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Im Namen des Kreuzes

Im Namen des Kreuzes

Titel: Im Namen des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Probst
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»Ist noch zu früh für mich.«
    Eva aß mit großem Appetit, aber plötzlich legte sie die Gabel beiseite. »Ich versuche mal, den Typen zu beschreiben, der mich überfallen hat. Vielleicht fällt mir dann ein, woher ich ihn kenne.«
    »Wenn du magst.«
    »Er war ziemlich groß, hatte ein breites, eher grobschlächtiges Gesicht.«
    »Wie alt ungefähr?«
    »Dreißig vielleicht.«
    Sie schloss die Augen. »Seitenscheitel, links. Braunes Haar. Die Augenfarbe weiß ich nicht.«
    »Irgendwas Besonderes an ihm?«
    »Nein. Doch, warte … seine Nase war irgendwie schief.«
    »Vielleicht mal gebrochen?«
    »Ja, könnte sein.«
    Eva öffnete die Augen und sah Schwarz erwartungsvoll an. »Kannst du dich an den Mann erinnern?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ehrlich gesagt, nein.«
    »Du hast ihn ganz sicher schon mal gesehen.«
    Schwarz machte eine hilflose Geste. Er sah, dass Eva Tränen in die Augen traten.
    »Komm, ruh dich jetzt aus.«
    Sie ließ sich seufzend auf ihr Kissen sinken, kam aber gleich wieder hoch. »Ich kann nicht, bevor wir das Schwein nicht haben. Los, Anton, denk mit mir nach, hilf mir!«
    »Wie denn?« Da fiel ihm etwas ein. »Ich habe dir noch gar nicht erzählt, dass bei mir eingebrochen wurde.«
    »Wirklich?«
    »Ja, und das heißt, die wissen, dass wir zusammenarbeiten.«
    Eva sah ihn mit großen Augen an. »Aber das haben wir doch niemandem verraten – außer meiner Mutter, die hier jeden Moment auftauchen wird.«
    »Frau Sass weiß es.«
    »Stimmt.«
    »Und Heimerans Haushälterin. Die ist ziemlich redselig.«
    »Mit wem könnte sie über uns gesprochen haben?«
    »Mit diesem Dekan zum Beispiel oder mit irgendwelchen anderen Gemeindemitgliedern. Perfall dürfte auch informiert sein.«
    »Wer ist das denn?«
    »Ein ehemaliger LKA-Mann. Er soll für die Kirche klären, ob Pfarrer Heimeran sich bei Matthias irgendwas hat zuschulden kommen lassen. Hat er übrigens höchstwahrscheinlich nicht.«
    »Das weißt du von dem Pastoralreferenten?«
    »Von Rainer Weber, genau.«
    »Hast du dem von unserer Zusammenarbeit erzählt?«
    Schwarz schüttelte den Kopf.
    Eva schloss die Augen und legte sich jetzt doch hin. »Es ist uferlos. Wir könnten ja auch beobachtet worden sein.«
    Er trat wieder ans Fenster. Im Stadtpark hatten sich einige ältere Frauen zum Tai Chi versammelt. Sie balancierten auf einem Bein, hoben die Arme, drehten sich in Zeitlupe zur Seite …
    Ich muss mit Weber reden, dachte er. Vielleicht fällt ihm jemand ein, auf den Evas Beschreibung passt. Und mit dem Jungen, der Pfarrer Heimerans Leiche entdeckt hat.
    Er schaute zu Eva.
    Da öffnete sie die Augen, als gäbe es eine telepathische Verbindung zwischen ihnen. »Auf was wartest du noch, Anton?«
    »Kann ich dich wirklich allein lassen?«
    »Hau schon ab«, sagte sie lächelnd.
    Schwarz küsste Eva. »Schlaf ein bisschen, ich brauche dich noch.«
    »Ich dich auch.«

34.
     
    Auf dem Weg zum Wagen versuchte Schwarz, Rainer Weber zu erreichen. Eine Pfarrsekretärin erklärte, der Herr Pastoralreferent sei außer Haus. Ob sie etwas ausrichten könne? Nein, er werde sich später noch mal melden.
    Der nächste Anruf galt seiner Auftraggeberin.
    »Grüß Gott, Frau Sass. Ich müsste mit Ihnen reden.«
    »Um was geht es denn?«
    »Ich würde lieber persönlich vorbeikommen. Passt es Ihnen gerade?«
    »Jetzt? Ja, wenn es sein muss.«
    Warum war sie so reserviert? Er hätte eher erwartet, dass sie sich beschwerte, von ihm nicht ausreichend auf dem Laufenden gehalten zu werden.
    Er überquerte die Bodenseestraße. Sein Blick ging nach links zu der Baulücke, die der Abriss des mehr als hundert Jahre alten Landsberger Hofs hinterlassen hatte. In welchen Biergarten gingen die Bewohner des alten Eisenbahnerviertels dahinter denn jetzt? Oder blieben sie einfach zu Hause, holten die Brotzeit bei Burger King , betranken sich allein und rauften statt mit dem Spezl mit der Ehefrau?
    Schwarz näherte sich vorsichtig einer Kreuzung, die seiner Ansicht nach einem planerischen Delirium entsprungen war. Die hoffentlich nur provisorische Straßengestaltung kurz vor der Eisenbahnunterführung war nicht nur ein brutaler Eingriff in die Stadtlandschaft, sondern stellte die Autofahrer vor erhebliche Orientierungsprobleme. Tatsächlich kam Schwarz auch heute wieder ein Fahrzeug auf seiner Spur entgegen.
    Oder war er selbst der Geisterfahrer?
    Er wich im letzten Moment aus und war froh, als er die beschauliche Pippinger Straße erreichte.
    Frau Sass öffnete die

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