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Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Titel: Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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warnt mich Axel, doch ich winke seinen Spruch mit einer Handbewegung ab. Und dann folge ich den Spuren, die zu meinem gebrochenen, blutenden, aber nach wie vor atmenden Freund führen.

Zweiundzwanzig

    Dace
    M it verschwommenem Blick und benebeltem Gehirn erwache ich aus dem Traum, und die Erinnerung an Daires süßen Duft umgibt mich so beharrlich, so real, dass ich mich instinktiv auf den Rücken rolle und wider besseres Wissen eine Hand ausstrecke, im verzweifelten Versuch, sie zu berühren. Ich versuche, mich nicht so zu sehen, wie ich wirklich bin – ein gequälter Geist, ein geplagter Körper mit fünf tapsigen Fingern, die nach der Luft grapschen, während ich die Wahrheit verweigere, die mein Herz nur allzu gut kennt.
    Sie ist nicht hier.
    Wird nie hier sein.
    Hier herrschen Dunkelheit und Trübsal. Es ist das Heim der Dämonen, jener, die sie jagen, und der Seelenlosen wie mir.
    Ein so hell leuchtendes Licht wie das von Daire hat hier nichts zu suchen.
    Selbst dieser sonderbare leuchtende Mann war rasch besiegt. Es war nur eine Frage von Minuten, bis sein Strahlen ein für alle Mal erloschen und vergangen war.
    Dennoch bleibt meine Sehnsucht danach bestehen, in ihre smaragdgrünen Augen zu blicken und ihre süßen Lippen zu schmecken. Mein Verlangen ist viel zu glühend, um von etwas so simplem wie der Wahrheit gedämpft zu werden. Ich höre nicht auf zu grapschen, zu tasten und mich vor Sehnsucht zu verzehren, bis ich völlig erschöpft bin. Dann grabe ich mich tiefer in die Erde und warte darauf, dass mich erneut dieser traumartige Zustand umfängt.

Dreiundzwanzig

    Daire
    I ch knie mich neben die verkrümmte Gestalt und grabe mich hektisch durch mehrere Schichten Erde. Dann befreie ich seinen Rücken von Geröll, packe ihn an der Schulter, um ihn auf die Seite zu rollen. Aber er murmelt etwas Unverständliches und stößt mich weg.
    »Dace – bitte, ich bin’s!«, rufe ich und will ihn erneut zu mir umdrehen, doch er wendet sich rasch von mir ab.
    »Er ist schwer verletzt und massiv traumatisiert«, ertönen Axels Worte hinter mir. »Und er ist schon zu lange hier unten, um zu glauben, dass du es wirklich bist.« Sein Tonfall ist gelassen, ohne jeden Hauch von Selbstgefälligkeit, dennoch tun mir die Worte entsetzlich weh.
    Entschlossen, ihn zu ignorieren, presse ich Dace die Lippen ans Ohr und flehe ihn an, die Augen aufzuschlagen, damit er sieht, dass ich es bin. Doch mich verlässt jeder Mut, als er vor meiner Berührung zurückzuckt und die Augen fest zukneift.
    »Bring mich um oder lass mich in Ruhe!«, krächzt er mit so zerstörter Stimme, dass ich sie kaum als die seine erkenne.
    »Ich werde dich niemals umbringen. Und ich habe auch nicht vor, ohne dich wieder von hier wegzugehen«, erkläre ich und schaffe es, ihn auf die Seite zu drehen, bis sein Gesicht nur noch ein paar Zentimeter von meinem entfernt ist. »Dace, bitte!«, bettle ich, während ich nach dem Schlüssel an meinem Hals greife und ihn ihm vors Gesicht halte. »Du musst dich doch an den Schlüssel hier erinnern, da bin ich mir ganz sicher. Ich trage ihn als Symbol unserer Liebe, und dir habe ich genau den gleichen gegeben.« Ich schiebe eine Hand unter seinen blutbefleckten Pulli, in der Hoffnung, dass der Schlüssel noch da ist und er ihn auf der Höllenfahrt hierher nicht verloren hat. Erleichtert atme ich auf, als ich meine Finger darum schließe und ihn ihm vor die Augen halte. »Sag mir, dass du dich erinnerst. Sag mir, dass du die Zeit, die wir zusammen verbracht haben, nicht vergessen hast.« Ich presse die Schlüssel aneinander, beuge mich zu ihm hinab und küsse ihn, bis er schließlich nachgibt und meinen Kuss erwidert.
    Seine Lider gehen flatternd nach oben, und sein Blick begegnet meinem. Als ich die Leere darin sehe, sinkt mir das Herz in die Magengrube.
    Seelenlos.
    Es ist also wirklich wahr.
    Als er jedoch eine Hand zu meinem Gesicht hebt und meine Wange umfasst, weiß ich, dass ein Teil von Dace noch erhalten geblieben ist.
    »Ich habe so oft von dir geträumt«, sagt er. »Woher soll ich wissen, dass ich jetzt nicht auch träume?«
    »Weil ich hier bin. Es ist real. Und ich wäre auch schon früher gekommen, aber …«
    »Dann bin ich also tot.« Auf seinem Gesicht zeichnet sich gewaltige Erleichterung ab. »Endlich habe ich es geschafft, und jetzt können wir für alle Ewigkeit zusammen sein.«
    »Nein!« Ich schüttle den Kopf, um seine Behauptung mit aller Macht zurückzuweisen. »Niemand ist tot. Wir leben

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