Im Namen Des Schweins
überquert, die unzureichend erfasst waren. Mehrere von ihnen kamen nicht lebend an … Die Kripo hatte damals einen guten Riecher und ließ eines der toten Schweine aufschneiden: Der Bauch war vollgestopft. Wenn Sie jetzt noch im Hinterkopf haben, dass der Tierarzt des Schlachthofs in San Juan del Horlá ein Franzose ist, der zuvor auf einer Farm in Amsterdam gearbeitet hat und direkt von dort nach San Juan kam, bekommen Sie dann nicht auch den Eindruck, dass dies alles äußerst vielsagend ist?«
»Das war mir neu …« Der Kommissar wiegt den Kopf hin und her. »Da bliebe aber noch immer einiges offen. Wenn wir eine Leiche vorgefunden hätten mit einem Genickschuss, dann würde ich Ihnen zustimmen. Aber wir haben ein vollständiges, wohlgeordnetes Puzzle aus menschlichem Fleisch vorgefunden. Wir wissen, dass das Opfer unter Drogen stand, Stechapfel zu sich genommen hatte, ein Halluzinogen, und dass der Ablauf bis zum Moment des Todes langwierig und ausgeklügelt war. Da hat sich irgendjemand amüsiert. Das ist alles nicht typisch dafür, dass jemand eine Rechnung begleichen wollte.«
»Man kann auch eine Rechnung begleichen und sich dabei amüsieren.«
»Das glaube ich nicht …« Der Kommissar denkt nach.
»Wäre es die Leiche von einem Gemeinderatsmitglied gewesen, hätten Sie dann vermutet, dass es sich um ein politisch motiviertes Verbrechen handelt?«
»Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich verstehe, was Sie mir damit sagen wollen …«
»Ich denke, jemand hat ganz bewusst eine Frau wie eine Sau abgeschlachtet. Und das hat vor allem etwas mit der betreffenden Person zu tun und mit der Beziehung, die diese Person zu Frauen unterhält. Oder zu Säuen. Oder zu beiden. Weniger dagegen mit dem internationalen Rauschgifthandel. Oder damit zumindest nur zweitrangig.«
Rodero setzt ein skeptisches Gesicht auf: »Haben Sie irgendeinen Psycho konsultiert …?«
»Ja, ich habe mit einem Psycho gesprochen. Mit Puértolas. Mir schien vom ersten Augenblick an, dass dies ein Fall ist, in den man die Psychos miteinbeziehen sollte … Es gibt mehr als genug Indizien dafür, dass wir einen gewissen Juan de Horlá unter die Lupe nehmen sollten. Man braucht nur einen Blick auf das Gedicht zu werfen, um sich darüber im Klaren zu sein, dass er genau wusste, was da geschehen würde … Außerdem wurde das Bekennerschreiben, das wir fanden, in der Presse nicht erwähnt … Dem Eigentümer war die Machart der Botschaft trotzdem bekannt …«
»Kommissar, verzeihen Sie, aber für einen Eigentümer eines Schlachthofs ergeben sich viele Gelegenheiten, um zu erfahren, was in dem betreffenden Bekennerschreiben stand. So etwas muss er nicht erst aus der Presse erfahren. Wir haben bis zu einem gewissen Grad den Überblick darüber, was in der Presse erscheint, aber wir wissen nicht, was die Zeugen erzählen. Einer der Angestellten, die die Leiche entdeckten, brauchte es ja bloß weiterzuerzählen. Mehr muss da gar nicht passiert sein.«
»Eine Woche vor dem Mord? Das Gedicht wurde eine Woche vorher veröffentlicht …«
Rodero merkt, dass seine Überlegungen diesbezüglich nicht schlüssig waren: »Okay, zugegeben … Dann wäre es aber immer noch möglich, dass der Mörder das Gedicht in der Zeitung gelesen hat, es ihm gefiel, und er sich eine Woche später entschließt, sein Bekennerschreiben im entsprechenden Versmaß zu verfassen.
Oder was auch immer Ihnen da an dem Gedicht aufgefallen ist. Sie wissen haargenau, dass kein einziger Richter jemals eine solche Art der Beweisführung anerkennen wird.«
»Zumindest nicht als schlagenden Beweis. Außerdem würde ich nicht vermuten, dass der Täter der Autor des Gedichts war. Er war es nicht de facto , aber das Gedicht ist aussagekräftig und Indiz genug, um Nachforschungen über diese Person anzustellen …«
»Diese Person, Kommissar, ist nicht irgendeine Person.«
»Wollen Sie damit sagen, Rodero, dass es in unserem Land Personen gibt, die gegenüber Ermittlungen des zentralen Morddezernats immun sind?«
»Ich habe nur gesagt, dass wir normalerweise immer über den Täter zu dem Anstifter gelangen und nicht umgedreht. Wenn wir sicher wüssten, wer das Messer in der Hand hatte, könnten wir versuchen herauszufinden, wer dahintersteckte. Aber bevor wir noch nicht einmal so weit sind, sind das nichts als Spekulationen. Die Ermittlungen müssen sich mit dem Rauschgifthandel beschäftigen, den es offensichtlich in dieser Gegend gibt. Die entsprechenden Berichte dazu sind aus der
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