Im Namen Ihrer Majestät
würden. Die entscheidende Frage war, ob sie herausfinden konnten, an welcher Stelle die Stromversorgung lahmgelegt werden konnte. Schlösser und andere Kleinigkeiten waren nicht so interessant. Stahl und Gittertore würde der Einsatztrupp in wenigen Sekunden überwinden können.
Wenn es gelang, bei der Landung die gesamte Elektrizität zu unterbrechen, wäre damit das Vorhaben so gut wie hundertprozentig gesichert. Vermutlich würde es auch so funktionieren. Es genügte, die Phantasie zu gebrauchen: Da liegt ein irakischer Wachposten mit zehn weiteren Männern in einer mehr oder weniger stickigen Kaserne. Es ist drei Uhr morgens, und plötzlich ist die Hölle los. Man hört etwas wie Hubschrauber, automatische Waffen und vielleicht auch die Detonationen leichter Raketen. Was tut man in den nächsten zwei Minuten? Greift man zur Waffe und stürzt zu der Abteilung im Gefängnis, in der die Schweden sitzen? Wohl kaum.
Schwieriger war die Frage, wie die Wachtürme ausgeschaltet werden sollten. Von amerikanischen Satellitenfotos wußte man, daß die Türme tagsüber mit jeweils drei Mann besetzt waren. Nachts waren sie wohl ebenso besetzt, also mit insgesamt sechs Mann. Diese verfügten über leichte Maschinenpistolen und Automatik-Karabiner, was ausreichte, um einen Hubschrauber auf kurze Entfernung zu beschädigen. Folglich mußten diese Männer kampfunfähig gemacht werden, und folglich würde das Unternehmen fünf oder sechs Menschenleben kosten.
Åke Stålhandske machte sich keine Gedanken darüber, was bei diesem Vorhaben gut oder böse oder moralisch oder nicht moralisch war. Er hatte nur den Auftrag, sich um die praktischen Dinge zu kümmern. Welche Konsequenzen aber konnte es für andere Schweden haben, die sich aus den verschiedensten Gründen in Bagdad aufhielten, wenn man mehr Iraker tötete als Schweden rettete? Dieser Saddam Hussein hatte immerhin schon früher Geiseln genommen.
Eine Möglichkeit wäre vielleicht, rechtzeitig möglichst viele Schweden abzuziehen, doch das würde alarmierend oder zumindest auffällig wirken. Wie auch immer: Damit sollten sich die Politiker befassen. Åke Stålhandske hatte nur zu entscheiden, ob die Wachtürme mit automatischen Kanonen oder Hellfire-Raketen ausgeschaltet werden sollten, was davon abhing, welche Hubschrauber eingesetzt werden sollten. Åke Stålhandske würde den Hellfire-Raketen den Vorzug geben.
»Nun, wie geht’s?« begrüßte ihn Samuel Ulfsson freundlich, als Åke eintrat. Einige Leute vom Beschaffungsamt verließen gerade den Raum.
»Nun ja, so einigermaßen«, brummte Åke Stålhandske mit einem Augenzwinkern, wartete jedoch mit der Fortsetzung, bis er hinter den vorigen Besuchern die Tür geschlossen hatte.
»Wenn du uns Saudi-Arabien als Basis besorgen kannst, ist die Sache schon klar«, fuhr er fort, als sie allein waren.
»Kannst du das überhaupt?«
»Nun ja, im Augenblick ist das kaum meine Sache. Ich beschäftige mich meist damit, mich mit unseren amerikanischen Freunden auseinanderzusetzen«, erwiderte Samuel Ulfsson und zog erleichtert seinen Aschenbecher hervor, den er unter der Schreibtischplatte versteckt hatte. Einige Konferenzen waren offenbar sogar bei Samuel Ulfsson rauchfrei.
»Und was sagen unsere amerikanischen Freunde?« fragte Åke Stålhandske.
»Die sind geradezu bester Laune. Wenn man ihre Einstellung zusammenfassen sollte, müßte man so gut Amerikanisch sprechen wie du und Carl.«
»Go kick some ass!« schlug Åke Stålhandske fröhlich vor.
»Ja, etwas in der Richtung. Sie haben uns mit gutem Kartenmaterial versorgt?«
»Ich kann nicht klagen. Wir wissen über jeden Quadratmeter in dem fraglichen Fluggebiet Bescheid. Wann erfahren wir, ob es Saudi-Arabien werden kann?«
»Keine Ahnung«, seufzte Samuel Ulfsson. »Wie gesagt ist das nicht mein Bier, aber Anders Lönnh hat die verrückte Idee, daß wir plötzlich mit Saudi-Arabien eine Art Austauschprogramm mit wechselseitigen Studienaufenthalten beginnen sollen.«
»Warum das denn? Das hört sich verdammt kompliziert an«, sagte Åke Stålhandske mißtrauisch.
»Offenbar haben wir die gleichen Hubschrauber wie sie. Wir sollten dann also nur das Personal runterschicken, deren Ausrüstung leihen und die Hubschrauber vor dem entscheidenden Einsatz neu anmalen. Anschließend sollen die Saudis einen Gegenbesuch machen und oben in der Wildnis Norrlands das Fliegen bei Dunkelheit üben. Etwa so.«
»Die Hubschrauber neu anmalen?« fragte Åke Stålhandske
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