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Im Namen des Kreuzes

Im Namen des Kreuzes

Titel: Im Namen des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Probst
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helfen.«
    »Und das wollte Pfarrer Heimeran übernehmen?«
    »Ja. Der Friedhof liegt ja auf dem Weg zur Frau Sass.«
    Schwarz musterte die Haushälterin schweigend. Irgendetwas an dieser Geschichte knirscht gewaltig, dachte er.

14.
     
    Als Schwarz den alten Friedhof überquerte und auf die Dachbrücke zuging, hörte er Rufe. »Hallo, ist da jemand? Hallo, Hilfe!«
    Es war Eva. Er lief los. Aber auf der Brücke war sie nicht. »Eva, wo bist du denn?«
    »Dreimal darfst du raten.«
    Er blickte durch die Ritzen zwischen den Bohlen nach unten.
    »Das ist nicht gerade behindertengerecht hier«, sagte Eva, die mit ihrem Rollstuhl im Matsch feststeckte.
    »Wie bist du denn dahin gekommen?«
    »Immer dicht am Ufer entlang. Die Steine sind einigermaßen eben, war trotzdem ein Höllenritt.«
    »Bist du verrückt, du hättest ins Wasser stürzen können.«
    »Hilf mir lieber, schimpfen kannst du später.«
    Eva war nur wenige Meter Luftlinie von ihm entfernt. Aber der Weg zu ihr führte über die ganze Brücke bis zur Straße, dort die Böschung hinunter und unter der Brücke wieder zurück.
    Schwarz warf einen prüfenden Blick auf die Holzkonstruktion unter ihm. Sollte er die Diretissima wagen?
    »Worauf wartest du noch, Anton?«
    Es war eine jener Situationen, in denen ihm bewusst wurde, dass er sein Abo beim Fitnessclub an der Donnersberger Brücke nicht hätte verfallen lassen dürfen. Sonst könnte er Eva jetzt damit beeindrucken, dass er sich wie ein Freeclimber nach unten hangelte.
    Aber Schwarz war Realist. Er durfte froh sein, wenn er überhaupt heil unten ankam.
    Er legte vorsichtig ein Bein übers Geländer, stützte sich mit den Händen ab und zog das andere nach. Er fand, dass ihm das fast elegant gelungen war. Jetzt saß er auf dem Geländer.
    »Spring einfach«, sagte Eva, »ist nicht tief.«
    »Soll ich mir den Hals brechen?«
    Er suchte mit den Absätzen die leicht überstehenden Bohlen und drehte sich langsam um sich selbst. Er wusste, dass echte Kletterer grundsätzlich mit dem Gesicht zur Wand abstiegen.
    Eva bedankte sich lachend, dass er für sie eine Pirouette machte, aber er ließ sich nicht beirren.
    Ein Spreizschritt nach unten: Stand. Mit einer Hand tiefer gefasst: Griff. Schwarz war ganz beeindruckt von sich.
    Eva kicherte.
    Schwarz zog ungerührt ihren Rollstuhl aus dem Morast.
    »Wie kann man nur so ungeschickt sein«, sagte er spöttisch.
    Die Sonne war hinter den Wolken hervorgekommen und Eva hatte Lust, ihre Füße ins Wasser hängen zu lassen. Schwarz setzte sich neben sie und erzählte von seinem Gespräch mit der Haushälterin.
    »Kannst du mir mal die Psyche dieses Mannes erklären, Anton? Er zieht sich für das Kaffeetrinken bei Frau Sass eigens um. Dann kommt dieser Anruf dazwischen, und am Sicherungskasten beschließt er von einem Moment auf den anderen, sich doch lieber umzubringen, anstatt sich unangenehmen Fragen zu stellen.«
    »Er könnte von Anfang an zum Suizid entschlossen gewesen sein und nur behauptet haben, dass er zu Frau Sass will.«
    »Und das frische Hemd nur zur Tarnung angezogen haben?«
    »Es gibt Selbstmörder, die in sauberen Kleidern gefunden werden wollen.«
    In dem Moment fiel Schwarz etwas ein. »Das Seil«, sagte er.
    Eva schaute ihn an.
    »Hatte er das schon dabei?«
    »Verwenden nicht Bestatter Seile, um den Sarg ins Grab zu lassen?«
     
    Sie hatten Glück, am Leichenschauhaus war eben der schwarze Kombi eines Bestattungsunternehmens vorgefahren. Zwei Männer in grauen Uniformen rollten auf einem Wagen mit Gummirädern einen Eichensarg die Rampe hoch.
    »Dürfen wir kurz stören?«, sagte Schwarz.
    »Bitte erst nach der Beerdigung«, sagte der ältere der beiden, »wir sind im Stress.«
    »Es dauert nicht lange. Kann ich kurz die Seile sehen, die Sie verwenden?«
    »Sind Sie Segler oder was?«, sagte der Mann und holte, ohne auf die Antwort zu warten, aus einer Nische im Leichenschauhaus ein Seil hervor. Schwarz nahm es prüfend in die Hand.
    »Ist Ihnen zufällig aufgefallen, ob eins fehlt?«, sagte Eva.
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Wir zählen die nicht.«
    Da schrie Schwarz auf. »Moment, stopp!« Er hatte entdeckt, dass ein dritter Bestatter eine Wand in der Leichenhalle tünchte. »Was machen Sie da?«
    Der Mann erstarrte. Weiße Farbe tropfte von seinem Pinsel auf den Marmorboden. »Das sehen Sie doch. Die Leute haben es gern ordentlich bei einer Beerdigung.«
    »Was haben Sie da überstrichen?«
    »Da sind wir mit den Gummirädern vom Sargwagen

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