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Im Namen Des Schweins

Titel: Im Namen Des Schweins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pablo Tusset
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Hare. Wenn nicht noch deprimierender. So steht er erst einmal aus dem Sessel auf und schaut aus dem riesigen Glasfenster. Ganz oben auf die dreckigen Hauswände zeichnet die Sonne Vierecke. Ein weiterer herrlicher Frühlingstag … Lengua de Trapo, das heißt Gestammel oder Gestotter … wie kann man bloß seinen Verlag so nennen? Und dann noch die Umschläge in solch schrillem Gelb. Wie die Audis der Jugendlichen aus der Oberschicht. Oder die CD von Manu Chao: Pa’l cementerio se va, la vaca de mala leche … Échale Baygon al bai bai gon. Die Zeiten ändern sich, mein Herr. Die diffusen Assoziationen bringen ihn in eine andere Stimmung:
    Zum Glück gibt es in der Welt auch genug Verrückte, die völlig harmlos sind.
    ***
    Nach elf, kurz nachdem der Kommissar sein Sandwich verspeist hatte und aus der Cafeteria wieder hochgekommen war, meldet sich Varela auf der internen Leitung: »Kommissar, ich habe Berganza auf der 4.«
    »Ich geh ran.« Der Kommissar drückt den entsprechenden Knopf. »Berganza, wie geht’s …?«
    »Kommissar …«
    »Ich habe Ihren Bericht gelesen und den von Prades …«
    »Ah, kam der von Prades auch bei Ihnen an? Interessant mit dem Stechapfel, nicht?«
    »Ja, ich habe ihn am Freitag gelesen und habe ihn gar nicht mehr aus dem Kopf bekommen.«
    »Prades ist normalerweise gar nicht der Typ für solche kleinen Gesten, freundlicherweise seinen Bericht zu verschicken. Da haben Sie ihm sicher gut gefallen.«
    »In der Regel komme ich mit den Gerichtsmedizinern gut klar … Aber ich wollte Sie beglückwünschen, seit Jahren habe ich keinen so schulbuchmäßigen Bericht mehr gelesen.«
    »Na ja, die Zeiten ändern sich halt«, sagt Berganza um das Kompliment abzuschwächen.
    »Wem sagen Sie das. Mittlerweile wird die Orthographie ja nicht mal mehr von den Schriftstellern eingehalten … Wie ich gesehen habe, schlagen Sie in den Schlussfolgerungen vor, den Fall an das zentrale Morddezernat zu übertragen …«
    »Ja, die haben ihn auch schon übernommen. Wir haben ja eigentlich Vom ersten Augenblick an mit der Zentrale gerechnet, wie Sie wissen. Am Freitag habe ich mit dem Chef dort gesprochen …«
    »Rodero?«
    »Rodero, ja. Kennen Sie ihn?«
    »Ein bisschen. Interessiert ihn der Fall?«
    »Ja, ihm schien die Idee zu gefallen, sich der Geschichte anzunehmen … Mein Assistent und ich haben ein paar Tage in San Juan del Horlá verbracht und Leute befragt … Aber wir sind nicht in der Lage, von hier aus eine komplette Untersuchung durchzuführen. Dazu haben wir nicht genug Personal, uns fehlen auch die Mittel.«
    »Was meinen Sie … glauben Sie, dass jemand aus dem Dorf in der Lage dazu war, eine solche Tat zu begehen, wie die da im Schlachthof?«
    »Wer weiß … Die sind alle mehr oder weniger durchgeknallt da … Es gibt einen Alten, der aussieht wie Einstein und den sie alle Beethoven nennen. Er erzählt, dass Maupassant eine Weile in Horlá verbracht habe, bevor er verrückt geworden ist. Das ganze Dorf sei ein einziges Purgatorium, in dem die Leute bereits Buße tun für ihre Sünden … Der ist vielleicht ein bisschen übergeschnappt, aber wenn ich ehrlich bin, versteht man, was er meint, wenn man dort einmal länger war.«
    »Ja … Ich hatte ja wenigstens gehofft, dass die Identifizierung der Leiche keine Probleme macht.«
    »Ah, das wissen Sie ja noch gar nicht … Offenbar steht mehr oder weniger fest, um wen es sich handelt. Als wir die Daten eingegeben haben, gab es eine klare Koinzidenz. Offiziell ist es allerdings noch nicht. Alles deutet auf eine Person aus dem benachbarten Tal hin. Aus einem Dörfchen, das etwa fünfzig Kilometer von San Juan del Horlá entfernt ist. Sie wurde zwei Tage, bevor wir die Leiche gefunden haben, als vermisst gemeldet und die Ergebnisse der Ektoskopie sprechen ebenfalls dafür. Uns fehlt nur noch eine Probe der DNA. Auch die Befunde, die Prades in seinem Bericht zusammengetragen hat, passen … Alles, was er über die Hämatome und so sagt, würde sich dadurch erklären, dass sie vermutlich zusammen mit Schweinen in einem Viehtransporter aus dem Tal hochgekarrt wurde. Wir gehen ja davon aus, dass unser Opfer zusammen mit anderen Tieren transportiert und geschlachtet wurde. Wohlgemerkt … Tiere.«
    »Sie ist die fünfzig Kilometer kurvenreiche Strecke in einem Käfig mit Schweinen unterwegs gewesen und lebend angekommen?«
    »Ja, das ist wirklich Wahnsinn. Aber damit haben wir wenigstens einen klaren Anhaltspunkt.«
    »Der in meinen Augen noch nicht

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