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Im Namen Des Schweins

Titel: Im Namen Des Schweins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pablo Tusset
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…«
    »Dann hätte ich mir aber von der Nacht schon mehr versprochen, weißt du.«
    »Du bist ja wie eine Krake. Los, komm, hier sind Leute. Außerdem kratzt du, rasier Dich erst einmal, wenn wir nach Hause kommen.«
    ***
    Am Montagmorgen hört der Kommissar lautes Klopfen an der Tür seines Büros, es wird an der Türklinke gerüttelt. Er trocknet sich die Hände ab und kommt aus dem Bad, um zu sehen, wer da ist, obwohl es eigentlich niemand anders als Varela sein kann; es ist Varela: »Kommissar, Chefinspektor Rodero ist da. Er fragt, ob er Sie sprechen kann.«
    »Ja klar, er soll reinkommen …«
    Der Kommissar geht hinaus, um ihn im Vorzimmer zu begrüßen, obwohl der andere ihm unterstellt ist. Untergeben hin oder her, Rodero war ja bereits so entgegenkommend und ist ins Polizeipräsidium gekommen, um zu hören, was der Kommissar ihm zu sagen hat.
    Rodero ist knapp über vierzig, blass, hat schmale Schultern, ist dünn und hat gleichwohl ein kleines Bäuchlein, das hervorlugt wie eine Melone. Moosfarbene Strickjacke, Fliege und Pfefferminzbonbons. Sie geben sich die Hand.
    »Ist der Moment ungünstig?«
    »Nein, kein bisschen … Kommen Sie herein, ich freue mich, dass Sie da sind. Ich hätte ja auch zu Ihnen kommen können …«
    »Das spielt doch keine Rolle. Bei der Gelegenheit kann ich mir gleich das neue Polizeipräsidium von innen ansehen. Ich habe bisher ja nur Positives gehört.«
    »Ja, ist nicht schlecht geworden … Wie läuft es bei Ihnen in der Abteilung? Halten Sie es in dem Gebäude noch aus?«
    »Mehr schlecht als recht. Sie wissen ja, wie es da aussieht …«
    »Ja, ich kenne es gut … Möchten Sie einen Kaffee? Ich habe hier sogar ein eigenes Maschinchen.«
    »Ich sehe schon, Sie sind gut ausgestattet hier … Um diese Uhrzeit trinke ich lieber keinen Kaffee, aber falls Sie ein Glas Wasser hätten, wäre ich Ihnen dankbar. Es ist heiß draußen.«
    Sie gehen hinüber in den Konferenzraum. Der Kommissar holt einen Plastikbecher und zeigt auf eine dunkle, wie ein Schrank aussehende Holztür. »Oder möchten Sie lieber eine Limo oder Cola? Wir haben hier einen gut sortierten Kühlschrank. Bei uns ist es wie im Hotel.«
    Nein, Rodero hätte gern ein Wasser. »Eiskalt oder Zimmertemperatur?«
    Zimmertemperatur, sagt Rodero. Der Kommissar bedient den entsprechenden Hahn, der aus rostfreiem Stahl ist, und füllt den Becher. Dann gibt er ihm den Becher in die Hand. Danach wirkt er sehr konzentriert, um die Kaffeemaschine in Betrieb zu nehmen, die mit kleinen verschweißten Patronen funktioniert: »Viel angenehmer als bei Euch drüben, mh? Mittlerweile habt Ihr ja wenigstens eine Klimaanlage. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie heiß es in dem Büro zu meinen Zeiten wurde, in dem Sie jetzt sitzen. Im Juni ging das schon los.«
    »Das war vorher Ihr Büro? Das wusste ich gar nicht …«
    »Sechs Jahre war ich dort. Mein Kreuz hat in diesem Kunstledersessel arg gelitten. Davor bin ich als Inspektor acht Jahre lang von einem Büro ins andere gezogen.
    Damals war Morillos Chefinspektor. Haben Sie Morillos noch gekannt? So einer mit falangistischem Schnurrbar? Dunkler Brille?« Rodero nickt. »Im Vergleich dazu ist das hier mittlerweile geradezu paradiesisch. Es gibt sogar eine Couchgarnitur für die Besucher. Immerhin, für die letzten drei Monate, die ich noch hier bin, ist es gerade noch rechtzeitig fertig geworden …«
    »Ich habe gehört, dass Sie schon dieses Jahr pensioniert werden …«
    »Anfang September … Sie können sich gar nicht vorstellen, wie ich mich darauf freue: Ich möchte nie mehr in meinem ganzen Leben etwas von geschlachteten Hausfrauen hören, so lange ich lebe.«
    Sie setzen sich auf zwei der zehn Freischwinger aus Stahl und Leder an ein Ende der langen Tafel.
    »Tut mir leid, dass Sie da an einem Sonntagmorgen hoch in die Berge mussten, aber es gab niemanden mehr bei uns in der ganzen Abteilung, der auch nur halbwegs in der Lage gewesen wäre, sich ordentlich darum zu kümmern. Da schien es mir doch am günstigsten, Sie um den Gefallen zu bitten. Jedenfalls hätten wir keinen Besseren finden können: Soweit ich weiß, sind Sie in einem kleinen Dorf in den Bergen aufgewachsen, nicht wahr?«
    »Ja, das schon. Aber das waren noch andere Zeiten. Die Bergdörfer sind sehr verschieden. Nur diese Abgeschiedenheit, die ist ihnen allen gemein. Aber heutzutage sind sie ja gar nicht mehr so abgeschieden wie damals. Es gibt Fernsehen und Handys, und alle haben ein Auto.«
    »Was

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