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Im Namen Des Schweins

Titel: Im Namen Des Schweins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pablo Tusset
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Dossier einen Bericht aus dem Gesundheitsamt beigefügt.« Jetzt wendet er sich wieder an alle: »Gut. Unser Tierarzt Henry könnte also eine Schlüsselfigur werden. Denken Sie bitte auch hier daran, dass er direkt in Amsterdam unter Vertrag genommen wurde. Berganza, was können Sie uns noch zu ihm sagen …«
    Berganza schaut wieder in seine Aufzeichnungen.
    »Alle nennen ihn ›den Franzosen‹ … Er ist gebildet, freundlich, besitzt sogar einige Raffinesse … Er sieht so aus, als könne er keiner Fliege was zuleide tun … Ist gewissermaßen das genaue Gegenteil vom Schlachter.
    Er kam 99 ins Dorf und wohnt seit etwa einem Jahr mit einem Mädchen zusammen: Luisa Giró Robles. Die beiden erwarten ein Kind. Er ist für die Sterbehilfe im Schlachthof zuständig. Er hat dafür zu sorgen, dass es den Schweinen relativ gut geht, bevor sie sterben. Was der Direktion entgegen kommt. Er spricht ziemlich gut Spanisch, kann sich gut verständigen … Er dürfte großes Interesse daran haben, jemanden kennenzulernen, der etwas kultivierter ist als die meisten seiner Nachbarn im Dorf, so dass sich hier sicher Möglichkeiten für unseren Agenten eröffnen.«
    Rodero befragt den Kommissar erneut nach seiner Meinung. Der Kommissar, mittlerweile recht wach, macht erneut eine Geste, die besagt, dass er dem nichts hinzuzufügen hat: »Nein, den habe ich gar nicht erst kennengelernt«.
    Rodero fährt fort: »Sehr gut, dann kommen wir bereits zum dritten Individuum«, er schaut in sein Dossier, bevor er an die Tafel schreibt: »Camilo José Santiago Nogales, geboren in Valdemorales, in der Provinz Castellón. Von ihm haben wir viele Spuren. Seit seinem dreizehnten Lebensjahr gibt es Anzeichen für käufliche homosexuelle Aktivitäten: Er arbeitete wohl in Kinos, am Strand usw …« Er blättert im Dossier. »Mehrmals wurde er auf frischer Tat ertappt, aber wegen Minderjährigkeit ist die Sache immer im Sand verlaufen. Außerdem hat er nie Anzeige erhoben gegen die vermeintlichen Kinderschänder. Das waren noch andere Zeiten … Also, mit fünfzehn Jahren zieht er nach Teneriffa. Dort lebt er allem Anschein nach unter der Fuchtel eines bekannten Päderasten, der ihm auch Arbeit in seiner Diskothek verschafft sowie Kontakte zu Klienten seines Vertrauens. Damals wurde ein Fall dokumentiert mit einem Typen, der hinlänglich bekannt war für sein auffälliges Verhalten gegenüber Prostituierten. In diesem Zusammenhang kam es zu einer Anzeige wegen versuchter Körperverletzung mit einem Metallkamm. Der Richter hat das Verfahren damals auf dem Instanzenweg eingestellt. Es gab keine Beweise, keine Zeugen. Abgesehen von einem Arztbericht aus dem Krankenhaus und dem Tatbestand, dass der Typ in einem Kommissariat auftauchte und das Gesicht aussah wie ein Kartoffelacker. Was noch …? Dem Jungen wurde es scheinbar in Teneriffa zu langweilig, er verabschiedete sich von seinem Mentor und tauchte zwei Monate später in Bilches wieder auf, wo er von 83 bis 84 erneut als Kellner arbeitete. Selbstverständlich in einem einschlägigen Etablissement. Mit dem sprechenden Namen Lord Douglas. Im März 1984 passierte etwas Interessantes: Er kauft sich einen Volkswagen Golf Cabriolet, bezahlt mit einem Scheck, der auf seinen Namen ausgeschrieben ist. Der Scheck, die Steuern, Zulassung und Versicherung werden jedoch von einem Konto abgebucht, das einem gewissen Juan Aresti Montiel gehört, dem Besitzer der Metzgerei in San Juan del Horlá. Einem Mann, der aus dem Ort stammt. Der junge Franzose gibt noch in derselben Woche seinen Job auf und ist drei Wochen später in San Juan gemeldet. Das klingt ein bisschen so, als wäre er wieder einmal einem Patron gefolgt. Diese Geschichte jedoch hält sehr viel länger als alle vorherigen.
    Aus den folgenden zwei Jahren sind weder Ein- noch Ausgaben bekannt, bis er 88 als Packer bei Uni-Pork eingestellt wird. Von dort kommt er in die Schlachterei und fünf Jahre später steigt er in die Administration auf … Berganza, was können Sie uns von ihm berichten?«
    »Also, am auffälligsten an diesem Camilo José ist, den alle ›Rito‹ nennen, dass er eine Tunte vor dem Herrn ist. Wir wären von allein nie auf die Idee gekommen, dass er mit dem Metzgermeister zusammenwohnt, der wiederum aussieht wie ein Veteran aus den Befreiungskämpfen und nicht die geringsten Anzeichen von Homosexualität ausstrahlt. Dann haben wir aber erfahren, dass der Metzgermeister auch noch mit einem Priester zusammenlebt, einem jungen Mann, der

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