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Im Namen Des Schweins

Titel: Im Namen Des Schweins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pablo Tusset
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einem Saudi?«
    »Audi. Die ohne S sind auch gleich viel billiger«, er zwickt ihr ins Knie und lacht.
    »Na, Du bist ja heute wieder mal sehr witzig, hm?«, sie klatscht ihm mit der Hand auf den Handrücken.
    Zwei Sekunden Stille.
    »Ich meine ja nur: Ich habe überlegt, dass wir uns das jetzt auch mal erlauben können«, sagt der Kommissar. »Denk aber daran, dass wir ab jetzt nicht mehr dasselbe Einkommen haben. Und Deine Zulagen fallen auch weg …«
    »Aber die Pension, die wir dann haben, ist schon ganz ordentlich. Außerdem haben wir ja auch was Erspartes, nicht? Und dann gibt es noch die Papiere von anno dazumal, die Du gekauft hast …«
    »Die Papiere von anno dazumal werden nicht angerührt, damit Du’s weißt. Schon gar nicht für ein Auto.«
    »Miete müssen wir auch nicht zahlen. Wir haben auch keine Kredite, die wir abbezahlen müssten …«
    »Hör mal … Seit wann kümmerst Du Dich denn darum? Du hast doch überhaupt keine Ahnung, wie viel an monatlichen Kosten samt Nebenkosten und so für die Wohnung anfallen. Plus die Umlagen für den dämlichen Aufzug … Und für die Krankenversicherungen und die private Rentenversicherung und die Wohnung in Calabrava, die auch ihre Kosten hat … Was denkst Du Dir denn eigentlich …?«
    Der Kommissar sagt nichts. Sie redet weiter: »Und wie kommst Du gerade jetzt auf die Idee, ein neues Auto zu kaufen? Fährt das nicht mehr richtig gut?«
    »Doch … Aber … Ich weiß nicht, es ist schon neun Jahre alt, und die neuen sind einfach sicherer … Die Zeiten ändern sich …«
    Erneut Stille. Sie: »Hör mal … Find doch erstmal heraus, was so ein Laudi kostet, der Dir da gefällt und dann sehen wir weiter. Aber komm mir ja nicht mit einem gelben … Mir wird das langsam hier zu modern, mit der Musik, die wir seit neuestem im Haus haben …«
    Der Kommissar dreht sich für einen Moment zu ihr um. Legt dann seine Hand an die rechte Schläfe: »Zu Befehl, Ihre Exzellenz. Hat Ihre Exzellenz weitere Anweisungen?«
    »Ja. Dass Du aufhörst mit dem Unsinn und Dich auf die Straße konzentrierst.«
    »Unter einer Bedingung: dass ich einen Kuss bekomme, sobald wir das nächste Mal halten.«
    »Ach, du liebe Zeit … Ich weiß ja auch nicht, was da in Dich gefahren ist. Man sollte meinen, Du wirst nicht pensioniert, sondern demnächst zum Wehrdienst eingezogen.«
    Die Umgehungsstraße, die zur Küste führt, ist nicht sehr befahren, und so erreichen sie Calabrava noch vor zwölf Uhr. Wie immer halten sie kurz am Markt an und kaufen frischen Fisch aus der Region. Der Kommissar parkt in der zweiten Reihe, um auf seine Frau zu warten. Er steht direkt hinter einem silbernen Audi, dessen aufwendige Felgen mit Schlamm verdreckt sind. Der Fahrer sitzt nicht im Wagen, so dass der Kommissar, kaum dass die Markttüren hinter seiner Frau zugeschlagen sind, aus dem Peugeot steigt, um sich durch das halboffene Fenster den Innenraum des anderen Wagens anzusehen.
    »Stört er sie beim Rausfahren?«, fragt da eine Stimme. Der Kommissar schaut, wo sie herkommt: Einer der Verkäufer von den Gemüseständen, die vor dem Markt postiert sind, hat gerufen. Eine Zigarette hängt im Mundwinkel und die Hosen sitzen so tief, dass man den Gummizug der Unterhose sieht, sobald er sich bückt, so wie jetzt, um eine Kiste Artischocken auf dem Boden abzustellen. »Nein«, sagt der Kommissar mit lauter Stimme, »ich hab ihn mir nur anschauen wollen.«
    Dann fühlt er sich verpflichtet, zu dem Stand zu gehen und was zu sagen. »Ein schöner Wagen«, sagt er. »Ich denk darüber nach, ein neues Auto zu kaufen.«
    Der Mann am Stand scheint etwa gleich alt zu sein. Er ist dünn und sehnig, seine Gesichtshaut ist gegerbt von der Sonne und der Bart sprießt seit mehreren Tagen. »Tss, mich hat er letzte Weihnachten auch verrückt gemacht, aber ich brauche mehr Platz im Kofferraum. Und er liegt mir auch zu tief. Den kriegt jetzt mein jüngster Sohn. Für mich ist der A4 Quattro besser, den sie gerade neu rausgebracht haben …«
    Der Kommissar erklärt, um die Unterhaltung in Gang zu halten, dass so ein A3 für ihn und seine Frau völlig ausreichend wäre.
    »Steigen Sie ruhig mal ein und schauen Sie ihn sich an. Die Türen sind offen.«
    Der Kommissar wehrt dankend ab. Das sei nicht nötig.
    »Steigen Sie ruhig ein, immer rein da: Ich würde Ihnen ja gern anbieten, mal ’ne Runde zu drehen, aber wenn ich den da weg bewege, find ich keinen Parkplatz mehr.«
    So kommt es, dass ihn seine Frau, als sie mit der

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