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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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ihn nach hinten, wo zwei Arrestzellen mit weit geöffneten Türen warteten. Er fühlte, wie der Druck auf eine Hand nachließ und das Blut wieder in den Fingern kribbelte. Ein Stoß in den Rücken ließ ihn in eine der Zellen stolpern. Die Tür schlug hinter ihm zu.
    »He!«, rief Rebus. »Ist das ein makabrer Scherz oder was?«
    »Sehen wir vielleicht aus wie Clowns, Kumpel? Glaubst du, du bist aus Versehen in eine Folge von Dirty Sanchez geraten?« Hinter der Tür hörte er Gelächter.
    »Schlaf dich aus«, fügte ein anderer hinzu, »und mach uns keine Scherereien, sonst müssten wir nämlich reinkommen und dir eins von unseren Spezialberuhigungsmitteln verpassen, stimmt’s, Jacko?«
    Rebus glaubte ein Zischen zu hören. Dann plötzliche Stille, und er wusste, warum. Sie hatten einen Fehler gemacht, ihm einen Namen geliefert.
    Jacko.
    Er versuchte, sich an ihre Gesichter zu erinnern, um später besser Vergeltung üben zu können. Alles, was ihm einfiel, war, dass sie entweder gebräunt oder vom Wetter gegerbt waren. Diese Stimmen würde er jedoch nie vergessen. Nichts Ungewöhnliches an den Uniformen, die sie getragen hatten … außer dass die Abzeichen an den Schulterklappen entfernt worden waren. Keine Abzeichen hieß, dass man sie nur mit Mühe würde identifizieren können.
    Rebus trat ein paarmal gegen die Tür, dann griff er in die Tasche nach seinem Handy.
    Und stellte fest, dass es nicht da war. Sie hatten es ihm weggenommen, oder er hatte es fallen lassen. Brieftasche und Dienstmarke, Zigaretten und Feuerzeug waren aber noch da. Er setzte sich auf den Betonsockel, der als Bett diente, und betrachtete seine Handgelenke. Sein linker Arm steckte immer noch in dem Kabelbinder. Das Plastikband um sein rechtes Handgelenk hatten sie aufgeschnitten. Er versuchte, mit der freien Hand am rechten Arm Gelenk, Handfläche und Finger zu massieren und die Blutzirkulation anzuregen. Die Flamme seines Feuerzeugs könnte vielleicht hilfreich sein, aber nicht ohne dabei sein Fleisch anzusengen. Also zündete er sich stattdessen eine Zigarette an und bemühte sich, seinen Puls zu beruhigen. Ging wieder zur Tür und schlug mit der Faust dagegen, lehnte sich mit dem Rücken daran und bearbeitete sie mit der Ferse.
    Jedes Mal, wenn er die Zellen in Gayfield und St Leonard’s aufgesucht hatte … immer genau die gleichen Trommeltöne. Bum-bum-bum-bum-bum. Und die Witze, die er mit dem wachhabenden Beamten darüber gemacht hatte.
    Bum-bum-bum-bum-bum.
    Der Klang von Hoffnung wider besseres Wissen. Rebus setzte sich wieder hin. Es gab weder Toilette noch Waschbecken, nur einen Metalleimer in einer Ecke. Daneben an der Wand vertrocknete Kotschmierereien. Botschaften, die in den Verputz geritzt waren: Big Malky ist der Größte; Wardie Young Team; Hearts = Arschlöcher. Kaum zu glauben, aber hier war sogar jemand mit Lateinkenntnissen eingelocht worden: Nemo Me Impune Lacessit. Auf Schottisch: »Whau Daur Meddle Wi’ Me?« Moderne Entsprechung: »Fick mich, und ich fick dich zurück.«
    Rebus stand wieder auf; er wusste jetzt, was hier vor sich ging, hätte es gleich zu Beginn merken müssen.
    Steelforth.
    Eine Leichtigkeit für ihn, an ein paar überzählige Uniformen zu kommen … drei seiner Männer mit einer Mission zu beauftragen … dieselben Männer, die er Rebus zuvor angeboten hatte. Sie hatten ihn wahrscheinlich schon seit Verlassen des Hotels von Pub zu Pub verfolgt, bis sie den richtigen Ort gefunden hatten. Die Gasse vor der Oxford Bar war ideal.
    »Steelforth!«, brüllte Rebus an der Tür. »Komm her und sprich mit mir! Oder bist du nicht nur ein Schläger, sondern auch noch ein Feigling?« Er drückte das Ohr an die Tür, hörte aber nichts. Das Guckloch war verschlossen, die Luke zum Durchreichen des Essens verriegelt. Er durchquerte die Zelle, machte sein Zigarettenpäckchen auf, fand aber, dass er sich einen Vorrat aufheben musste. Änderte seine Meinung und zündete sich doch eine an. Das Feuerzeug zischte – nicht mehr viel Gas drin … es war offen, was zuerst ausgehen würde. Seine Armbanduhr zeigte zweiundzwanzig Uhr. Noch viel Zeit bis zum Morgen …

Montag, 4. Juli

8
    Das Umdrehen des Schlüssels im Schloss weckte ihn. Die Tür ging quietschend auf. Als Erstes sah er einen jungen Uniformierten, dem der Mund vor Staunen offen stehen blieb. Und links von ihm Detective Chief Inspector James Macrae, wütend und ungekämmt. Rebus schaute auf seine Uhr: kurz vor vier, was bedeutete, dass der Montag

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