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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Race wi’ Bashed Neeps and Champit Tatties stand da.
    Sir Geoffrey bestellte dieses Gericht für beide und dann den Wein des Tages, der der Weinkarte zufolge kaum größeren Genuß versprach. Die weiße Alternative stellte sich als La Serre Sauvignon Blanc, Vin de Pays d’Oc vor, und die rote Alternative hieß Vin de Table, Rouge. Soweit Carl sehen konnte, handelte es sich in beiden Fällen um Weine, die er seit seiner Studentenzeit nicht mehr angerührt hatte. Es grämte ihn, daß er nicht wagte, einen der beiden Weltklasseweine zu bestellen, die er fast zum gleichen Preis entdeckt hatte wie diesen Rotspon, der jetzt unterwegs war.
    Was das Gericht anging, gestand Carl vorbehaltlos, der Speisekarte keine einzige vernünftige Information entnehmen zu können. Er habe ganz einfach keine Ahnung, was da bevorstehe.
    Sir Geoffrey berichtete amüsiert, es sei eins der beliebtesten Tagesgerichte im Club, ein schottisches, das im Grund aus einer Art Fleischklößen bestehe. Bashed Neeps seien Steckrüben und Champit Tatties bedeute Kartoffelmus.
    »Na, wie findest du das Futter?« fragte Sir Geoffrey eifrig, als sie ein wenig probiert hatten.
    »Das Futter…«, sagte Carl gedehnt, »entspricht, soviel ich sehe, auch hochgestellten Erwartungen an die englische Küche.«
    »Mein lieber Freund! Das hört sich aber sehr zweideutig an«, prustete Sir Geoffrey.
    Carl machte einen neuen Versuch, die widerwärtige Mischung aus brauner Sauce, zerkochten Steckrüben und Kartoffelmus in Angriff zu nehmen.
    »Prost auf den gestreiften Schlafanzug, du weißt schon«, sagte Sir Geoffrey. Carl führte das Rotweinglas an den Mund und mußte feststellen, daß seine bösen Ahnungen sich bestätigten.
    »Prost, auf den gestreiften Schlafanzug«, fauchte er mit Tränen in den Augen. »Verzeihung, ich bin Alkohol nicht gewohnt.«
    »Der Wein ist jedenfalls nicht britisch«, sagte Sir Geoffrey beleidigt. »Hol mich der Teufel, er ist doch französisch.«
    »Nein«, entgegnete Carl. »Er ist vermutlich algerisch, wenn auch in Frankreich abgefüllt. Für Amis genügt er jedenfalls.«
    Sir Geoffrey blickte verletzt auf seinen Teller und machte sich dann entschlossen über seine Mahlzeit her. Carl beschloß, auf schlechten Appetit infolge seiner Schußverletzungen zu verweisen. Um seinen Appetit war es tatsächlich schlecht bestellt.
    *
    Luigi Bertoni hatte eine ganze Bahnfahrt von Addlestone zur Waterloo Station der Frage gewidmet, wie er das EDV- Programm, das ihm als erste Arbeitsaufgabe zugewiesen worden war, modifizieren konnte. Nach seinen Wünschen sollte es den militärischen Vorbildern Schwedens und der USA stärker ähneln, damit es funktionstüchtiger würde. Die Frage war, ob er damit Kenntnisse verriet, die er eigentlich nicht hätte haben können. Andererseits war er bei einem Rüstungsbetrieb angestellt, und die Kenntnisse, die er seiner Legende zufolge aus den USA mitbrachte, konnten sich ja durchaus von bestimmten britischen unterscheiden. In seiner Abteilung des schwedischen Nachrichtendienstes hatten sie ein ähnliches Programm und zum Teil sogar die gleichen Torpedos wie die Briten und selbstverständlich den gleichen potentiellen Gegner. Als der Zug durch Vauxhall fuhr, riß ihn das große Haus aus sandfarbenem Stein, grünem Glas und Stahl aus seinen Gedanken. Er lächelte unmerklich. Das war die neue Zentrale des MI 6, ein großes und imposantes Bauwerk direkt am Ufer der Themse und zehn Kilometer im Umkreis sichtbar. Die Briten behaupteten, das sei ein Geheimnis.
    Als er am Endbahnhof auf den Bahnsteig trat, kam ihm jemand im Gedränge entgegen, winkte und hielt einen kleinen Umschlag hoch. Luigi blieb zögernd stehen, während der andere, ein Mann in seinem Alter in Anzug und mit Krawatte, auf ihn zuging und ihm die Hand gab. Er steckte Luigi den Umschlag sichtbar in die Tasche und sagte dabei etwas Unbegreifliches über das Fest am Freitag. Und damit war er verschwunden.
    Nachdem Luigi ein Stück weiter gegangen war, zog er den Umschlag aus der Tasche und öffnete ihn. Die Mitteilung war in Carls Handschrift geschrieben und mit Trident unterzeichnet. Luigi wurde zu einem sofortigen Treffen gerufen. Es folgten einige Anweisungen, wo und wie.
    Luigi verbrachte eine halbe Stunde mit mehrmaligem Umsteigen in der U-Bahn, bevor er ausstieg und mit einem Taxi zu der angegebenen Adresse fuhr. Der Wagen hielt vor einem altertümlichen Hotel in vornehmer Abgeschiedenheit, was ihn nicht weiter erstaunte.
    An den Wänden standen

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