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Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Titel: Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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    Andererseits ist sie aber auch noch nicht allzu lange hier. Also besteht durchaus die Möglichkeit, dass sie noch nicht über diese allererste Ebene hinausgekommen ist.
    Dace verschränkt seine Finger mit meinen, und wir ziehen los und machen uns auf die Suche. Ohne etwas zu reden, stapfen wir voran, lassen ununterbrochen die Blicke schweifen und suchen die weiß überzogene Landschaft ab. Nachdem wir ein gutes Stück vorangekommen sind, treffen wir endlich auf eine Stelle, wo der Schnee zertrampelt wurde.
    »Offenbar ist sie hier angekommen.« Dace geht voraus und umkreist die Stelle, an der der Schnee flach getreten wurde. Er blickt auf eine Spur aus kleinen Fußabdrücken. »Und das hier müsste uns zu ihr führen.« Er packt meine Hand mit seiner wesentlich kühleren. Sofort frage ich mich, ob sein Energieschub langsam nachlässt oder ob das eine Folge der gefrorenen Landschaft ist, in der wir uns befinden.
    »Dace, fühlst du dich wohl?« Ich mustere ihn aufmerksam. Dabei weiß ich nur zu gut, dass hier weit und breit niemand ist, der mir helfen könnte, ihn wiederherzustellen, falls ihn die Kräfte verlassen.
    »Mir geht’s gut.« Er zieht mich zu den Fußspuren hinüber. Doch daran, wie sich sein Kinn verspannt und wie er den Blick abwendet, sehe ich, dass das nicht den Tatsachen entspricht.
    Da mir keine andere Wahl bleibt, trotte ich schweigend neben ihm her. Widerwillig verkneife ich mir, ihn mit der langen Liste von Fragen zu bestürmen, die mir durch den Kopf wirbeln.
    Sind das Phyres Spuren?
    Und falls ja, was tun wir, wenn wir sie finden?
    Sollten wir unsere Zeit nicht lieber damit verbringen, nach Dace’ Seele zu suchen?
    Was, wenn wir uns total verrannt haben – und was, wenn das alles meine Schuld ist?
    Was, wenn Phyre im Grunde nur eine seltsame tragische Figur ist, aber ansonsten nichts mit alldem zu tun hat?
    Was, wenn ich Dace in Gefahr bringe, indem ich ihn auf diese verrückte, unsinnige Jagd schleppe?
    Dace drückt meine Hand und bringt mich zum Stehen. Sein alarmierter Blick genügt, um meine Gedanken zum Stillstand zu bringen.
    »Hörst du das?«, flüstert er und nickt in die Richtung, wo von irgendwo tief im Wald ein sonderbarer klagender Sprechgesang hervordringt.
    Ein eisiger Schauer überläuft mich. Einer, der weniger mit der kalten Witterung um uns herum zu tun hat als mit dem Klang des Lieds.
    Es ist der Klang von Traurigkeit und Melancholie.
    Wenn völlige Verzweiflung einen Klang hätte, würde sie sich genau so anhören.
    Dace geht als Erster darauf zu, doch ich hole ihn rasch ein. Mit gesenkten Köpfen und in geduckter Haltung schleichen wir uns leise voran. Langsam nähern wir uns einer Gruppe aus hohen, schneebedeckten Kiefern. Fassungslos starre ich auf die Szene, die sich uns darbietet. Nur entfernt nehme ich wahr, wie mir Dace zuflüstert: »Tja, das erklärt alles.«

Vierunddreißig

    Dace
    D as Spektakel vor mir muss eine Halluzination sein. Ganz ähnlich wie die Wahnvorstellungen, die mich in jener höllischen Dimension der Mittelwelt plagten.
    Ich lasse mich in die Bequemlichkeit hartnäckigen Verdrängens fallen, während Daire neben mir fassungslos nach Luft schnappt und mir damit bestätigt, dass es real ist.
    Die Eisskulptur ist aufwendig gearbeitet.
    Kompliziert.
    Rautenförmig und von stattlicher Größe, wurde sie von begabter Hand erschaffen. Ihre Oberfläche ist so glatt und glänzend, dass sie einen leicht ablenkt. Sieht man genauer hin, erkennt man allerdings darin aufgehängt eine zweite, wesentlich kleinere Rautenskulptur mit einer leuchtenden Kugel darin, umgeben von einer schimmernden Lichtwolke.
    Ich erkenne sie auf den ersten Blick.
    Und nach Daires entsetztem Keuchen zu urteilen, erkennt sie sie auch.
    Zwar ist mir unerklärlich, wie Phyre das fertiggebracht hat, aber irgendwie hat sie meine Seele eingefangen und sie in Eis eingeschlossen.
    Erst als ich den Blick höher hebe, sehe ich den messerscharf zugespitzten Eisenpflock, den sie in bedrohlicher Position darüber aufgehängt hat.
    Eine geniale Vorrichtung.
    Eine Vorrichtung, die mich ehrfürchtig staunen lässt.
    Eine Vorrichtung, die man ein paar Momente lang schweigend bestaunen muss, um sie in all ihrer Größe zu würdigen – um zu verstehen, wie sie funktioniert.
    Ihre Ausführung ist denkbar einfach – das Eis schmilzt, der Pflock fällt herab, und im Handumdrehen ist meine Lebenskraft für immer ausgelöscht.
    Und reißt Cades Lebenskraft gleich mit.
    Der erste greifbare

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