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Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Titel: Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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Schritt zur Umsetzung der Prophezeiung ihres Vaters.
    Sie hatte schon immer einen Hang zu großen Gesten mit maximaler dramatischer Wirkung. Trotzdem erstaunt es mich, dass sie den Willen aufgebracht hat, die Sache durchzuziehen.
    Ich will schon loslaufen, begierig darauf, mir die Seele zu holen. Doch Daire packt mich am Ärmel und hält mich fest. Ihr beklommener Blick veranlasst mich, das zu sehen, was sie sieht.
    Phyre steht nicht weit daneben. Mit dunklen, verträumten Augen verfolgt sie, wie sich der Pflock ganz langsam auf meine Seele zubewegt.
    »Ist das nicht schön?«, spricht sie uns an, den Blick weiterhin fest auf den Pflock geheftet. »Wisst ihr, früher hat es hier unten nie geschneit, also dachte ich, ich sollte wenigstens versuchen, den Schnee so gut wie möglich zu nutzen und ihn zu meinem Vorteil einzusetzen. Es war ein richtiger Liebesdienst. Hat mich tagelange Mühe gekostet. Ihr braucht euch nicht zu verstecken.« Sie schwenkt den Blick und sieht uns von der Seite her an. »Ich weiß, dass du da bist, Dace.« Ihre Wangen ziehen sich in die Breite, und ihre Mundwinkel wandern langsam nach oben. »Ich weiß immer, wenn du in der Nähe bist.« Dann wendet sie sich Daire zu, und ihre Miene wird wieder ausdruckslos. »Genau wie ich wusste, dass du es warst, die mich von Cade ferngehalten hat. Ich bin nicht dumm. Ich weiß, dass du dich mit dem Raben verschmolzen hast. Ich weiß, wer du bist.«
    Ich wage vorsichtig einen Schritt nach vorn, ohne den Blick von der Skulptur zu wenden. Phyre ist instabil. Völlig von der Rolle. Ich verzichte lieber auf ruckartige Bewegungen. Achte darauf, sie nicht zu erschrecken.
    Gerade will ich verstohlen einen weiteren Schritt tun, da spricht sie weiter. »Ich habe gesagt, ihr braucht euch nicht zu verstecken. Aber ich habe nicht gesagt, dass ihr näher kommen dürft. Ich will dich sehen, Dace. Ich will dich immer sehen. Aber nach allem, was passiert ist, will ich dich nur noch aus der Ferne sehen.«
    Ich gehorche. Bleibe reglos stehen. Sage mir, dass es besser ist, ihr Vertrauen zu erringen, als sie zu bedrängen und damit zu provozieren, etwas höchst Bedauerliches zu tun.
    »Ich hab dich geliebt, weißt du.« Sie dreht sich rasch um die eigene Achse, bis sie mir direkt in die Augen sieht. Und da bemerke ich, dass ihre Augen rot gerändert und ihre Wangen feucht von Tränen sind. »Ehrlich gesagt liebe ich dich immer noch. Nur weil du dich dafür entschieden hast, die Suchende zu lieben, ändert das nichts an meinen Gefühlen für dich.«
    Am Schluss bricht ihr fast ein bisschen die Stimme, und da ich denke, das könnte mir Zugang verschaffen, strecke ich einen Arm nach ihr aus und flüstere ihren Namen. Dränge sie, meine Hand in ihre zu nehmen und ihr Vorhaben abzubrechen, damit wir über alles reden können.
    Doch noch ehe ich recht weit komme, hebt sie abwehrend einen Arm und bedeutet mir stehen zu bleiben. Und da erkenne ich erst das ganze Ausmaß der schrecklichen Inszenierung, die sie da aufgebaut hat. Das Bündel getrockneter Zweige, das sie mit der einen Hand umklammert hält, den Benzinkanister – vermutlich der, den ich sie in den Kofferraum habe legen sehen – leer am Boden neben ihr, und Cades unverkennbares, mit Türkisen besetztes silbernes Feuerzeug zwischen die Finger geklemmt.
    »Es ist zu spät«, sagt sie mit seltsam ausdrucksloser Miene und beiläufigem Tonfall. »Zu spät für uns alle.« Sie blickt auf die Zweige und lässt mit einem Daumenschnippen das Bündel auflodern.
    »Phyre!«, brülle ich, und obwohl ich mich sofort auf sie stürze, komme ich zu spät.
    Sie hat die brennende Fackel bereits auf den Schnee herabgesenkt.
    Hat bereits den Regenbogen aus Benzin in Brand gesetzt, der die Skulptur umgibt.
    Das Feuer lodert zu einer grellen Stichflamme auf, die augenblicklich die Oberfläche der äußersten Eisskulptur angreift und sie in beängstigendem Tempo schmelzen lässt. Der darüber hängende Pflock senkt sich unaufhaltsam meiner Seele entgegen.
    Der Anblick macht mich sprachlos. Schreckensstarr. Auf einmal richtet Phyre aus unerklärlichen Gründen ihren Atem gegen das Feuer. Jedes Ein- und Ausatmen lässt die Flammen abwechselnd auflodern beziehungsweise nachlassen.
    »Ich weiß, du glaubst mir das nicht«, sagt sie und lässt die Flammen wieder sinken. Ihr lockerer Plauderton setzt dort an, wo sie aufgehört hat, als hätte sie nicht soeben die Lebensdauer meiner Seele empfindlich verkürzt. »Aber die kurze Zeit, die wir zusammen

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