Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
Valerja lachte Tränen, während der Wolf Sascha säuerlich und mißtrauisch fragte, weshalb man ein so merkwürdiges Verhältnis zu Schweden gehabt habe. Soviel er wisse, sei Schweden ein Land mit sehr guten Eishockeyspielern, und die Schweden halte er für ein friedliches Volk, etwa wie die Norweger. Was solle dieser Unsinn, sie seien Feinde gewesen?
    Jurij Tschiwartschew hob amüsiert eine Augenbraue und sagte, das sei eigentlich eine sehr gute Bemerkung, aber am besten sei es vielleicht, den jetzigen Freund und früheren Feind den Zusammenhang erklären zu lassen. Damit zeigte er ironisch auf Carl, dem es plötzlich schwerfiel, ernst zu bleiben. Doch alle blickten ihn fragend an, und ihm wurde klar, daß er mit dem ehemaligen Feind mitten in Asien saß, wie absurd die Situation auch erscheinen mochte. Morgen würden sie zusammen auf die Jagd gehen. Er sollte also besser irgendeine vernünftige Antwort finden.
    Er begann vorsichtig und sprach zunächst von dem Kalten Krieg. Er erwähnte die Aufteilung der Welt in West gegen Ost, nannte die Sowjetunion die eine Supermacht und die USA die andere. Diese Worte lösten bei den Anwesenden nicht einmal ein erstauntes Heben der Augenbrauen aus, obwohl sie bei etlichen Schweden, damals wie heute, eine Ohnmacht hervorgerufen hätten. Wie auch immer: Kleine Länder, die sich zwischen den beiden Supermächten befanden, mußten sich für eine Seite entscheiden. Schweden sei ein westliches Land und somit für die USA und gegen die Sowjetunion. Das sei im Grunde gar nicht kompliziert.
    »Sofern man nicht neutral spielt«, flocht Jurij Tschiwartschew amüsiert ein. Er wandte sich dann an die anderen, während er auf Carl zeigte, und erklärte, diese kleinen Scheißer täten neutral, obwohl sie insgeheim mit den USA verbündet seien.
    Carl entgegnete schnell und mit sichtlich gespieltem Zorn, daß die kleinen Scheißer dieser Welt vielleicht nicht immer viel zu wählen hätten. Das System funktioniere trotzdem einigermaßen, weil es nie zu einem Krieg gekommen sei. Der Kalte Krieg sei nie ein heißer geworden.
    »Wissen Sie was, meine Herren?« rief Jurij Tschiwartschew aus. »Wissen Sie, was der für mich sehr gute Freund getan hat?«
    Natürlich wußte es niemand. Während Carl sich vor Scham zusammenkauerte, gab Jurij Tschiwartschew jene Geschichte zum besten, die Carl in Sibirien am allerwenigsten erzählt wissen wollte.
    »Dieser dreiste Schurke!« rief Jurij Tschiwartschew aus und zeigte mit der Hand auf Carl. »Er hat sich folgendes geleistet: Er ist als Diplomat verkleidet nach Moskau gereist. Dann hat er so gesoffen, daß wir ihn schon für einen Idioten hielten. Ich selbst, in diesem Zusammenhang ein noch größerer Idiot, habe sogar versucht, ihn zu kaufen und auf unsere Seite zu bringen. Wissen Sie, was dieser Schurke und mein heutiger guter Freund danach getan hat?«
    Die Anwesenden schwiegen verblüfft.
    »Also!« fuhr Jurij Tschiwartschew nach einer Kunstpause fort, die aus weiteren fünfzig Gramm Wodka bestand. »Er machte sich auf, einen schwedischen Verräter zu liquidieren, der von uns geschützt werden sollte. Mitten vor unserer Nase! Soviel zu diesem Saufbold!«
    »Na ja«, sagte Carl verlegen und streckte übertrieben schwankend sein Glas vor, um sich nachfüllen zu lassen.
    »Saufbold hin, Saufbold her. Dieser Mann hatte schließlich sein Land für Geld verraten…«
    Plötzlich wurde ihm innerlich eiskalt; hatte Jurij Tschiwartschew ihn durchschaut, war all dieses anscheinend alberne Gerede über das Saufen in Wahrheit etwas ganz anderes?
    »Eins muß man aber doch sagen, Genossen. Verzeihen Sie mir, falls sich jemand gekränkt fühlt, wenn ich Sie Genossen nenne, Genossen. Aber Jurij und seine Kumpane, die sowjetischen Spione, hatten tatsächlich einen Verräter gekauft, der kein einziges Prinzip kannte außer Geld. Das war alles, was er im Kopf hatte. Jurij ist an dieser Geschichte auch nicht gerade unschuldig, Genossen.«
    »Was!« sagte der Bär Valerij und riß die blauen Augen auf.
    »Ist unser General auch ein Spion?«
    »Bei unseren eigenen Leuten heißt es nicht so, mein lieber Feldwebel«, sagte Jurij Tschiwartschew gedämpft. »In allen Sprachen, auch in unserer, kennt man dafür zwei Begriffe. Unsere eigenen Leute nennen wir Aufklärer, die anderen haben Spione. Ich selbst bin Aufklärer, während der da ein gottverdammter Spion ist. Wie auch immer – einen Krieg hat es nicht gegeben, und das ist auch gut so.«
    *
    Das erste, was Luigi in die

Weitere Kostenlose Bücher