Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
Räume zu erhaschen, da sich ja vielleicht Cade in einem davon aufhält.
»Du nennst uns Feinde?« Leandro verzieht nachdenklich, wenn nicht leicht gekränkt die Miene.
»Freunde sind wir jedenfalls nicht.« Ich hebe die Schultern und sehe rasch zu Daire hinüber, die immer noch finster zwischen Leandro und Gabe hin und her schaut.
»Wie wär’s mit Verwandte?«, schlägt Gabe vor und prustet vor Lachen los, ehe ihn ein scharfer Blick von Leandro verstummen lässt.
»Ich bin ein Whitefeather, kein Richter«, erwidere ich.
»Du bist ein halber Richter.« Leandros Augen werden dunkel. »Ich habe dich in diese Welt gebracht. Vergiss das nie.«
»Ich glaube, darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Die Wahrheit über meine Existenz ist etwas, was ich nicht so leicht vergessen werde.« Mein Ton lässt unmissverständlich die Drohung mitschwingen, die ich noch in die Tat umsetzen will. »Außerdem, die Hälfte, von der du redest – das ist nicht die Hälfte, die zählt.« Ich mache die Augen schmal, bis mein Blick so verschlagen aussieht wie seiner.
»Sei dir da nicht so sicher.« Leandro lehnt sich erneut zurück, sichtlich zufrieden mit unserem Gespräch, was mich tierisch auf die Palme bringt. Ihn zu erfreuen war garantiert nicht meine Absicht. Ich will ihn vernichten.
»Ich bin der Fehler, den du noch bereuen wirst.« Ich sehe ihn herausfordernd an und hoffe, er schluckt den Köder.
Doch ich kann den kaum wahrnehmbaren Anflug von Gefühlen nicht identifizieren, der über sein Gesicht zieht, als er sagt: »Sei dir dessen auch nicht so sicher.« Er mustert mich noch einen langen Moment, ehe er sich Daire zuwendet. »Er ist nicht dort hinten.«
Daire ignoriert ihn und macht Anstalten, an ihm vorbeizuhuschen.
»Ich hab’s dir schon gesagt, er ist nicht da.« Sein Tonfall verrät seine zunehmende Verärgerung über sie.
»Na ja, du bist nicht gerade ein Quell der Wahrheit«, entgegnet Daire. »Deshalb dachte ich, ich sehe selbst mal nach.«
»Und ihr standet auch nicht auf der Gästeliste«, faucht Leandro. »Es ist bei uns nicht üblich, ungeladene Gäste zu dulden.«
In seinen Worten schwingt eine unausgesprochene Drohung mit, und so trete ich rasch zwischen die beiden, zum Eingreifen bereit. Gib mir bloß einen Grund.
»Aber in diesem Fall …« Leandro verzieht die Lippen zu einem Lächeln, das allerdings nicht über seine Mundpartie hinausreicht. »… mache ich eine Ausnahme.« Er wendet sich mir zu. »Ich möchte Dace auf keinen Fall noch mehr reizen. Ich fürchte, keiner von uns ist scharf darauf, Bekanntschaft mit seinem inneren Monster zu schließen.«
Seine Augen blitzen mich an, und ich kann nur noch denken: Er weiß es!
Er weiß, was ich getan habe.
Er merkt es mir an.
Und das Schlimmste ist, es gefällt ihm.
Ich bedeute Daire weiterzugehen. »Cade und Kojote gibt es nur im Doppelpack«, sage ich, während ich an ihre Seite trete. »Du kannst mir nicht erzählen, dass er nicht da ist.«
»Heute Abend nicht, Bro.« Gabe schnaubt laut, und es klingt grob und ungehobelt, genau wie er ist. »Der Typ hat ein Date.«
Ich spüre, wie Leandro mich beobachtet, und obwohl ich mich nach Kräften bemühe, mein Erschrecken zu verbergen, weiß ich nicht, ob es funktioniert hat.
Vor allem, als ich sehe, wie seine Augen glitzern, während er sagt: »Kojote schreckt die Mädels ab. Deshalb hat Cade beschlossen, heute Abend ganz privat woanders zu feiern.«
Ich brauche einen Moment, um seine Worte zu verarbeiten, und suche nach einem kleinen Körnchen Wahrheit. »Und die Mädchen hier haben keine Angst?« Ich zeige mit dem Arm auf die vielen Gäste, die jetzt allmählich wieder in den Raum drängen.
»Es ist kein gewöhnliches Mädchen.« Leandro zuckt die Achseln und sieht mich aus schmalen Augen an. »Sie wurde nicht, wie soll ich sagen …?« Hilfe suchend blickt er zu Gabe, damit er ihm das richtige Wort liefert, während ich an ihm vorbeispähe und sehe, wie Daire in den hinteren Raum huscht und kopfschüttelnd wieder zurückkommt.
»Indoktriniert.« Gabe beugt sich vor und nimmt einen Schluck von seinem Drink.
»Indoktriniert.« Leandro senkt den Kopf, als wäre er noch immer nicht ganz zufrieden. Doch dann beschließt er, es dabei zu belassen. »Egal«, fährt er fort. »Darüber müsstest du ja genau im Bilde sein. Wenn ich mich nicht irre, und glaub mir, ich irre mich nie, dann wart ihr beiden mal zusammen.«
Daire sieht mich mit entsetzter Miene an. Und in der nächsten Sekunde
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