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Im Namen des Kreuzes

Im Namen des Kreuzes

Titel: Im Namen des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Probst
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nicht gleich rausgerückt habe, ist er böse geworden. Sehr böse sogar.«
    »War er bewaffnet?«
    »Nein. Aber es hat mir auch so gereicht. Er hat mich mit dem Rollstuhl umgeworfen, und ich bin mit dem Kopf voll gegen die Schreibtischkante geknallt. Dann hat er sich den Laptop geschnappt, mir noch ein paar kräftige Tritte mit dem Stiefel verpasst und ist abgehauen.«
    »Er hat auf dich eingetreten, obwohl er den Laptop bereits hatte?«
    Schwarz schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Danach habe ich leider eine Lücke. Ich bin erst wieder zu mir gekommen, als meine Mutter den Notarzt verständigt hat.« Sie lachte. »Sie hat so laut geschrien, da wäre auch eine Tote wieder aufgewacht.« Sie griff sich an den Kopf. »Ich brauche eine kurze Pause, Anton.«
    »Ja, klar. Du darfst dich jetzt nicht überanstrengen.«
    Eva legte ihre Hände auf die Augen und atmete tief aus und ein.
    Schwarz stand auf und blickte zum Stadtpark hinunter. Dort war er damals nach dem Anschlag auf Eva mit seinem alten Klassenkameraden Heiner spazieren gegangen.
    Schüler waren auf dem Weg zum nahen Karlsgymnasium , zwei Frauen schauten begeistert zu, wie ihre Labradors sich jagten. Ein Radfahrer, den die Hunde beinahe über den Haufen rannten, drohte mit der Faust.
    »Ich habe ihn schon mal gesehen«, sagte Eva.
    Schwarz fuhr herum. »Wen? Den Mann, der dich überfallen hat?«
    »Ja. Ich komme nur nicht drauf, wo. Du warst auch dabei.«
    »Ich?«
    »Ja.«
    Schwarz überlegte. Sie hatten noch nicht viel gemeinsam unternommen, so lange kannten sie sich noch nicht. Und dann war Eva ja auch noch zur Untersuchung in den USA gewesen.
    »Ich weiß es nicht mehr«, sagte sie, »in meinem Gehirn geht es drunter und drüber.«
    »Lass dir Zeit, die Erinnerung kommt von selbst wieder.«
    Sie sah ihn zweifelnd an. Er setzte sich auf den Bettrand und nahm ihre Hand. Eine Weile schwiegen beide.
    Die Tür ging auf, ein junger Arzt kam herein. Sein Gang war federnd, sein Lächeln für Schwarz’ Geschmack übertrieben.
    »Einen wunderschönen guten Morgen. Na, Frau Hahn, dann schauen wir mal, wie’s Ihnen geht.«
    Schwarz trat vom Bett zurück. Der Arzt kontrollierte den Puls und leuchtete Eva mit einer kleinen Taschenlampe in die Augen. »Ihre Tabletten haben Sie genommen?«
    »Habe ich«, sagte Eva, ohne mit der Wimper zu zucken. »Erinnern Sie sich an den Vorfall?«
    »Ja.«
    »Sie haben keinen Filmriss?«
    Eva schüttelte den Kopf.
    »Namensfindungsstörungen, andere Ausfallerscheinungen?«
    »Nichts.«
    »Kopfschmerzen?«
    »Kaum.«
    »Das klingt ja wunderbar«, sagte der Arzt. »Sie müssen sich trotzdem noch schonen. Kein Fernsehen, keine anstrengenden Gespräche, überhaupt möglichst wenig Reize. Der Herr ist Ihr Vater?«
    »Mein Freund.«
    »Ah. Dann weiter gute Besserung.«
    Und weg war er.
    »Warum verheimlichst du ihm deine Kopfschmerzen?«, sagte Schwarz.
    »Weil ich hier nicht alt werden möchte.«
    Schwarz machte ein besorgtes Gesicht.
    »Schau nicht so, als wärst du doch mein Vater. Besorg mir lieber was Essbares. Den Fraß hier kriege ich nicht runter.«
    »Was schwebt dir denn vor?«
    »Hm. Ich glaube, am liebsten hätte ich was aus dem Koh Samui .«

33.
     
    Schwarz trat auf den Flur, tippte eine Nummer ins Handy und wartete.
    »Morgen, Jo. Ich weiß, ihr habt noch nicht geöffnet. Kannst du mir trotzdem einen Gefallen tun?«
    »Jeden Gefallen der Welt, Herr Schwarz, das wissen Sie doch.«
    Schwarz bestellte grünes Rindfleisch- und rotes Hühnchencurry und versprach, in der Einganghalle der Klinik zu warten.
    Schon zwanzig Minuten später kam Jo mit dem Essen geeilt. »Ich habe noch Tom Ka Gai-Suppe mitgebracht. Sind Sie sehr krank, Herr Schwarz?«
    »Nicht kränker als sonst.«
    »Ist was mit Ihrer Mutter?«
    Schwarz schüttelte den Kopf. Jo sah ihn erwartungsvoll an.
    »Ist das die sprichwörtliche asiatische Diskretion?«
    Jo grinste.
    »Sie kennen die junge Frau im Rollstuhl?«
    Er nickte.
    »Sie ist überfallen worden und hat eine Gehirnerschütterung.«
    Jo war so entsetzt, dass er kein Geld für die Currys wollte. Schwarz war das zwar unangenehm, aber er wusste, dass er ihn nicht würde umstimmen können.
    »Dann bedanke ich mich ganz herzlich.«
    »Bitte sehr. Und sagen Sie ihr alles Gute von mir.«
    »Mache ich.«
    Eva schnupperte, als Schwarz in den Raum trat. »Lecker.«
    Sie aß ein paar Löffel Suppe und entschied sich dann für das grüne Curry mit den Baby-Auberginen.
    »Willst du nichts?«
    Schwarz schüttelte den Kopf.

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