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Im Namen des Kreuzes

Im Namen des Kreuzes

Titel: Im Namen des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Probst
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umzubringen, wenn er ihn noch ein einziges Mal anfasste. Im letzten Moment hatte ihn der Mut verlassen, und das quälende Spiel war weitergegangen. Endlich war er in seiner Verzweiflung auf die Idee gekommen, Robert zu erzählen, er hätte seine Mutter in alles eingeweiht.
    Diese Lüge hatte ihn gerettet.
    Wenige Wochen später hatte er auf einer Party in einem Jugendheim seine erste Freundin kennengelernt. Sie trafen sich jeden Tag zum Knutschen, sodass er die Geschichte mit Robert allmählich vergaß.
    Nur die Briefe hatte er nie wegwerfen können.
    Er ließ Wasser in die Spüle laufen. Es vermischte sich mit der Asche.
    Schöne Schweinerei, dachte Schwarz, und fühlte sich mit einem Mal ganz leicht.

42.
     
    Es klingelte. Schwarz ging zur Tür, öffnete aber nicht.
    Jetzt klopfte jemand.
    »Wer ist denn da?«
    »Sag mal, brennt’s bei dir?«
    »Eva!« Er riss die Tür auf.
    »Diese sympathischen Herren waren so freundlich, mich nach Hause zu bringen.« Eva, die mit ihrem Kopfverband ein wenig wie eine Nonne aussah, zwinkerte Schwarz zu.
    Die beiden nach Atem ringenden Sanitäter, die sie im Rollstuhl nach oben geschleppt hatten, lächelten gezwungen. »Sie sollten unbedingt über einen Treppenlift nachdenken«, sagte der ältere.
    Schwarz bedankte sich bei jedem mit fünf Euro.
    Er umarmte Eva und küsste sie. »Dass die dich schon entlassen haben?«
    »Ich bin auf eigene Verantwortung raus.«
    Er betrachtete sie besorgt. »Bist du wirklich schon wieder fit?«
    Sie überhörte die Frage, fuhr neugierig zu dem umgestürzten Karton und schnupperte Richtung Spüle.
    »Warst du zu faul, zur Deponie zu fahren?«
    Schwarz brummte nur.
    »Erzählst du mir, was du da getrieben hast?«
    »Nicht jetzt.«
    »Warum nicht?«
    Schwarz holte Luft. »Es ist nicht gut, dass du hier bist.« Eva sah ihn irritiert an.
    »Ich werde dich jetzt zu deiner Mutter bringen.«
    »Bitte?«
    Das Telefon klingelte. Schwarz stöhnte und hob ab.
    Es war Kolbinger. »Hör zu, Anton, ich wollte dich nur informieren, dass wir mit Hochdruck an dem Fall arbeiten. Die Kollegen sind sehr motiviert, der Chef hat zusätzliche Kräfte genehmigt, und von der Kirche wurde uns ein Sonderermittler zur Seite gestellt.«
    »Perfall?«
    »Ich habe schon gehört, dass du ihn kennst. Guter Mann, oder?«
    »Habt ihr über mich gesprochen?«
    »Ja, klar. Also, ich halte dich auf dem Laufenden.«
    »Danke.«
    »Ciao.«
    Schwarz ließ den Hörer sinken.
    »Ich bleibe hier, bei dir«, sagte Eva entschieden.
    Er nahm ihre Hand. »Eva …«
    Schon wieder unterbrach ihn das Telefon.
    »Das gibt’s doch nicht. – Ja, Schwarz.«
    »Perfall hier. Ich habe gerade Ihren ehemaligen Kollegen, Herrn Kolbinger, kennengelernt.«
    »Tatsächlich?«
    Perfall räusperte sich. »Herr Schwarz, ich fürchte, diese Geschichte hat eine wesentlich größere Dimension, als wir dachten.«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Deswegen bräuchten wir jetzt dringend einen Mann wie Sie. Das findet auch der Hauptkommissar.«
    »Findet er?«
    »Herr Kolbinger schätzt Sie sehr, das wissen Sie. Aber er kann Sie natürlich nicht offiziell um Ihre Mitarbeit bitten. Deswegen hat er mich darum gebeten.«
    »Das ehrt mich, aber …«
    »Sagen Sie jetzt nicht Nein, Herr Schwarz. Lassen Sie uns morgen noch mal in Ruhe reden.«
    »Einverstanden.«
    »Um zehn, bei mir im Büro?«
    »Um elf«, sagte Schwarz und verabschiedete sich.
    Er begriff immer noch nicht genau, wieso Perfall solchen Wert auf die Zusammenarbeit mit ihm legte. Aber das würde er morgen rausfinden.
    »Verrätst du mir jetzt, was los ist, Anton?«
    Er zögerte. Konnte er ihr die Wahrheit schon zumuten?
    »Ich will wissen, was passiert ist.«
    Schwarz holte tief Luft. »Sie haben Rainer Weber umgebracht.«
    Eva wurde bleich. Er nahm ihre Hand und konnte spüren, dass sie zitterte. »Aber … warum denn?«
    Sie schloss die Augen.
    »Ist dir schwindlig?«
    »Geht schon.«
    »Willst du dich hinlegen?«
    »Ja, wäre vielleicht besser.«
    Schwarz half ihr ins Bett. Dann sperrte er doppelt ab, was angesichts der windigen Wohnungstür Augenwischerei war.
    Er konnte nur hoffen, dass Eva und er nicht die nächsten auf der Liste waren.
    Sie lagen im Halbdunkel nebeneinander, Schwarz hielt Eva fest. Lange sagten sie gar nichts, dann erzählte Eva, dass sie ihr in der Klinik die Haare abgeschnitten hatten, und ihre Wunde mit dreizehn Stichen genäht worden war.
    Schwarz fand ihre Stimme angenehm weich und sanft. Sie kam von weit her …
    »Anton«, schrie

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