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Im Namen des Kreuzes

Im Namen des Kreuzes

Titel: Im Namen des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Probst
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wahnsinnig langsam. Wenn es dir recht ist, nehme ich das Ding mal mit nach Hause.«
    »Ja, mach das.«
    »Bringst du ihn mir mal?«
    Schwarz holte den Laptop vom Schreibtisch. Eva klappte ihn auf und fuhr ihn hoch. »Ich wollte schon aufgeben, da habe ich einen Ordner mit Briefen gefunden.«
    »Die er nicht gelöscht hat?«
    »Ja, offenbar hat Matthias nur Texte verschwinden lassen, die was mit diesem Suizid-Forum zu tun hatten, in dem er sich getummelt hat.«
    »Und, sind Briefe an Pfarrer Heimeran dabei?«
    »Ziemlich viele sogar. Es geht aber fast nur um theologische Fragen. Matthias hatte einen ziemlich geschraubten Stil. Wahrscheinlich hat er sich schon als zukünftiger Priester und Prediger gesehen.«
    »Nur Theologie also?«
    »Mit einer Ausnahme.«
    Sie lächelte vielsagend und drehte den Laptop in seine Richtung. Schwarz zog ihn ein Stück näher und begann zu lesen.
    Lieber Wolfgang , du warst für mich immer die Fackel in der Dunkelheit. Du bist vorausgegangen, und ich bin dir gefolgt. Von dir habe ich die Kraft und die Inspiration bekommen, die mir geholfen haben, den schweren Weg zum Priesteramt zu beschreiten. Wenn ich mutlos war, hast du mir Hoffnung gegeben, wenn mein Glauben schwach wurde, hast du mir Kraft gegeben. Du hast mich gelehrt, dass der Priester nicht im Gegensatz zur Welt steht, sondern dass er sie bejahen muss, um in ihr wirken zu können. Ich habe dank dir begriffen, dass die Liebe zum Nächsten keine abstrakte Liebe sein darf. Du warst mir in allem das große Vorbild. Ich habe dich mehr verehrt, als man einen Menschen verehren soll. Davor hast du mich nicht nur einmal gewarnt. – Als hättest du gewusst, Wolfgang, dass mein Bild von dir irgendwann zerbrechen würde , dass meine Bewunderung und mein Respekt für dich … «
    Schwarz beugte sich vor. »Das gibt’s doch nicht. Der Brief bricht ab, er bricht mittendrin ab. Geht das irgendwo weiter, Eva?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe keine andere Datei gefunden. Es sieht so aus, als hätte Matthias es nicht geschafft, den Brief zu Ende zu schreiben.«
    »Dann hat er ihn auch nicht abgeschickt und Heimeran hat womöglich nie erfahren, warum er plötzlich nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte.«
    Schwarz stand auf und lief mit zusammengepressten Lippen in dem ehemaligen Tanzsaal auf und ab. Eva sah schweigend zu. Schließlich ließ er sich in seinen Deckchair fallen.
    »Das kann alles bedeuten und nichts. Vielleicht hat Heimeran ihn angebaggert und damit das idealistische Bild zerstört, das Matthias von ihm hatte. Oder die beiden hatten was miteinander, und der Pfarrer ist fremdgegangen. Was weiß ich.«
    »Vielleicht hat er auch mit seiner Haushälterin geschlafen.«
    »Das bestimmt nicht«, sagte Schwarz.
    »Und jetzt?«, sagte Eva.
    Schwarz zuckte die Schultern.

12.
     
    Anfangs hatte Patrick gedacht, der Hartplatz hieße so, weil das Fußballspielen dort echt die Härte war. Der Platz reichte an einer Seite bis dicht an eine Mauer, gegen die er gleich beim ersten Mal so mit dem Schädel gerannt war, dass er Sternchen gesehen hatte. Noch schlimmer war der Belag des Spielfelds: wie grobes Sandpapier. Wenn man einmal grätschte oder gefoult wurde und hinflog, sah man aus, als wäre man mit einer Stahlbürste bearbeitet worden.
    Patrick war an sich kein schlechter Spieler, er hatte einen schnellen Antritt und einige Tricks drauf. Aber das half ihm im Haus der Gnade gar nichts. Die kräftigeren Spieler hauten Dribbler wie ihn einfach um oder schubsten ihn zur Seite. Und Dominik, der kahlköpfige junge Frater, der den Schiedsrichter machte, grinste dann nur, anstatt Freistoß zu pfeifen.
    Da Patricks Knie immer noch nicht richtig verheilt war und er keine Lust auf die nächste Verletzung hatte, ging er heute allen Zweikämpfen aus dem Weg. Die anderen merkten das natürlich und verarschten ihn. Sie nannten ihn Weichschwanz und Eierlutscher . Aber das war ihm egal, Worte konnten ihn nicht mehr verletzen.
    Dann passte er doch einen Moment lang nicht auf und flog über Jannis’ Bein. Er landete auf den Händen und schrie. Es brannte höllisch. Er ging in die Hocke und versuchte verzweifelt, die kleinen Steinchen aus der Haut zu pulen. Den Ball, der langsam auf ihn zurollte, bemerkte er nicht. Sonst wäre er ihm ausgewichen.
    Jetzt lag der Ball zwischen seinen Beinen. Er wollte ihn weiterschubsen, aber da kam der Frater Dominik angerannt und drosch voll drauf. Der Schmerz in seinem Bauch nahm Patrick die Luft. Er merkte, dass er

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