Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
herauszufinden?« Seine Finger nähern sich Phyres Kehle und drücken dann so fest zu, dass sie fast überhaupt keine Luft mehr bekommt. »Ich wusste es nämlich seit dem ersten Tag, als sie wieder hier aufgetaucht ist. Ich hab ihren Oleanderatem meilenweit gerochen.« Er sieht zwischen uns hin und her, und ich kann nur mit Mühe meine aufkeimende Beklommenheit zügeln.
Er hat es von Anfang an gewusst!
Die ganze Sache ist inszeniert!
Ich denke an das Athame in meiner Tasche und sehne mich danach, es zu benutzen, doch was würde das nützen? Cade verletzen heißt Dace verletzen – das ist eine Wahrheit, die ich nicht aus den Augen verlieren darf.
»Es ist, wie ich dir schon gesagt habe, Seeker: Coyote hat überragend entwickelte Sinne. Es ist dein großer Fehler, dass du das anscheinend immer wieder vergisst. Und wie du noch sehen wirst, wird es sich letztendlich als tödlich erweisen, mich zu unterschätzen. Ich plane die Sache seit diesem unseligen Vorfall, als du mich angezündet hast.« Er schnalzt mit der Zunge und stößt ein bedrohliches Geräusch aus, das wie das Ticken einer Uhr klingt. Aber ob er mich damit nun zurechtweisen oder einschüchtern will, kann ich nicht sicher sagen. »Es wird ein phänomenaler Abend für mich werden, und – Achtung, ich verrate den Clou! – es wird folgendermaßen ablaufen: Ich töte dich – Suriel tötet Dace – und niemand tötet mich!« Er unterstreicht seine Bekanntgabe mit einem Zwinkern und einem Grinsen. »Und falls du es vergessen hast: Ich brauche nur meine Gestalt zu wechseln, damit mich das Ableben meines Bruders nicht in Mitleidenschaft zieht.«
Trotz allem, was danach kam, bleibe ich an der Stelle hängen, dass Suriel Dace töten wird.
Ich blicke mich nach allen Richtungen um, doch außer uns ist niemand hier.
Dace wird sich doch sicher von Suriel fernhalten – wie ich es ihm eingeschärft habe?
Cades berechnendes, schönes Monstergesicht steht bedrohlich vor mir – Dace’ genaues Ebenbild und doch so völlig anders. »In Enchantment passiert nichts ohne mein Wissen. Ich bin immer wieder baff, wie langsam du dazulernst. Inzwischen müsstest du es doch kapiert haben. Ich kontrolliere diese Stadt und die Menschen in ihr. Und Seeker, das schließt zufälligerweise auch dich mit ein.« Er ballt mehrmals die Faust und grinst belustigt, als Phyre röchelt und mit jedem flachen Atemzug mühsam nach Luft schnappt. Als er des Spielchens schließlich überdrüssig wird, lässt er sie los und sieht völlig unbeteiligt zu, wie sie mit einem Hustenanfall zu Boden sinkt. Dann wendet er sich wieder mir zu. »Ich hab’s satt, dass du dich ständig in meine Angelegenheiten einmischst. Und ich hab’s satt, dass du in meinem Club und in meiner Stadt herumlungerst.« Er geht einen Schritt auf mich zu und dann noch einen, bis wir fast Körperkontakt haben. »Ich habe dich satt, Seeker. Und weißt du, was passiert, wenn ich etwas satthabe?«
»Du spendest es für wohltätige Zwecke?«, spotte ich und mustere ihn, wie er vor mir steht, mit seitlich angehobenen Armen und rot glühenden Augen. Ich weiß genau, was als Nächstes geschieht. Massives Wachstum, gefolgt von krallenbewehrten Füßen, schuppiger Haut und doppelköpfigen Schlangen, die aus der Stelle hervorschießen, wo eigentlich seine Zunge sitzen müsste.
Ich fasse das als mein Stichwort auf, um zu verschwinden.
Ich bin nicht daran interessiert, gegen ihn zu kämpfen. Auch wenn ich keine Sekunde an seiner Absicht zweifele, mich zu töten, weiß ich doch auch, dass er sein Möglichstes tun wird, die Tat hinauszuschieben. Den Kampf in die Länge zu ziehen, es länger hinauszuzögern als nötig, wenn auch nur, um Suriel genug Zeit zu geben, um Dace zu töten, ohne dass ich eingreifen kann.
Aber nicht, solange ich die Verantwortung habe.
Während uns nur noch ein Atemzug trennt, ziehe ich meine Maske ab und werfe sie ihm ins Gesicht. Eine zweifellos lahme Geste, doch sie verschafft mir ein paar Sekunden Vorsprung, sodass ich mich um die eigene Achse drehen und in Windeseile davonlaufen kann.
Ich renne über das schneebedeckte Feld und folge den Spuren, die Phyre gerade bei ihrer wilden Flucht hinterlassen hat.
Zweiundvierzig
Daire
A ls ich am Anfang der Gasse ankomme, verlieren sich Phyres Spuren in einer Brache aus brüchigem Asphalt und zertretenem Schnee, sodass ich nicht erkennen kann, wohin sie gegangen ist.
Ich schließe die Finger um das Wildlederbeutelchen an meinem Hals und rufe die Weisheit und
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