Im Namen Des Schweins
pass auf Dich auf … Mach ich auf der Stelle … Melde Dich bald wieder, ja?«
Der Kommissar steht umgehend wieder in der Küche:
»Ich habe gerade einen Kuss für Dich bekommen. Also schuldest Du mir mittlerweile schon zwei.«
»Ah ja? Von wem?«
»Tomas. Aus New York.«
»Ach, und wie läuft alles so mit der Reise …?«
»Gut … Das Hotelzimmer sei schrecklich, aber er habe nicht schlecht gestaunt, als er die ersten Wolkenkratzer gesehen hat. Er sagt, unsere würden dagegen aussehen wie Spielzeug … Er klang ganz zufrieden … Offensichtlich hat er sich die erste Nacht gleich um die Ohren geschlagen, nachdem er angekommen ist.«
»Da ist ja immer was los, gerade nachts. Zum Fürchten ist das.«
»Er meint, nein … Das Zentrum sei voller Menschen. Außerdem … Sag mal, wenn der nicht auf sich aufpassen kann …«
»Ja, ja …«
»Hör mal, wollen wir zwei nicht auch mal nach New York? Du und ich? Sobald ich pensioniert bin, könnten wir in die Reisebüros gehen und uns mal umhören.«
»Ach, du liebe Zeit. Wie kommst Du denn darauf? So eine weite Reise … Und ohne die Sprache zu beherrschen.«
»Wenn Tomas da ein Weilchen bleiben würde, hätten wir schon einen Stadtführer. Und alle behaupten, dass man mit Spanisch dort ganz gut über die Runden kommt.«
»… So viele Stunden im Flieger …«
Der Kommissar hat die Distanz wieder verkürzt: »So, und jetzt wollen wir doch erst mal sehen, was es mit den zwei Küssen auf sich hat, die ich noch von Dir kriege.«
»Sei doch nicht so wild, José Maria. Du bist ja heute völlig aus dem Häuschen.«
Im Paradies
Am Mittwoch wird T vom Radio im Nachttischchen um acht Uhr geweckt. Er hat vor ein paar Tagen eine witzige Sendung für sich entdeckt, bei der Zuhörer per Telefon mitmachen dürfen. Die tut ihm gut. Seitdem ist sein listening schon etwas warm gehört, bevor er sich hinaus auf die Straße wagt, wo er zum Frühstück mit diesen schnellen Fragen der Kellner zurechtkommen muss. An jenem Morgen erörtert die Diskussionsrunde, welche Eigenschaften von Männern für Frauen besonders wichtig sind. T geht ins Bad, um zu pinkeln, und setzt sich dann für die erste Zigarette ganz gegen seine Gewohnheit aufs Bett. Noch bevor er sich die Zähne geputzt hat und unter die Dusche geht.
Zuerst führen die Teilnehmer der Gesprächsrunde in das Thema ein, dann schaltet der Moderator des Programms live die Anruferinnen zu. T versteht von den Dialogen nicht alles, aber immerhin so viel, dass Intelligenz als Stichwort fällt, Zärtlichkeit, Höflichkeit … Eine Hörerin erwähnt auf witzige Art und Weise Geld und Kreditkarten, die nächste führt Erwägungen zu Größen und Maßen in die Debatte ein und produziert viel Gekicher und mehrdeutige, verschlungene Wortspiele am runden Tisch. Fast alle Anruferinnen aber nennen Humor als wichtigste Eigenschaft des Mannes. Humor dürfte alles in allem sogar der am häufigsten genannte Punkt sein. Eine eigens zur Sendung eingeladene Paartherapeutin bestätigt als Expertin die Bedeutung dieses Charakterzugs: Lachen, so meint sie, bedeute glücklich zu sein. Daher habe ein Mann, der in der Lage sei, eine Frau zum Lachen zu bringen, fast immer schon gewonnen. Dies bleibt dann auch die mehr oder weniger einstimmige Conclusio. Wobei die Teilnehmer ja in erster Linie Komiker sind und von daher äußerst zufrieden mit dem Ergebnis wirken. Danach spielen sie My baby just cares for me. T geht unter die Dusche und singt den Text mit, den er halbwegs auswendig weiß.
Unter dem Wasser fragt er sich, welche Charakterzüge einem Mädchen um die zwanzig, die Kostüme trägt, Witze erzählt und ein Gesicht wie Popeye aufsetzt, wohl am wichtigsten sein dürften. Wie bringt man eine solche Frau zum Lachen? T bringt zweifelsohne einen gewissen Sinn für Humor mit, setzt ihn allerdings gewöhnlich nicht ein. Bei näherer Betrachtung ist das so, wie wenn man im Geld schwimmt, ohne es auszugeben. Vielleicht ließe sich sagen, dass er mit Humor geizt … Jawohl, das ist er: geizig mit seinem Sinn für Humor. Ihm gefällt der Gedanke, es so auf den Punkt zu bringen. Andererseits sieht er gut aus. Sehr gut sogar. Da kann er sich aus guten Gründen sicher sein. Er erinnert sich an die erste Fahrt in der U-Bahn durch die Stadt. Eine sehr hübsche Schwarze hatte ihn die ganze Zeit angesehen. T hatte noch nie so einen Blick in diesem Teil der Welt erlebt, aber das Gefühl, deutlich zu verstehen, was er bedeutet. Er war sicher, dass er den Blick
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