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Im Namen Des Schweins

Titel: Im Namen Des Schweins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pablo Tusset
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fielen. Der Metzger ging noch in dieser Nacht, so wie er war, raus auf die Straße, stieg in seinen uralten Renault 4 und verschwand.« Schluck Kognak. »Alle dachten schon, er würde nie wieder zurückkommen, aber Sie sehen ja, er kam zurück. Nach einem Monat oder so. Und das Beste an der Geschichte ist, dass er mit dem Rito zurückkam, in dem Golf Cabriolet, den sie immer noch fahren. Der war damals niegelnagelneu, was einiges Aufsehen erregte. Stellen Sie sich das mal vor. Und Sie können sich ja denken, dass die Leute hier nicht so schnell etwas überrascht.« Schluck Kognak.
    »Und der Pfarrer?«
    »Der erschien erst Jahre später auf der Bildfläche. Das ist noch nicht so lange her … Rito meint, als er einmal nach Hause kam, habe er die beiden zusammen im Bett überrascht. Aber das ist wieder eine andere Geschichte. So jedenfalls leben die drei seit einiger Zeit als Trio zusammen, was auch keiner der drei leugnet, ganz im Gegenteil. Sonst würde ich mir ja auch nie erlauben, Ihnen all das zu erzählen. Es gibt noch ganz andere delikate Geschichten, die ich nie erzählen würde, die mir der Metzger einmal anvertraut hat. Wenn er deprimiert ist, trinkt er und redet. Außerdem ist er kein Knauser. Daher haben wir schon so manches Mal bei einem Whisky hier oder in der Genossenschaft zusammen an der Theke gesessen.« Kognak mit Soda. »Jetzt habe ich irgendwie den Faden verloren … Ah, ja, der Fernseher auf dem Altar … Es wird ja nicht einmal eine aufgezeichnete Messe ausgestrahlt, sondern …«
    Der Schlachter mit der Narbe und den blauen Haaren betritt das Café. Beethoven grüßt ihn von weitem.
    »Hombre, Sankt Martin, gerade haben wir über Dich gesprochen, komm her, ich will Dir den Neuen vorstellen. Er heißt Pedro, Peter der Große kurz gesagt. Ein guter Typ.«
    Sankt Martin scheint Beethoven gar nicht zu beachten. Gleichwohl kommt er auf ihn zu und packt ihn im Nacken.
    »Scheiße noch mal, Beethoven, was laberst Du denn hier schon wieder herum?«
    Danach dreht er sich mit zum Gruß ausgestreckter Hand zu P.
    »Mach bloß nicht den Fehler und lade ihn ständig zu einem Whisky ein. Der gewöhnt sich sonst noch daran«, sagt er. Seine Augen sind wirklich seltsam. Als würde er leicht schielen. Das Auge unter der Narbe ist viel lebendiger und leuchtender. »Susi, schenk mir doch einen Quinto ein, tu mir den Gefallen, und für den Mann hier, was er möchte. Beethoven bekommt aber keinen Tropfen mehr, hörst Du, sonst plaudert er wieder aus dem Nähkästchen«, er dreht sich zu Beethoven um und packt ihn noch einmal am Nacken und zieht ihn zu sich. »Beethoven, scheiße noch mal, was bist Du nur für ein alter Schwätzer …«
    »Sag mal, Du Missgeburt, was fällt Dir eigentlich ein: Entweder lädst Du mich auf einen Whisky ein oder Du verpisst Dich wieder und zwar dorthin, wo der Pfeffer wächst.«
    »Scheiße noch mal, Susi, schenk dem Alten noch einen Whisky ein. Mal sehen, ob er ihm zu den Ohren wieder rauskommt.« Er dreht sich zu P: »Dieses miese Arschloch hier wird uns eines Tages noch in seinem eigenen Treppenhaus abstürzen. Und wir dürfen ihn dann am nächsten Morgen auflesen.« Er grapscht sich an seinen Genitalapparat: »Ich pisse mir gleich in die Hose. Susi, wo bleibt denn nur mein kleines Bier?« Er geht zur Toilette.
    Beethoven hebt sein Gläschen, in dem nur noch ein paar Tropfen drin sind.
    »Jetzt konnten Sie sich ja selbst ein Bild von dem Typen machen, nicht wahr?«
    »Annähernd.«
    »Nach sechs oder sieben Bieren entspannt er sich und dann geht er nach Hause, um zu schlafen. Er arbeitet an sechs Tagen in der Woche und steht früh auf. Er ist ein Arbeitstier. Glauben Sie ja nicht, die Arbeit im Schlachthof sei leicht. Und man muss ordentlich was schaffen, damit sich die Plackerei lohnt. Am Tag macht der mindestens so seine 200 Schweine … Und tschuck!«, er macht mit den Händen eine schneidende Bewegung. »Sie müssten mal sehen, wie der mit dem Messer umgeht … Und alle haben Respekt vor ihm.
    Dafür reicht es ja fast schon, mit so einem Gesicht herumzulaufen. Er bekommt nie mit jemandem Ärger.
    Der Einzige, der hier wirklich unangenehm werden kann, ist der Kainsmal. Man bekommt seine Spitznamen ja nicht umsonst. Schon als kleines Kind war der wohl schlimmer, als Kain je gewesen sein dürfte … Der legt sich mit jedem an. Allerdings nur, wenn er getrunken hat. Vor allem, wenn er von seinen Kräutermischungen getrunken hat. Nüchtern ist er eigentlich ein bockiges, aber

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