Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
beide noch. Und jetzt hol ich dich hier raus.«
Doch ehe ich zu Ende gesprochen habe, schließt er abweisend die Augen und sagt: »Du bist gestorben. Ich habe dich sterben gesehen. Ich habe alles mit angesehen.«
»Nicht alles !«, protestiere ich heftig. Meine Kehle ist trocken und wie zugeschnürt, doch ich presse die Worte heraus. »Es ist noch so viel mehr passiert, aber das besprechen wir später. Jetzt musst du mir erst einmal genug Vertrauen schenken, um dir von mir hier heraushelfen zu lassen. Okay? Dace?«
Er rutscht mir aus den Händen. Er verliert das Bewusstsein und murmelt mit schläfriger Stimme: »Ich habe keine Seele mehr … nutze dir jetzt nichts mehr.«
Ich versuche, ihn aufzurichten und ihn mir auf die Schulter zu hieven. Doch in seinem Tiefschlaf ist das so, als würde ich ein schlaffes Stück Fleisch schleppen.
Ich drehe mich um und werfe Axel einen bösen Blick zu, während ich mit Dace ringe. »Du könntest mir wenigstens helfen.« Ich starre ihn ungläubig an, als er hartnäckig stehen bleibt. »Wenn du noch einen Funken Anstand im Leib hättest, würdest du …«
Doch er lässt mich nicht ausreden. »Es ist nicht meine Aufgabe, ihm zu helfen.« Ich komme vor Empörung ins Stottern und will ihm schon seinen unfassbaren Egoismus vorwerfen, doch er spricht bereits weiter. »Ich dürfte eigentlich gar nicht hier sein. Meine Aufgabe ist es, ihn zu führen , nicht mehr. Aber jetzt fürchte ich, ich habe einige meiner heiligsten Grenzen überschritten.« Er sieht mich unsicher an und fährt sich durch die platinblonden Locken, und obwohl ich keine Ahnung habe, worauf er hinauswill, bin ich alles andere als erfreut.
»Hör mal, Axel, es ist doch so: Du hilfst mir entweder, Dace hochzuheben, oder du verziehst dich verdammt noch mal. Ich habe keine Zeit für Wortklaubereien, und ich bin absolut nicht an deinem existenziellen Dilemma interessiert. Ob mit dir oder ohne dich, Dace und ich verschwinden von hier.«
Ich zerre erneut an Dace’ Jacke und kann ihn schließlich etwas bewegen, als Axel tief aufseufzt und auf seine andere Seite tritt. Mühelos nimmt er Dace auf die Schulter und sieht mich an. »Das muss ich dir jetzt wohl erklären«, sagt er. »Ich bin sein Geistführer.«
Vierundzwanzig
Daire
D u?« Ich starre ihn an. Die Fassungslosigkeit in meiner Stimme ist gar nichts im Vergleich zu der Fassungslosigkeit in meinem Gesicht. »Du … du bist Dace’ Geistführer?«
Axel bestätigt es durch ein kaum wahrnehmbares Nicken. Mit schnellem und zielsicherem Schritt geht er los, den Blick starr in die Ferne gerichtet.
»Und warum hast du das nicht schon früher erwähnt? Warum hast du mich gerettet und nicht ihn?« Ich funkle ihn erbost an, doch wie lange ich den Blick auch halte, ich bringe ihn nicht dazu, ihn zu erwidern. »Du hast ihn für tot liegen lassen. Ihn einsam und seelenlos in der trostlosesten Dimension der Mittelwelt zurückgelassen. Du hast überhaupt nichts getan, um ihn zu beschützen. Also bitte verzeih mir, wenn ich argwöhnisch bin.«
»Mein Eid besagt, dass ich ihn führe, nicht ihn beschütze. Das ist ein Unterschied.«
Ich starre ihn aus großen Augen an. Jedes Wort, das er über die Lippen bringt, macht es nur noch schlimmer. »Das ist alles?«, schreie ich. Ich balle die Fäuste, und in einer Mischung aus Wut und Frustration steigt mir das Blut in die Wangen. »Das ist deine Ausrede? Willst du jetzt über Definitionen diskutieren? Ist das alles, was du zustande bekommst?«
Er ignoriert meinen Ausbruch und stapft wortlos weiter. Als wir durch das Portal treten, wappne ich mich vor dem Ansturm von Dämonen, nur um ungläubig zuzusehen, wie die wenigen verbliebenen nach einem einzigen Blick auf Axel die Flucht ergreifen.
»Wenn du sein Geistführer bist, wie du behauptest«, fahre ich fort, nachdem wir ein ganzes Stück gegangen sind, »warum hast du dann mir gegenüber Dace den Vorzug gegeben?«
Quälend lange verweigert er mir eine Antwort und schweigt verbissen eine Reihe weiterer Schleier hindurch, ehe er das Wort ergreift. »Ich habe dir gegenüber Dace den Vorzug gegeben, wie du es ausdrückst, weil ich wusste, dass du der Schlüssel dazu bist, um letztlich ihn zu retten.«
»Das klingt nicht überzeugend.«
Er nickt, weicht jedoch hartnäckig meinem Blick aus. »Oberflächlich betrachtet wohl nicht«, räumt er ein. »Tatsache ist allerdings, dass Dace dich liebt und du Dace. Ihr seid füreinander bestimmt.«
Mein Interesse ist geweckt.
»Als sein
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