. An den Fenstern rundherum standen Büroangestellte und verfolgten das Spektakel. Viel Lärm, aber bisher keine richtigen Ausschreitungen. Als noch mehr Polizisten herbeieilten, zog Siobhan sich bis zu der Fußgängerbrücke über die Western Approach Road zurück. Wiederum waren die Demonstranten zahlenmäßig weit unterlegen. Einer von ihnen saß im Rollstuhl. Der Verkehr stadteinwärts war zum Erliegen gekommen. Pfeifen ertönten, aber die Polizeipferde schien das nicht zu beeindrucken. Als eine Reihe Polizisten unter der Fußgängerbrücke hindurchmarschierte, hielten sie zum Schutz ihre Schilde über sich.
    Die Situation schien einstweilen unter Kontrolle, und so begab Siobhan sich zu ihrem eigentlichen Ziel.
    Die Drehtür, die zum Empfangsbereich von Standard Life führte, war verschlossen. Ein Wachmann musterte sie von drinnen, bevor er sie über die Sprechanlage hereinrief.
    »Kann ich bitte Ihren Ausweis sehen, Miss?«
    »Ich arbeite nicht hier.« Siobhan hielt ihm ihre Dienstmarke hin.
    Er nahm sie, um sie eingehend zu studieren, gab sie ihr dann zurück und deutete mit dem Kopf auf die Empfangstheke.
    »Irgendwelche Probleme?«, fragte sie.
    »Ein paar Idioten haben versucht reinzukommen. Einer ist an der Westseite des Gebäudes hochgeklettert. Hängt anscheinend in Höhe der dritten Etage fest.«
    »Kein lustiger Job, was?«
    »Von irgendwas muss man ja seine Rechnungen bezahlen, Miss.« Wieder wies er auf den Empfang. »Gina wird sich Ihrer annehmen.«
    Und Gina nahm sich Siobhans an. Erst gab sie ihr einen Besucherausweis – »bitte jederzeit sichtbar tragen!« -, dann telefonierte sie nach oben. Der Wartebereich war nobel ausgestattet, mit Sofas und Zeitschriften, Kaffee und einem Flachbildfernseher, in dem gerade irgendeine Vormittagssendung über Designermöbel lief. Eine Frau kam forschen Schrittes auf Siobhan zu.
    »Detective Sergeant Clarke? Ich bringe Sie nach oben.«
    »Mrs. Jensen?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, dass Sie warten mussten. Sie können sich bestimmt vorstellen, dass die Situation im Moment ziemlich angespannt ist …«
    »Das macht nichts. Dafür weiß ich jetzt, welche Stehlampe ich mir anschaffen muss.«
    Die Frau lächelte, ohne Siobhans Bemerkung zu verstehen, und führte sie zum Aufzug. Während sie warteten, betrachtete die Frau ihre eigene Kleidung. »Wir sind heute alle in Zivil«, erklärte sie und rechtfertigte so ihre Hose und Bluse.
    »Gute Idee.«
    »Es ist komisch, manche der Männer in Jeans und T-Shirt zu sehen. Einige sind kaum wiederzuerkennen.« Sie hielt inne. »Sind Sie wegen der Krawalle hier?«
    »Nein.«
    »Nur Mrs. Jensen schien im Dunklen

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