Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
demjenigen, der die größte Bedrohung darstellt. Entschlossen, zuerst auf ihn loszugehen, wenn auch nur um den anderen die Warnung zu übermitteln, dass trotz meines Aussehens nicht mit mir zu spaßen ist.
Der Größte tritt als Erster nach vorn. Mit einem entsetzlichen Fauchen, das aus dem Abgrund seines Mauls hervorbirst, bricht er in ein so gewaltiges Gebrüll aus, dass der Erdboden unter mir zu zittern beginnt.
Das soll mich wohl einschüchtern, doch es greift in bedauerlichem Maße zu kurz.
Es bedarf lediglich eines entschiedenen Streichs mit meinem Athame, um ihn an den Knien zu durchtrennen. Dann knie ich mich neben ihn und schlage ihm den Kopf ab, nur um sicherzugehen, dass er wirklich tot ist.
So ist das mit den Dämonen. Wenn es ans Kämpfen geht, drängen sich die Dummen immer an vorderster Front, während die Schlauen hinten bleiben und beobachten. Und meistens sieht der Anführer ganz anders aus, als man erwarten würde.
Ich trete die Beinstümpfe der Bestie aus dem Weg und mache mich über den Rest der Meute her. Meine Klinge sticht tief in schuppige Oberkörper, bohrt Augen aus, gleitet durch muskulöse Nacken, bis der gesamte Erdboden um mich herum übersät ist von missgestalteten Köpfen und nur noch der kleinste Dämon aufrecht steht.
Der Blick des Anführers begegnet meinem, und ich winke ihm sachte zu, damit er zu mir herkommt.
Doch dieser eine ist klüger als die anderen, und nachdem er einen Moment lang überlegt hat, dreht er sich stehenden Fußes um und verschwindet. Damit überlässt er es mir, auf den nächsten Schleier zuzugehen, auf dessen anderer Seite ich innehalte und verblüfft feststelle, dass der Weg zu Ende und Dace nirgends zu sehen ist.
Ist die Energie so trüb und träge geworden, dass Erde mich nicht mehr leiten kann?
Oder ist es jetzt an mir, mein Wissen anzurufen, um ihn zu finden?
Ich werde ganz ruhig und still und lausche auf die kleinste Veränderung in der Atmosphäre, auf irgendein Anzeichen dafür, dass er hier ist.
Ein Scharren im Erdreich.
Könnte ein fremdes Tier sein oder noch ein weiterer Dämonenstamm, doch auf jeden Fall lohnt es sich nachzusehen.
Eine leise murmelnde Stimme.
Ich kann die Worte nicht verstehen, doch es klingt wie Englisch.
Ohne weitere Hinweise rase ich darauf zu, wobei meine Gewissheit mit jedem einzelnen Schritt wächst.
Er ist hier.
Lebt.
Atmet.
Was bedeutet, dass es noch nicht zu spät ist, um ihn zu retten.
Angetrieben von der Verheißung, mit Dace wiedervereint zu werden, stürze ich mitten in eine Szene, die mich wie angewurzelt stehen bleiben lässt.
Einundzwanzig
Daire
A temlos und starr vor Entsetzen beobachte ich, wie er mit dem Rücken zu mir vor einem abgestorbenen Baum steht. Dann umfasst er die beiden Seiten des hohlen Stamms mit Händen, die einen Strom so dunkler Energie ausströmen, dass der Baum im nächsten Moment ausgelöscht ist, als hätte er nie existiert.
Ehe er die gleiche dunkle Magie gegen mich richten kann, schleiche ich mich von hinten an, presse ihm das Athame in den Nacken und zische: »Sag mir, wo er ist.«
Er zuckt nicht einmal zusammen. Dreht sich nicht einmal zu mir um. Reagiert in überhaupt keiner wahrnehmbaren Weise.
Vielleicht weil er mich ebenso leicht erkennt wie ich ihn.
»Sag mir, wo er ist, Axel. Sag mir, was du mit ihm gemacht hast, sonst kann ich ehrlich nicht anders, als dich …« Ich lasse die Drohung unausgesprochen, presse aber weiterhin die scharfe Spitze meines Messers gegen seinen Hals, damit er mich versteht, während ich seine Hände genau im Auge behalte. Magische Hände. Tödliche Hände. Ich kann nur darum beten, dass er sie nicht gegen Dace verwendet hat.
»Lass das Messer fallen«, sagt er in schmeichelndem Tonfall, ohne sich auch nur einen Hauch von Angst anmerken zu lassen. »Gewalt ist überflüssig. Falls du es noch nicht gemerkt hast, körperliche Drohungen können mich vielleicht langsamer machen, aber niemals aufhalten.« Er lässt die Hände sinken und mustert verdrossen seine Handflächen. Dass ich ihm nach wie vor das Messer an den Hals halte, scheint er entweder nicht zu registrieren, oder es ist ihm gleichgültig.
»Ich weiß, dass er hier ist«, sage ich. »Und wenn du mich nicht auf der Stelle zu ihm führst, dann schwöre ich, bringe ich dich um.« Ich stoße die Messerspitze ein Stück weit in sein Fleisch, nur damit er merkt, dass es mir ernst ist.
»Ich bezweifle nicht, dass du deine Drohung wahr machen wirst. Allerdings hast du schon
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