Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
wäre ich du. Phyre weiß, dass Cade immer noch auf dich steht, also könnte es sie zu mir ziehen, wenn ich deine Maske trage. Und Cade genauso. Ich finde, es ist einen Versuch wert.«
Lita stemmt trotzig eine Hand in die Hüfte, ebenso gekränkt wie unüberzeugt. »Okay, ich will ja nicht unhöflich sein, aber ich weiß nicht, ob du das Zeug dafür hast, um das durchzuziehen. So einfach ist es nicht, ich zu sein. Es gehört wesentlich mehr dazu als nur ein Marilyn-Fimmel. Es ist nicht annähernd so leicht, wie es aussieht.«
»Daran habe ich keinen Zweifel.« Hinter der Maske erlaube ich mir ein angedeutetes Grinsen und wende mich zum Gehen. »Aber du weißt ja, wie man sagt – die Leute neigen dazu, das zu glauben, was sie sehen.«
Vierzig
Dace
B ist du dir sicher mit der Maske?« Besorgt sehe ich Daire an. Verfolge, wie sie mit dem Gummizug kämpft. »Das bringt dich in Gefahr. Macht dich zu einer Zielscheibe für Phyre und Cade.«
»Glaub mir«, erwidert sie. Mit perfekt sitzender Maske geht sie rasch neben mir her. »Als Soul Seeker und deine Freundin zugleich bin ich ohne Maske noch viel eher eine Zielscheibe. Außerdem, falls du recht hast, ist es besser, ich bin in Gefahr als Lita. Ich habe wenigstens das Können, mich zu verteidigen. Aber wenn es hart auf hart kommt und wir irgendwie getrennt werden, kümmere ich mich um Phyre und du dich um Cade. Er will mich töten und sie dich. Geben wir beiden keine Gelegenheit dazu. Und hüte dich unbedingt auch vor Suriel.«
»Mit Suriel werde ich schon fertig«, sage ich, in der Hoffnung, dass sie mir das abnimmt. Doch ihr entschlossenes Kopfschütteln zeigt mir, dass sie alles andere als überzeugt ist.
»Nachdem du deine Seele zurückbekommen hast, wird er jetzt genauso hemmungslos hinter dir her sein wie hinter Cade. Es kümmert ihn nicht, wer von euch beiden stirbt – Hauptsache, der andere folgt gleich hinterher.«
Ich könnte jetzt weiter in sie dringen und versuchen, sie von meinem Standpunkt zu überzeugen, doch als wir an Leandros Büro vorbeikommen und die Tür einen Spalt offen steht, bedeute ich ihr, mir Deckung zu geben, während ich einen Blick riskiere.
Als ich das letzte Mal hier war, habe ich einen Seelensprung in Cade vollführt und ein Stück seiner Finsternis geraubt. Ein Souvenir, das ich, nachdem ich es mir einmal einverleibt habe, irgendwie nicht mehr loskriege. Und nachdem ich heute Abend mit Leftfoot gesprochen habe, bin ich mir gar nicht mehr sicher, dass ich das unbedingt versuchen sollte.
Alles hat seine positiven und negativen Aspekte ,sagte er, sowie Chepi aus dem Zimmer gegangen war und uns allein gelassen hatte. Die Brise wird zu einem Tornado – die Wellen des Ozeans zu einem Tsunami – ein Lagerfeuer wird zur Feuersbrunst – eine Schneeflocke zum Blizzard – und der Mensch ist nicht anders. Vielleicht ist dies kein Fluch, wie du ihn dir vorstellst. Vielleicht bist du einfach nur zum ersten Mal ganz zum Menschen geworden.
So hätte ich es nie gesehen. Wäre nie auf die Idee gekommen, es als etwas anderes zu sehen als einen lästigen Fehler. Aber nachdem er mir die Sache nun in einem neuen Licht präsentiert hat, frage ich mich unwillkürlich, ob er recht hat. Vielleicht ist die Finsternis, die ich mir freiwillig einverleibt habe, gar kein kolossaler Fehler.
Vielleicht macht sie mich einfach nur normal.
Das Einzige, was ich sicher weiß, ist, dass ich einen Weg finden muss, sie zu nutzen, da ich sie nun schon einmal in mir habe. Wenn es je einen passenden Zeitpunkt gab, um die Dunkelheit in mir abzurufen, dann heute Nacht.
Ich drücke fest gegen die Tür. Darauf gefasst, Leandro unter meinen Bedingungen entgegenzutreten, auf meine Art, nur um blinzelnd vor einem in großer Unordnung zurückgelassenen Schreibtisch und einem leeren Ledersessel zu stehen. Die Stimmen, die ich gehört habe, kommen aus dem großen Flachbildfernseher.
Nachdem ich mich auf der Suche nach irgendetwas Nützlichem eilig im Raum umgesehen und einen Blick auf die Überwachungsmonitore geworfen habe, was mir nur beweist, wie unmöglich es ist, in der Masse jemand Bestimmten ausfindig zu machen, verlasse ich das Zimmer wieder, packe Daires Hand und stürme mit ihr auf das Portal zu.
Die Zigaretten parat, sind wir bereit, die gewohnte Monsterbrigade vorzufinden, und stellen erstaunt fest, dass der Schleier weit offen steht und vor uns hin und her weht, ohne dass auch nur ein einziger Dämon ihn bewachen würde.
Keine Dämonen.
Keine
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