Im Namen Ihrer Majestät
begonnenen Verhältnis, wenn auch mit der Ehefrau eines ehemaligen Verteidigungsministers, hatte er seine Anweisungen erstaunlich genau befolgt.
Falls das Unternehmen tatsächlich begann, würde er sich natürlich genötigt sehen, sein Verhältnis zu Lady Carmen zu offenbaren. Und wenn er ihre Ansichten zu diesem Thema ernst nahm, schien es sich bei ihr nicht gerade um eine Angelegenheit von einer Nacht zu handeln. Im graute vor dem Augenblick, in dem er darüber Rechenschaft ablegen mußte. Lügen konnte er in dieser Sache nicht, das wäre ein Verstoß gegen die Grundregeln. Wenn die Operation eingeleitet wurde, würde sein Führungsoffizier, vermutlich ein vorgesetzter britischer Kollege, einen detaillierten Bericht über seinen Lebenswandel als Tony Gianelli erwarten.
Er tröstete sich damit, daß das Unternehmen noch nicht in Gang gekommen war und er sich bislang nur an das britische Leben angepaßt hatte. Vielleicht würde es nie zu etwas anderem kommen; der wesentliche Teil des Jobs würde nur aus den neuen Erkenntnissen bestehen, die er von Marconi Naval Systems nach Schweden mitbrachte, sowie den eher persönlichen Erfahrungen, die Lady Carmen ihm bieten konnte.
Er dachte daran, wie sie englisch gesprochen hatte. Es war definitiv kein italienischer Akzent, obwohl es in ihrer Sprache affektierte Manierismen gab, welche die Gedanken in diese Richtung lenken konnten.
Nach all den Jahren in Kalifornien wußte er genau, wie sich im Englischen ein spanischer Akzent anhört, zumindest der lateinamerikanisch-spanische Akzent im amerikanischen Englisch. Eigentlich müßte es sich bei Lady Carmen ähnlich anhören, das war aber nicht der Fall. Hatte sie vielleicht eine portugiesische Vergangenheit, die sie aus irgendeinem Grund verbergen wollte?
Wahrscheinlich spielte es keine größere Rolle. Die Frau, die mit einem ehemaligen Verteidigungsminister verheiratet war, mußte von den Fußspitzen bis zur falschen roten Farbe ihres Haars unter die Lupe genommen worden sein.
Luigi gestand sich widerwillig ein, daß er sich durch ihr überschwengliches Lob für seine männlichen Leistungen geschmeichelt fühlte. Dann beruhigte er sich wieder damit, keine Anweisung erhalten zu haben, die im Widerspruch zu den Erlebnissen stand, die sie ihm geboten hatte.
Sie hatte das nächste Treffen für den Montagabend angesetzt und ihm befohlen, ein italienisches Essen zu komponieren. Für hinterher. Sie hatte betont, daß sie erst hinterher essen sollten. Weil man mit knurrendem Magen am besten liebe.
Er hatte schon damit begonnen, die Mahlzeit zu planen, und in der Nachbarschaft nach Weinläden gesucht.
6
Das Hotel The Connaught entsprach Carls ohnehin schon hohen Erwartungen an ein England, das wie in alten Filmen aussah.
The Connaught lag in Mayfair und sah vermutlich schon seit hundert Jahren so aus. Das Personal besaß die bemerkenswerte Gabe, diese britische Überlegenheit zur Schau zu tragen, die unter anderem auf perfekter Kleidung beruht. Alle trugen Jackett, sprachen außerordentlich gepflegt und legten eine große Freundlichkeit an den Tag. Selbst ein Amerikaner in Jeans wurde wie ein Gast behandelt.
Schon bei der ersten Fahrt mit dem Fahrstuhl war Carl die besondere Ausdrucksweise des Personals begegnet. Er fragte den Fahrstuhlführer, ob man in der Bar eine Krawatte tragen müsse.
»Ganz allgemein, Sir«, sagte der junge Fahrstuhlführer verbindlich, »könnte ich mir vorstellen, daß das Tragen einer Krawatte in der Bar des Connaught durchaus gern gesehen wird.«
»Ich verstehe«, sagte Carl.
Auch die Hotelsuite vermittelte den Eindruck, als wäre die Zeit stehengeblieben: Ölgemälde an den Wänden, meist Pferde oder Blumenmotive, chinesische Vasen, Wandlampen aus Porzellan, große geblümte Muster auf schweren Gardinen, imposante Sessel und in dem offenen Kamin die elektrische Imitation eines brennenden Feuers. Das Badezimmer war vollständig mit weißem Marmor ausgekleidet. Das Schlafzimmer wurde von einem sehr großen Bett und einem hohen Kleiderschrank aus dunklem Edelholz beherrscht. Die Messingbeschläge waren blankpoliert.
Als Carl seine Kleider weggehängt und seinen Laptop im Wohnzimmer abgestellt hatte, klopfte es diskret an der Tür. Als er aufmachte, stand ein Mann mit Jackett vor ihm und meldete zwei Herren des Travellers’ Club, die einige Pakete abliefern wollten.
Es war sein Arbeitsmaterial, ungefähr fünfzehn Kilogramm Dokumente, die in numerierten grünen Ledermappen steckten. Die
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