Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
schmerzerfüllt wie du. Ich sehe überall Wundervolles. Ich sehe auch Wundervolles in dir .« Ich mustere sie genau und flehe innerlich darum, dass die Worte zu ihr durchdringen. Doch ein Blick auf ihre Miene verrät mir mein völliges Scheitern.
»Du musst wirklich an deiner Perspektive arbeiten.« Sie runzelt die Stirn. »Du musst die Scheuklappen abnehmen und die Welt so sehen, wie sie wirklich ist.«
Ich reibe die Lippen aufeinander und hoffe inständig, irgendwie zu ihr durchzudringen. »Phyre, bitte hör mir zu. Dies ist nicht deine Bestimmung.« Ich sehe sie beschwörend an, doch sie wendet sich rasch unwillig ab. »Dies ist weder Bestimmung noch göttliches Gesetz noch irgendetwas in der Art. Dies ist nur der vollkommen aus dem Ruder gelaufene Wahn deines Vaters. Du musst das nicht mitmachen. Du kannst dich von ihm abwenden, und ich besorge dir die Unterstützung, die du brauchst. Mach das Feuer aus, lass meine Seele jetzt frei, und ich verspreche dir, Suriel darf dir nie wieder nahe kommen. Ich sorge dafür, dass du an einem sicheren Ort unterkommst, wo er dich niemals findet.«
Sie legt den Kopf schief und schwenkt die Fackel planlos vor sich hin und her und verbreitet überall eine Wolke beißenden Rauchs, der sich einen Weg durch meine Kehle brennt und meine Augen tränen lässt. »Liebst du mich, Dace?« Sie dreht sich zu mir, als hätte sie kein Wort von dem gehört, was ich gerade gesagt habe.
Ich weiß, sie stellt mich auf die Probe. Da sollte ich lieber nicht lügen.
»Hast du mich je geliebt?«
Ich bleibe ruhig stehen.
Sie gibt ein sprödes, gebrochenes Lachen von sich und lässt den Arm mit der Fackel fallen. »Ein weiterer Grund, warum ich dich liebe. Du bist immer ehrlich. Es sollten mehr Leute so sein wie du. Dann hätten wir eine bessere Welt. Dann bräuchten wir keine Letzten Tage, das steht mal fest.«
»Phyre, wenn du’s unbedingt wissen willst, ich mochte dich wirklich gern«, entgegne ich, während ich blinzle und versuche, nicht an den Dämpfen zu ersticken.
»Ich weiß. Es haben sich immer alle über mich und meine Schwestern lustig gemacht, weil mein Dad solches Zeug geredet hat. Aber du nicht. Du hast mich nie danach beurteilt, was er getan hat. Dafür werde ich dir immer dankbar sein.«
»Ich mag dich immer noch. Und ich mache mir Sorgen um dich. Die letzten zwei Jahre warst du ganz allein auf dich gestellt, ohne jemanden, bei dem du Zuflucht finden konntest. Ich verstehe das. Ganz ehrlich. Und deswegen stehst du unter Suriels Einfluss. Aber was du jetzt tust – das bist nicht du. Du bist überhaupt nicht wie dein Vater. Du bist ein eigener Mensch. Kannst deine eigenen Entscheidungen treffen. Du hast zu viel in dir, um diesen Weg zu gehen.«
»Das hat vielleicht irgendwann einmal gestimmt, aber jetzt nicht mehr.« Sie lächelt sanft und intoniert die Worte wie einen Sprechgesang, während sie die Fackel erneut hebt und sie gefährlich nahe an die Flammen hält.
Sie verliert allmählich den Verstand. Wird so instabil, so unberechenbar, dass eine falsche Bewegung – ein falsches Wort – genügt, und ich bin im Handumdrehen ausgelöscht, als hätte ich nie existiert.
Ein so starker Kontrast zu noch vor ein paar Stunden, als ich um Erlösung flehte und mein Wunsch hartnäckig ignoriert wurde.
Pass auf, was du dir wünschst , hat mich Chepi immer gewarnt.
Aber jetzt, wo Daire in mein Leben zurückgekehrt ist, habe ich alles, wofür es sich zu leben lohnt.
Ich riskiere einen Schritt nach vorn, von dem ich hoffe, dass er unentdeckt bleibt. Doch dann wallt eine Welle der Übelkeit in mir auf, und ich komme ins Stolpern und spüre, wie mein Körper kribbelt und kühler wird.
Die Energie, die mir Paloma und Axel eingeflößt haben, verlässt langsam meinen Körper.
Im Handumdrehen ist Daire an meiner Seite, um mich zu stützen. Aber ich schrecke vor ihrer Berührung zurück, da ich weiß, dass das Phyre nur provoziert.
Das Eis schmilzt. Meine Energie schwindet. Und ich muss die wenige Zeit nutzen, die mir noch bleibt, um Phyre zu überreden, diesem Wahnsinn ein Ende zu machen.
»Was ist los, Dace? Du wirkst ein bisschen blass. Liegt es daran?« Phyre senkt die Fackel wieder. Sie gibt einem nervösen Kicheranfall nach, als die äußere Skulptur zerfällt und der eiserne Pflock noch weiter herabsinkt. Seine Spitze glüht brennend rot.
»Ich bin fit. Stark. Hab mich nie wohler gefühlt.« Es bedarf meiner ganzen Kraft, die Wirbelsäule durchzudrücken und die Schultern zu
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