Im Namen Ihrer Majestät
die hintere Tür und machte dabei eine Ehrenbezeigung. Er erhielt die gemurmelte Anweisung, zur gewohnten Zeit wiederzukommen; es war unmöglich, vor dem Club zu parken. Sogar für einige britische Dienste war es verboten, und deshalb glitten die Autos jetzt um die Lunchzeit unablässig vorbei und setzten die Herren des Reiches ab, die sich wie gewohnt zwei Stunden in einem Herrenclub laben wollten.
Sir Geoffrey nahm Carl beim Arm und führte ihn gutgelaunt durchs Haus, während er einen routinierten Vortrag über den Club hielt.
Das Haus sei 1830 für den bereits bestehenden Club gebaut worden und liege Wand an Wand mit The Reform Club, nach den Worten Sir Geoffreys ein Treffpunkt für diverse Politiker von überwiegend zweifelhafter Couleur. Der Travellers’ Club sei für Reisende im weitesten Sinne da; um Mitglied zu werden, müsse man im Ausland gearbeitet haben, was bedeute, daß die Mitglieder hauptsächlich Militärs, Diplomaten und Journalisten seien. Insgesamt gebe es 1 250 Mitglieder, wenn man die dreihundert mitzähle, die im Ausland lebten.
Auf Carls erstaunte Frage, ob es nicht unpassend sei, beim Lunch so viele Journalisten auf der Pelle zu haben, entgegnete Sir Geoffrey, daß in dieser Hinsicht keinerlei Gefahr bestehe. Erstens habe natürlich nicht jeder Schreiberling Zutritt. Zweitens, und vielleicht noch wichtiger, sei es verboten, in den Clubräumen irgendwelchen Geschäften nachzugehen. Handys seien verboten, es dürften keine Papiere auf die Tische gelegt werden, und Rascheln sei absolut unerwünscht. Wer das unbezwingbare Bedürfnis verspüre, mit Papier zu rascheln, müsse seine Aktentasche beim Hausmeister an der Tür holen, bei dem alle Aktentaschen abzugeben seien, und sich in ein kleines Kabuff neben dem Eingang setzen. Dort dürfe jeder rascheln, soviel er wolle.
Im Erdgeschoß links gebe es einen großen Salon, zu dem auch Damen Zutritt hätten. Wer Frauen bei sich habe, was neuerdings als durchaus akzeptabel gelte, nun ja, natürlich nicht irgendwelche Frauen, dürfe sie aber nicht ins Obergeschoß mitnehmen. Falls man ihnen zu essen geben wolle, gehe es nur hier unten. Hinter dem großen gelben Salon gebe es für solche Zwecke einen kleinen Speisesaal.
Carl ging bei dem Rundgang einen Schritt hinter Sir Geoffrey. Von Zeit zu Zeit fuhr jemand hoch und grüßte, und Carl wurde mit einem Murmeln vorgestellt. Er streckte die Hand aus, sprach ein paar höfliche Floskeln, dann gingen sie weiter. Carl konnte nicht herausfinden, ob die Leute hier wußten, für welchen Dienst Sir Geoffrey arbeitete. Vielleicht wußten es alle. Ihren Mienen und ihrem Auftreten ließ sich weder das eine noch das andere entnehmen.
Der Lunch in dem großen Restaurant, das aussah wie ein Speisesaal eines Internats, wurde von 12.45 Uhr bis 14.00 Uhr serviert.
Carl vermutete, daß das Interieur bewußt so gehalten war, damit die Herren sich zu Hause fühlten. Überall standen kleine braune Tische, nur in der Mitte nicht, wo ein ovaler Tisch ausschließlich für Mitglieder reserviert war, die keine Lust hatten, die Gäste anderer zu ertragen, sowie eine Reihe kleiner Einzeltische an einer Längswand, an denen Herren essen konnten, die überhaupt nichts anderes wollten, als in Ruhe gelassen zu werden. Was sie auch mit souveräner Deutlichkeit zeigten. Fast alle hielten ein Exemplar der Times in Zeitungsklemmen aus Mahagoni, während sie aßen.
Es herrschte fröhliche Stimmung wie in einem Schulspeiseraum, und Sir Geoffrey lotste Carl durch den Raum zu einem Tisch, der offenbar sein Stammtisch war. Er reichte Carl eine Speisekarte und schlug vor, sie sollten das Tagesgericht nehmen, denn es sei hervorragend.
Carl blätterte interessiert in der Weinkarte, während Sir Geoffrey mit Männern an den Nebentischen einige Begrüßungsrituale absolvierte. Alle waren exakt gleich gekleidet – dunkle graue Anzüge mit Weste.
Die Weinkarte enthielt einige verblüffende Nummern, unter anderem einen Les Forts de Latour 1975 für nur 34,5 Pfund, was billiger sein mußte als in einer französischen Weinhandlung, und einen Margaux 1982 für 78 Pfund, was Carl auf die Hälfte des Marktpreises schätzte.
»Wie ich schon erwähnte, das Tagesgericht ist wirklich gut!« sagte Sir Geoffrey und wandte sich Carl zu. Er rieb sich erwartungsvoll die Hände. »Besonders für einen Kerl schottischer Herkunft wie dich!«
Carl versuchte, aus der rätselhaften Beschreibung des Tagesgerichts schlau zu werden:
Chieftain O’ the Puddin
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