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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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bekommen; seit achtundvierzig Stunden hatte er sein Hotelzimmer nicht verlassen.
    *
    An einem Punkt, etwa am 31. Breitengrad und am 40. Längengrad, grenzen drei Staaten in einer öden Wüstenlandschaft aneinander – Jordanien, Irak und Saudi-Arabien. Entlang der eintausend Kilometer langen Grenze zwischen Irak und Saudi-Arabien, von Kuwait am Persischen Golf bis hin zur jordanischen Grenze verläuft eine Pipeline, die ihre Schuldigkeit inzwischen getan hat. Doch neben der Pipeline befindet sich etwas, was an einen befahrbaren Weg erinnert. Der einzige Ortsname, der auf der Karte in der Nähe des Dreiländer-Ecks markiert ist, ist Badanan. Im übrigen ist dieses Gebiet eine mehrere hundert Quadratkilometer große Ödnis, ein Teil der großen syrischen Wüste namens An Nafud.
    Åke Stålhandske hatte Badanan auf seiner amerikanischen Satellitenkarte mit einem roten Kreuz markiert.
    Er arbeitete an der saudischen Alternative. Samuel Ulfsson hatte ihm die vage Anweisung gegeben, vorerst auf Saudi-Arabien zu setzen, bis er eventuell einen anderen Bescheid erhalte. Samuel Ulfsson hielt mit dem Außenministerium und der Regierung Verbindung.
    Die geographischen Verhältnisse hatten offenkundige Vorteile. Die Flugstrecke ließ sich auf jeweils einhundertfünfzig Kilometer begrenzen. Das würde bedeuten, daß der Trupp die Chance hatte, den gesamten Transport mit einer einzigen Tankfüllung zu bewältigen, je nach Hubschraubermodell.
    Der amerikanische Nachrichtendienst hatte sämtliche irakischen Radarstationen südlich und westlich von Bagdad in die Karte eingezeichnet und überdies die Freundlichkeit gehabt, mit einem Zirkel zu markieren, welche Gebiete von irakischem Radar erfaßt wurden.
    Theoretisch wäre es möglich, zwischen den Gebieten zu kreuzen, die vom Radar erfaßt wurden, doch in der Praxis waren solche Berechnungen wegen der niedrigen Flughöhe überflüssig. Das Gelände war auf irakischem Territorium vollkommen platt und ohne natürliche Hindernisse. Folglich würden sich die Hubschrauber in einer Höhe von rund fünfundzwanzig Meter halten können und das Radar unterfliegen. Åke Stålhandske sah aber ein, daß er noch einmal bei den Hubschrauberverbänden der Marine auf Berga nachfragen mußte.
    Die Feinheiten des Flugtransports würden erst besprochen werden, wenn die Hubschrauberpiloten eingeweiht wurden. Åke Stålhandske hatte berechnet, daß mindestens sechs Mann für drei Hubschrauber nötig waren. Ein Hubschrauber sollte bis zum Ziel fliegen, einer beim Angriff in Bereitschaft sein und ein dritter die Reserve bilden.
    Für den Kampfauftrag mußten dreimal drei Mann angefordert werden. Der Grundgedanke war, daß drei Mann aus dem Hubschrauber, der auf dem Gefängnishof landete, ins Gebäude eindringen sollten. Am einfachsten wäre es, erst die Fallschirmjägerreservisten einzuberufen, welche die Operation Dragon Fire mitgemacht hatten; ein lustiger Gedanke, von der polaren Kälte in die Wüstenhitze. Diese Männer hatten jedenfalls ihre Kompetenz unter Beweis gestellt und überdies ein moralisches Recht, bei einer so einfachen und edlen Aufgabe als erste gefragt zu werden. Im Unterschied zu Dragon Fire konnten sie mit diesem Einsatz sogar prahlen und würden außerdem anschließend keine Alpträume bekommen.
    Bis jetzt also fünfzehn Mann. Hinzu kamen Mechaniker, Sanitäter und Troß. Die gesamte Expedition würde zweiundzwanzig bis vierundzwanzig Mann umfassen. Funkpersonal würde vermutlich nicht notwendig sein, da die dazu notwendigen Kenntnisse beim Personal des Nachrichtendienstes vorhanden waren, das selbstverständlich dazugehörte. Åke Stålhandske ging davon aus, daß der Nachrichtendienst mit drei Mann vertreten sein würde, einer in jedem Hubschrauber. Vermutlich war auch er selbst dabei.
    Nachdem Åke Stålhandske noch einmal seine Schlußfolgerungen und Notizen geprüft hatte, rief er Samuel Ulfsson an und fragte ihn, ob er Zeit für ein Gespräch habe. Er erhielt den Bescheid, er solle zwanzig Minuten warten. In dieser Zeit ging er nochmals alles durch.
    Auf zwei zusammengestellten Schreibtischen stand ein Modell des Gefängnisses Abu Ghraib, hergestellt aus Balsaholz und Pappmache. Das Modell würde nach und nach verfeinert werden, sobald sie die Auskünfte der Verwandten erhielten, die demnächst ihre Besuche im Gefängnis wieder aufnehmen würden. Man hatte sie mit einfachen Touristenkameras ausgerüstet, ihnen jedoch Filme gegeben, die bei normaler Entwicklung zerstört werden

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