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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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beispielsweise mit einem Zitronensouffle. Und in dem Fall könnten sie… Er überlegte eine Zeitlang und schlug dann einen Riesling Beerenauslese vor, Alsheimer Frühmesse.
    Er ließ den Blick am Ufer entlanggleiten, wo das grüne Schilf sich leicht in der Brise wiegte, während Tessie dem perlenden Wasser lauschte. Er hatte inzwischen das Tempo gesteigert und ruderte ohne sichtbare Anstrengung, so daß am Vordersteven eine kleine Bugwelle entstand.
    Tessie hatte sich nicht dazu geäußert, daß sie für den Rest ihres Lebens in Schweden wohnen würden, weder ja noch nein. Er wußte aber sehr wohl, daß dieses Thema noch nicht erschöpft war, und sie wußte, daß er es wußte.

7
    Als Carl auf dem Flughafen Scheremetjewo II landete, hatte er an Sibirien noch keinen einzigen Gedanken verschwendet. Ein Flug nach Moskau mit der SAS erschien ihm, als wäre er zu einem der üblichen Jobs unterwegs; vor ein paar Monaten war er zuletzt zu einem von vielen, aber sinnlosen sogenannten U- Boot-Gesprächen hier gewesen, welche die Regierungen Rußlands und Schwedens vereinbart hatten.
    Die meisten Passagiere an Bord und das Kabinenpersonal waren Schweden. Carl hatte sich hinter dunklen Sonnenbrillengläsern versteckt, da alle ihn wiedererkannten und er befürchtete, daß ihm der eine oder andere vielleicht die Meinung sagen wollte. Er war jedoch nicht in der Stimmung für solche Gespräche. Dazu war er viel zu sehr mit dem quälenden Gefühl beschäftigt, Tessie wieder allein gelassen zu haben. Hinter Zäunen, Alarmanlagen und Wachpersonal hatte er sie zurückgelassen. Seine Entschuldigungen hatten die Sache nicht besser gemacht. Er hatte behauptet, daß er nur reise, um einige Dinge zu klären, die mit dem Unternehmen Blue Bird zu tun hätten. Das war eine faustdicke Lüge gewesen. Sie hatte jedoch große Sympathie gerade für dieses Unternehmen geäußert, das darauf abzielte, Landsleute aus der Gefangenschaft in einer Diktatur zu befreien. Er hatte ihr die Planung eingehend geschildert, um sie davon zu überzeugen, daß das Vorhaben nicht so riskant sei, wie man vielleicht annehmen könne. Außerdem sollte sie glauben, daß es jedesmal um dieses für sie so sympathische Unternehmen gehe, wenn er sie allein lasse.
    Er entschuldigte sich damit, daß die Wahrheit alles nur schlimmer gemacht hätte.
    Wie er vorhergesehen hatte, bekam er beim Zoll scheinbar unüberwindliche Schwierigkeiten, nachdem er die Paßkontrolle für Diplomaten passiert hatte. Die Ausrüstung, die er auf den abgenutzten Blechbänken vor den Zollbeamten auftischte, ging natürlich weit über alles hinaus, was diese gewohnt waren. Er hatte ein militärisches Scharfschützengewehr mit zwei verschiedenen Zielvorrichtungen mitgebracht, einem optischen Zielfernrohr und einem Laser-Zielgerät. Daneben hatte er mehrere Feldstecher mit. Einer davon besaß einen eingebauten Entfernungsmesser in Form eines Laser. Außerdem führte er Munition verschiedener Typen mit, ein paar Messer, die offensichtlich Militärausrüstung waren, und überdies eine Tasche, die mit dem Besten gefüllt war, was westliche Streitkräfte in Form von tarn und wärmeisolierender Kleidung leisten konnten. Die Ausrüstung sah zweifellos aus, als wäre sie genau für das gedacht, wozu sie tatsächlich gedacht war, für Meuchelmorde.
    Der Umstand, daß er fließend Russisch sprach, machte die Situation kaum besser. Schon gar nicht, als er die Tatsache zu erklären versuchte, daß er keine Einfuhrlizenz für die Ausrüstung besitze. Allerdings sei dies ein Teil seiner Dienstausrüstung als schwedischer Soldat, und Militärs brauchten keine Lizenz für ihre Ausrüstung. Der erste Zollbeamte hatte seinen nächsthöheren Vorgesetzten geholt, der wiederum einen weiteren Vorgesetzten gerufen hatte, einen Hauptmann, der wieder einen Oberst holte.
    Carls einziger Beleg zur Bestätigung seiner Behauptung, er sei zu einem privaten Besuch in Rußland, um in Sibirien auf die Jagd zu gehen, bestand aus einem in russischer Sprache gehaltenen Fax von Generalleutnant Jurij Tschiwartschew. Als die Zollbeamten versuchten, ihn anzurufen, erhielten sie die Auskunft, der General sei unerreichbar, da er sich in Sibirien aufhalte. Mit seinen Flugtickets bewies Carl, daß er selbst nach Sibirien unterwegs war.
    Damit wäre er natürlich nie durchgekommen. Doch als die Diskussion endgültig festgefahren zu sein schien, tauchten zwei Armeeoffiziere auf, ein Oberstleutnant und ein Major. An ihren Uniformsymbolen konnte

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