Im Namen Des Schweins
halten Sie von der Geschichte?« Rodero holt sich ein winziges Bonbon aus seiner Strickjackentasche und bietet es zuerst dem Kommissar an, der allerdings mit einer Handbewegung dankend ablehnt.
»Nachdem wir aus dem Schlachthof kamen, blieb uns nur noch Zeit für eine kleine Runde mit dem Auto. Ach ja, und für einen Kaffee in einem der Lokale in der Straße. Das schien die Hauptstraße zu sein. Die Kirche und das Rathaus waren ganz in der Nähe … Ziemlich beklemmend, eingekesselt von den Bergen und mit diesem Monte Horlá dort oben … Im Winter muss es grässlich da oben sein …«
»Wie gefiel Ihnen Berganza?«
»Ein guter Typ. Vor ein paar Wochen habe ich mit ihm telefoniert. Er war dann so freundlich und hat einige Informationen für mich zusammengetragen. Auf dem kurzen Dienstweg. Er erzählte mir, dass der Fall an das Morddezernat übergeben wurde …«
»Hat er Ihnen auch erzählt, dass wir die Leiche identifiziert haben?«
»Nein, das war damals noch nicht amtlich. Jemand aus dem Tal, nicht?«
»Aus dem Tal, ja. Das hat sich jetzt bestätigt. Wir haben nun die DNA-Probe. Was mir sehr vielsagend zu sein scheint, ist, dass ihr Sohn in der Provence ansässig ist. Und jetzt raten Sie mal wo er arbeitet?«
»Wenn Sie mich so fragen, würde ich mal vermuten, in einem Schlachthof, in dem Schweine verarbeitet werden.«
»Genau, im Schlachthof … Da müsste man sich mal ein bisschen umschauen. Aber wir haben noch mehr Spuren. Beispielsweise bin ich in der Datenbank auf einen anderen ziemlich interessanten Mordfall gestoßen, der noch ungelöst ist. Aus dem Jahr 97. Das Opfer ist ein sechzehnjähriges Mädchen. Ihr haben sie in einem Wald in Italien im Piemont mit einem Messer den Kopf abgeschlagen. Sechzehn Kilometer entfernt von Penerolo. Die Leiche war nackt, aber es fehlten jegliche Spuren von Vergewaltigung oder Missbrauch. Dafür fehlten ihr beide Hände, ohne dass die je wieder aufgetaucht wären. Auch bei dem Fall hatten sie Mühe, die Leiche zu identifizieren. Schließlich kam heraus, dass sie die Tochter eines Lastwagenfahrers war, der internationale Strecken fährt. Und raten Sie mal, was er in seinem Laster transportierte?«
»Schweine?«
»Genau, Schweine. Na, riecht die Geschichte immer noch nach Vergeltung unter Dealern?«
Der Kommissar zieht die Mundwinkel nach unten.
»Sie haben einen anderen Verdacht?«, fragt Rodero.
»Wieso eigentlich immer Dealer und nicht … mh … Psychopathen. Ich könnte mir eher vorstellen, dass die hier eine Rolle spielen … In jedem Land, in dem es eine ernsthafte Polizei gibt, bleiben in den Mordkommissariaten jährlich ein bis fünf Prozent der Fälle ungelöst.
Auch wenn es das Bekennerschreiben gibt, scheint es mir zu weit hergeholt, Verbindungen zu all den Fällen zu ziehen, die irgendetwas mit Schweinen zu tun haben.«
»Wir sind gar nicht von dem Bekennerschreiben ausgegangen … Wir haben es natürlich analysieren lassen, aber nichts. Es wurde auf die Rückseite einer Einkaufliste des Schlachthofs geschrieben. Mit so einem Inky, die sie dort verwenden. Zumindest ist es dieselbe Art von Tinte. Die Buchstaben sind jedoch nach einem bestimmten System mehr gezeichnet als geschrieben, so dass wir nicht einmal eine ordentliche Schriftprobe machen lassen konnten.«
»Aber wir haben immerhin eine Botschaft … IM NA-MEN DES SCHWEINS … Das ist schon ein ziemlich kurioses Bekennerschreiben. Und genau darüber wollte ich mit Ihnen sprechen …«
»Das habe ich mir schon gedacht …«
»Ich habe Ihnen ja bereits per Fax etwas über den Eigentümer des Schlachthofes und das Gedicht, das in der Zeitung erschienen ist, zukommen lassen …«
»Ja … Sehr interessant. Das Fax, das Sie mir in die Dienststelle geschickt haben, habe ich gelesen: die Sache mit den sieben Silben und so weiter …«
»Nun ja, nicht nur sieben Silben … Hier liegt ein ganzer Haufen an Koinzidenzen vor. Wenn Sie noch zehn Minuten Zeit haben, kann ich Ihnen das gern im Einzelnen ausführen …«
»Gerne, aber ehrlich gesagt, denke ich momentan eher in eine andere Richtung. Wussten Sie, dass viele der Schweine, die hier bei uns geschlachtet werden, aus Holland importiert werden? Und dass es nicht zum ersten Mal wäre, dass sie ein kleines Geschenk bei sich haben, dass ihnen normalerweise in die Därme genäht wird? In der Datenbank bin ich unter anderem auf einen Bericht des Gesundheitsamtes aus dem Jahr 99 gestoßen. Ein Laster hat die französische Grenze mit achtzig Tieren
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