Im Namen Ihrer Majestät
vier Hotelangestellte, von denen der am nächsten stehende sofort mit einer Miene auf ihn zuging, die eine Vorbereitung auf zweierlei sein konnte: vollkommene Abweisung oder vollkommene Unterwerfung.
»Was können wir für Sie tun, Sir?« fragte der korrekt gekleidete Mann.
»Ich suche einen guten Freund, den ich hier treffen soll, Mr. Hamilton«, erwiderte Luigi. Er war etwas unsicher, da er nicht wußte, ob Carl tatsächlich unter seinem richtigen Namen reiste.
»Mr. Hamilton, natürlich. Seien Sie so freundlich und nehmen Sie hier Platz, Sir, wir sagen Mr. Hamilton Bescheid«, erwiderte der Angestellte und zeigte mit einer Handbewegung auf einen kleinen Alkoven mit einigen Plüschsesseln. Luigi setzte sich mit einem Seufzer hin, doch schon nach weniger als einer Minute kam ein weiterer Angestellter und bat ihn, zum Fahrstuhl mitzukommen. Dort übernahm ein dritter Angestellter die Stafette, und Luigi folgte ihm über weiche Teppiche, unter denen das Holz anheimelnd knarrte, zu einer Tür mit einem kleinen Türklopfer aus Messing. Der Angestellte klopfte zweimal, trat einen Schritt zurück und legte die Hände auf den Rücken.
»Sie haben Besuch, Mr. Hamilton«, sagte der Hotelangestellte, als Carl aufmachte.
»Komm rein«, sagte Carl, klopfte Luigi auf den Rücken und führte ihn in das Wohnzimmer mit den exotischen Antiquitäten.
Es fiel Luigi schwer, sich sofort an die professionelle Attitüde anzupassen, die Carl vorgab. Das einzige, was Luigi in jüngster Zeit in den Zeitungen über Schweden gelesen hatte, betraf den Mordversuch an Carl, die Morde an dessen Familienangehörigen, John Majors Besuch in Stockholm und die JAS-Maschine, die bei einer Flugvorführung beim Stockholmer Wasserfestival mitten in der Stadt abgestürzt war.
Carl hatte begonnen, Schwedisch zu sprechen, so daß alle selbstverständlichen Bemerkungen über geteilte Trauer und Anteilnahme sich verboten; es würde sich völlig unpassend anhören, wenn man auf schwedisch etwa sagte: »Was deiner Familie geschehen ist, tut mir leid.«
Auf Luigis vorsichtige Frage, wie es ihm gehe, hatte Carl nur knapp geantwortet: den Umständen entsprechend. Dann hatte er seinen Computer eingeschaltet und ungefähr eine halbe Stunde Vortrag gehalten. Zusammenfassend erklärte er, er halte die Risiken für tolerabel. Damit sei die Operation in Gang. Luigi werde sofort einen Kontaktmann und Führungsoffizier vom MI 6 erhalten. Alles, buchstäblich alles, müsse auf dem Weg weiterberichtet werden, und zwar nach den Vorgaben der Leute beim MI 6.
Während dieser unpersönlichen und informellen Instruktionsstunde hatte Luigi nicht viel zu sagen. Carls Schlußfolgerungen erschienen ihm in allen wesentlichen Punkten richtig. Die einzige überraschende Neuigkeit war, daß Luigi offenbar genau in der Risikozone Unterwassertechnologie gelandet war und die Jagd auf die Organisatoren der Selbstmorde nicht länger wie die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen zu sein schien.
Schließlich schaltete Carl den Computer ab, zog die Diskette heraus und warf sie Luigi zu. Dann nannte Carl den Zugangscode, worauf das Treffen beendet zu sein schien. Doch statt dessen wirkte Carl plötzlich wie ausgewechselt. Er nahm die Weinkarte, die auf einer Barock-Kommode lag, zeigte vielsagend, wie dick sie war, und hob fragend die Augenbrauen.
»Na schön«, sagte Luigi vorsichtig, »wenn es nach deinem Willen geht, wird es wohl wie immer ein französischer Wein.«
»Nicht unbedingt«, entgegnete Carl und warf Luigi quer durchs Zimmer die Weinkarte zu.
»Ich verstehe überhaupt nichts von italienischen Weinen, es sei denn, es sind sizilianische. Nach denen ist mir im Augenblick aber nicht zumute. Such einen Italiener aus!«
Luigi blätterte eine Weile und wählte einen Brunello di Montalcino des Castello Banfi. Carl nahm den Hörer ab und bestellte ohne jeden Kommentar eine Flasche.
Als der Etagenkellner Wein und Gläser abgestellt hatte und gegangen war, prosteten sie einander wortlos zu, da es selbstverständlich war, worauf sie tranken. Carl blickte nachdenklich auf sein Glas, hielt es gegen eine Lampe, drehte es in der Hand und nahm noch einen großen Schluck.
»Nicht dumm, wirklich nicht dumm«, sagte er und stellte langsam das Glas hin. »Kannst du gut italienisch kochen?«
»Ich halte anständigen italienischen Standard, aber mein Repertoire ist ein bißchen schmal«, erwiderte Luigi.
»Gut«, sagte Carl. »Wenn dieser Job erledigt ist, kommst du mal nach
Weitere Kostenlose Bücher