Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
beauftragt hat, Cade zu töten, hat er doch andererseits den Glauben daran verloren, dass sie der Aufgabe tatsächlich gewachsen ist. Vielleicht will er das Risiko nicht eingehen. Vielleicht lässt er es nicht einmal so weit kommen.«
»Ich habe keinen Zweifel daran, dass sie die Sache durchzieht. Du hättest ihr Gesicht sehen sollen, ehe sie aus der Unterwelt geflüchtet ist. Mittlerweile ist es für sie absolut zentral geworden. Sie hat es garantiert total satt, bei allem sabotiert zu werden, was sie sich vornimmt. Wenn wir Cade finden, haben wir auch sie.«
»Oder Suriel.« Der Blick, den Dace mir zuwirft, ist ebenso Unheil verkündend, wie seine Stimme klingt.
»So oder so, um Mitternacht ist es vorbei.«
»Und wir werden dermaßen damit beschäftigt sein, Phyre aufzuhalten, dass ich dich nicht einmal küssen kann. Kann es noch schlimmer werden?« Er bleibt am Ende der Gasse stehen, schaltet den Motor aus und wendet sich mit kokettem Schlafzimmerblick zu mir um.
»Es kann immer noch schlimmer werden. Wenn wir sie nicht aufhalten können …«
Er beugt sich zu mir, drückt mir einen Finger auf die Lippen und erstickt meine Worte, bevor ich sie aussprechen kann. »Wir halten sie auf. Dafür sorge ich. Jetzt, wo ich dich zurückhabe, will ich dich garantiert nicht noch mal verlieren.« Er zögert einen Augenblick, als wollte er seinen Finger durch seine Lippen ersetzen, doch dann weicht er abrupt zurück und springt aus dem Auto. Ich steige auf der anderen Seite aus. »Wenn Cade ein normaler Mensch wäre, könnten wir ihn einfach warnen, ihm sagen, dass Phyre eine Giftfrau ist und dass ihr plötzliches Interesse an ihm nur Teil der verrückten Weltuntergangsvisionen ihres Vaters ist, und unseren Abend genießen. Aber so leicht ist es nie, was?«
»Das würde nur seinen Verdacht erregen und ihn geradewegs in ihre Arme treiben. Er würde nie glauben, dass mir tatsächlich etwas daran liegt, sein grässliches, wertloses, jämmerliches Pseudoleben zu retten. Ich kann es ja selbst kaum glauben.« Am Ende der Gasse sehe ich ein kleine Gruppe Leute stehen. »Warum hast du eigentlich hier geparkt – ist das erlaubt? Und warum so weit weg? Es hätte uns gerade noch gefehlt, dass wir abgeschleppt werden.«
»Glaub mir, kein Mensch wird abgeschleppt. Es gibt ein paar Abende im Jahr, an denen die Regeln außer Kraft sind. Heute ist einer davon.«
»Lass mich raten, der andere ist am Tag der Toten.«
»Abgesehen davon, dass die Silvesterparty im Rabbit Hole wie der Tag der Toten in 3-D ist.« Dace fängt meinen ungläubigen Blick auf und nimmt meine Hand. »Ich hielt es für besser, außer Sichtweite zu parken und hinten reinzuschleichen. Die Türsteher sind zwar vielleicht jetzt schon weg, aber warum sollen wir das Risiko eingehen, dass sie Cade von unserem Kommen informieren? Besser, wir tauchen unangekündigt auf.«
Langsam gehen wir durch die Gasse. Geleitet von aus dem Gebäude dringendem Festlärm und dem matten Leuchten der einzelnen Straßenlampe, die einen sonderbaren Schatten wirft, der mir auf den ersten Blick wie ein Tier vorkommt.
Ein ziemlich großes Tier. Wie ein großer Kojote, ein Fuchs oder vielleicht sogar ein Wolf.
Ich bleibe wie angewurzelt stehen und schaue blinzelnd zu der Stelle hinüber. Ich hätte schwören können, dass etwas mit hell blitzenden Augen meinen Blick erwidert hat.
»Hast du das gesehen?«, flüstere ich und starre angestrengt auf die Stelle, die jetzt eindeutig leer vor mir liegt.
Dace schüttelt den Kopf. Mustert mich besorgt.
»Du hast nichts gesehen?«
Er zuckt die Achseln. »Alles okay mit dir?«, fragt er.
»Ja. Alles bestens.« Ich reibe mir die Augen. »Es wäre nicht das erste Mal, dass ich mir einbilde, ich würde hier draußen etwas sehen. Letztes Mal waren es leuchtende Gestalten und Krähen.«
»Und diesmal?«
»Ein Kojote, ein Wolf, ein Fuchs und ein Labrador Retriever?« Ich schmiege mich an ihn und gehe weiter. »Schwer zu sagen.«
»Eine optische Täuschung«, mutmaßt Dace.
»Wahrscheinlich«, murmele ich und passe mein Tempo an, um mit ihm Schritt zu halten. Wenn so viel auf dem Spiel steht, dürfen wir keine Zeit verschwenden.
Er bleibt vor der Hintertür stehen und will sie gerade aufziehen, als ihm noch etwas einfällt. »Die Silvesterparty im Rabbit Hole ist eine ziemlich wilde Sause. Mach dich auf alles gefasst.«
Das ist kein Witz. Sowie man den Club betritt, ist es, als würde man gegen eine Lärmmauer prallen, die leicht nach Popcorn,
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