Im Namen Des Schweins
Der rosarote Panther bewegt sich aufreizend.
»Nein, nicht unbedingt. Ich habe ja weder das Wort Sex noch irgendeines seiner Synonyme in den Mund genommen. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass das Erotische zwischen zwei Personen wie ihr und mir nie Sex allein ist. Ich habe nur gesagt, dass wir den Grad an Intimität erst erreicht haben werden, wenn wir eine ganze Nacht zusammen in einem Bett liegen.
Erst dann werden wir uns wie zu Hause fühlen, uns natürlich verhalten und uns richtig kennenlernen. Alles andere sind geistreiche, witzige Unterhaltungen und pures Vergnügen an Brunfttänzen.« Jetzt ist es T, der wie ein rosaroter Panther hüpft, um mit ihr Schritt zu halten.
»Die Brunfttänze haben aus der Perspektive des Weibchens eine wichtige Funktion«, dabei klimpert sie mit den Augen wie ein koketter Vogelstrauß. »Sie helfen ihr zum Beispiel, die Tugenden des Männchens kennenzulernen, das um sie wirbt. Außerdem helfen sie ihr herauszufinden, bis zu welchem Punkt er wirklich an ihr interessiert ist. Hast Du noch nie Dokumentarfilme über Vögel gesehen?«
»Denkst Du, ich sollte den Schwanz ausbreiten, trillern und die Angebetete mit Würmern umwerben? Okay, I’m ready. Wenn es aber um ›wissen‹ und ›kennen‹ geht, dann weiß sie, glaube ich, bereits alles, was sie kennen und wissen muss.«
Jetzt ist der Gleichklang ihrer Bewegungen perfekt: zwei Schritte, ein Hüpfer vom rosaroten Panther.
»Ich habe ihr nämlich mehr von mir erzählt, als ich je einer anderen Person anvertraut habe. Weder einem Mann noch einer Frau. Sie muss jetzt nur noch die Teilchen in ihre schönen Hände nehmen und das Puzzle zusammensetzen. Dann hat sie ein vollständiges Portrait … Sag mal, könnten wir auch laufen wie zwei normale Menschen?«
»Mmm … Wie definierst Du ›normal‹? …«
Suzanne erwartet eine Antwortet und bereichert die Schrittfolge um eine halbe Drehung, die sich in den komplizierten Rhythmus einfügt. T bleibt stehen und lacht: »Bist du verrückt geworden, wo willst Du denn hin …?«
»Du hast ja gelacht … Ja, richtig gelacht … Es ist das erste Mal, dass ich Dich richtig lachen sehe …«
»Zum ersten Mal? Das ist nicht wahr …«
»Doch, ist wahr. Zum ersten Mal hast Du richtig über etwas gelacht, weil Du es lustig findest. Und nicht aus Höflichkeit.«
T hebt die Augenbrauen: »Diesen Eindruck hast Du von mir?«
»Du hast bis jetzt noch nie über meine Faxen gelacht. Nicht ein einziges Mal … Kein einziges Mal, und ich habe pausenlos den Clown für Dich gespielt …«
»Bedeutet Dir das viel? Andere zum Lachen zu bringen?«
»Sehr viel. Mir hängt es zum Hals heraus, dass mich alle so hübsch und toll finden. Ich mag es viel lieber, wenn die Leute mit mir lachen können. Oder besser noch: über mich.«
»Nach allem, was man so im Radio hört, müsste es genau umgedreht sein …«
Ohne es zu merken, sind sie an der Eighth Avenue angekommen und ebenso intuitiv biegen sie jetzt in die 13. ein. Ihr Tempo ist jetzt normal, gemächlich, wie bei einem Spaziergang. T schaut auf den Boden. Suzanne tut so, als ob. Beobachtet dabei aber aus den Augenwinkeln Ts Gesichtsausdruck. Es sieht so aus, als müsste noch etwas gesagt werden. Sie verlangsamen ihre Schritte noch mehr, bis sie mitten auf einem verlassenen Bürgersteig fast stehen bleiben. Vor einem Heimwerkerladen, der im Schaufenster eine Motorsäge und Kompostbehälter ausstellt: »Wie verrückt muss man eigentlich sein, um mitten in dieser Stadt eine Motorsäge zu brauchen?«, fragt sich T laut, während er sich auf das Mäuerchen vor dem Schaufenster setzt. Suzanne begutachtet ebenfalls die Ansammlung an elektrischen Maschinen, Heckenscheren, Schläuchen und Gartenhandschuhen.
»Vielleicht wohnt Freddy Krueger hier in der Nähe«, sagt sie.
»Habe ich jetzt was kaputt gemacht?«, fragt T, ohne auf den Scherz einzugehen.
»Was denn …«
»Ich weiß nicht … Vielleicht hätte ich einfach weiter mit Dir flirten sollen: spielen, uns vergnügen, aber Dir immer die Chance lassen, so zu tun, als würdest Du es nicht merken. Stattdessen ist mir nichts Besseres eingefallen, als Dich regelrecht zu überfahren. Das war doch nach allen Regeln der Kunst eine Liebeserklärung an Dich.«
Suzanne beobachtet ihn ein paar Sekunden und fängt an zu singen: »And then I go and spoiled all / By saying something stupid like I love you … Weißt Du was, ich finde Dich fast noch besser als meinen italienischen Metzger: Ich glaube, ich
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